Die Menschenrechtsorganisation ALQST warnt davor, dass die Fußball-WM 2034 in Saudi-Arabien zur Verschleierung von Rechtsverletzungen missbraucht werden könnte.
Die Auswirkungen des Turniers könnten enorm sein, teilte die Organisation mit. ALQST operiert aus London und setzt sich für Veränderungen in Saudi-Arabien ein.
Amnesty International lenkte den Fokus vor der Vergabe des Turniers auf die Risiken, denen Fans im Königreich auf der arabischen Halbinsel ausgesetzt sind.
Saudi-Arabien einziger Bewerber
Saudi-Arabien wird am Mittwoch (ab 15.00 Uhr) bei einem außerordentlichen Kongress des Weltverbands FIFA den Zuschlag für die Ausrichtung des Weltereignisses erhalten. Es gibt nur einen Bewerber, FIFA-Präsident Gianni Infantino ist ein großer Befürworter.
FIFA bewertete Saudi-Arabiens WM-Bewerbung äußerst positiv >>>
Verschiedene Menschenrechtsorganisationen weisen allerdings seit Jahren auf Menschenrechtsverstöße in Saudi-Arabien hin.
"Saudi-Arabien und seine junge, fußballbegeisterte Bevölkerung haben es nicht weniger verdient als jedes andere Land, Gastgeber eines solchen Ereignisses zu sein", betonte ALQST.
"Das Problem ist, dass angesichts der weit verbreiteten Rechtsverletzungen in dem Land - auf welche die Bewerbung nicht angemessen eingeht - die Risiken einfach zu hoch sind."
Rekordzahl von Hinrichtungen
Ohne entsprechende und umfassende Reformen würden ausländische Besucher in zehn Jahren mit einer großen Unsicherheit konfrontiert werden, auch mit Blick auf "diskriminierende Gesetze und die strengen Einschränkungen von Grundfreiheiten", teilte die Organisation mit.
Am Montag veröffentlichte ALQST einen Bericht, laut dem im Jahr 2024 die höchste jemals in Saudi-Arabien registrierte Zahl von Hinrichtungen verzeichnet worden sei.
Amnesty International betonte die Risiken für ausländische Besucher. "Eine Frau ist stärker eingeschränkt als ein Mann. Wer homosexuell ist, wird kriminalisiert, da gleichgeschlechtliche Handlungen bestraft werden", erklärte Stephen Cockburn, Leiter der Abteilung für wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit, der deutschen Zeitung "Tagesspiegel".
Niemand könne wissen, wie diese Themen während der WM behandelt werden. "Wird jemand mit einer Regenbogenflagge verhaftet? Können gleichgeschlechtliche Paare ein Hotelzimmer buchen? Wie werden die Sicherheitskräfte in Bezug auf Antidiskriminierung geschult? Wir wissen es nicht", stellte Cockburn klar.
Saudi-Arabien "noch repressiver" als Katar
Entgegen deutlicher Kritik hält der Weltverband FIFA Saudi-Arabien für den fast perfekten Gastgeber der WM 2034. Im veröffentlichten Evaluationsbericht erhält die Bewerbung 4,2 von 5 möglichen Punkten.
In der sogenannten allgemeinen Risikobewertung verschiedener Bereiche stellt die FIFA im schlechtesten Fall ein "mittleres Risiko" fest.
Cockburn nannte den Bericht eine "erstaunliche Verharmlosung" der seiner Meinung nach katastrophalen Menschenrechtsbilanz. "Die FIFA und der saudische Fußballverband haben die Definition dessen, worüber sie sprechen mussten, einfach reduziert und im Wesentlichen entschieden, welche Menschenrechte ihnen wichtig sind. Sie haben einige der schwerwiegendsten Risiken ignoriert", kritisierte der Experte.
Im Vergleich zu Katar, dem Ausrichter der WM 2022, nannte Cockburn Saudi-Arabien "noch repressiver". Es gebe keine unabhängigen Medien und keine Menschenrechtsaktivisten vor Ort.
Das Organisationskomitee für 2034 verspricht weitreichende Reformen. Der faktische Herrscher Saudi-Arabiens, Mohammed bin Salman, hat seit seiner Ernennung zum Kronprinzen im Jahr 2017 eine gesellschaftliche Öffnung vorangetrieben und das Land auch für Touristen zugänglicher gemacht.
Gleichzeitig hat die Unterdrückung kritischer Stimmen und die Verfolgung etwa von Frauenrechtlerinnen im Land noch zugenommen.