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Marco Rose: Arbeitstier und legendäres Feierbiest

"Marco Maximus" - als Spieler Party-Legende, als Trainer Arbeits-Tier:

Marco Rose: Arbeitstier und legendäres Feierbiest Foto: © GEPA

"Des is Soizbuag."

Wenn Ulf Häfelinger in der Salzburger Kabine am Wort ist, wird es laut. Dem Sportpsychologen obliegt es, der Mannschaft nach Siegen wie gegen Lazio Rom auf seine Weise zu gratulieren.

Ein Video aus der Kabine machte eine kleine Runde und für kurze Zeit konnte erahnt werden, was Stefan Lainer meint, wenn er sagt: "Ulf hat legendäre Ansprachen, die uns immer mitreißen."

Nach dem Wunder von Salzburg war auch Dietrich Mateschitz in der Umkleide.

Der Eigentümer des Hauptsponsors hielt sich mit großen Ansprachen zurück, gratulierte aber stolz: "Es war ganz einfach gewaltig. Es war eine endlose Kette von Ereignissen. Vielen Dank, ihr seid's ein super Team."

Einer, der seinen eigenen Aussagen zufolge in der Kabine "die Klappe hielt", war der Vater dieses Erfolgs - Marco Rose.

"Marco Maximus"

Weil es der Salzburg-Trainer genoss, seinen Spielern beim Feiern zuzusehen. Und ganz sicher, weil er stolz war, was das gesamte Team samt Betreuern an diesem magischen Abend geleistet hat.

"Es geht nicht um mich", meinte der 41-Jährige zu Saisonbeginn. Das stimmt, der Verein steht über allem und allen. Doch am Ende des Tages sehnt sich die jubelnde Öffentlichkeit nach Helden.

Marco Rose ist einer dieser Helden. Ob als "Marco Maximale" in Anlehnung an seine jüngeren Aussagen und Reminiszenz an Otto Baric, der Austria Salzburg 1994 ins UEFA-Cup-Finale führte.

Oder vielleicht nach der "Eroberung" von Rom als "Marco Maximus" - mit einem österreichischen Verein im Jahr 2018 in ein Europacup-Halbfinale einzuziehen ist schlichtweg eine Sensation. Die aber hart erarbeitet wurde.

Spaß an der harten Arbeit

Nach der Lehrstunde in Italien war die Lust der Spieler und Trainer merklich zu spüren, dieses Resultat, das teilweise eigener Naivität geschuldet war, zu korrigieren. Daran wurde gearbeitet, im Detail gefeilt. Man hat sich etwas einfallen lassen.

Der Trainerstab, bestehend aus Rose, Rene Aufhauser, Alexander Zickler und Rene Maric, analysierte das Hinspiel und überlegte sich Gegenmaßnahmen für das fordernde 5-3-2 der Römer. Das macht Spaß, vor allem wenn etwas gelingt,

Denn die Überraschung mit einem 4-3-3 gelang offensichtlich, Hee Chan Hwang hatte auch jene große Chance, daraus Kapital in Form eines Tores zu schlagen. Doch Hwang vergab und Simone Inzaghi stellte bald um.

Der Lazio-Trainer machte am Tag zuvor keinen Hehl daraus, was er von Rose hält. Der 42-Jährige bezeichnete den 41-Jährigen als sehr guten Trainer, der sich sehr gut auf Spiele vorbereitet.

Doch mittlerweile macht das niemand mehr alleine. Auch was das In-Game-Coaching betrifft, das auf diesem Niveau einfach erforderlich ist, um ein Spiel auch zu lenken. Doch das Betreuer-Team hatte ebenso einen Plan B.

"Beim 0:1 haben wir uns dann über Plan B Gedanken gemacht. Wir hätten auf eine Dreierkette umgestellt und 3-2-2-3 gespielt. Mit dem Ausgleich haben wir es aber verworfen. Wir waren im 4-3-3 gut im Spiel und da sind auch die Tore gefallen“, erklärte Rose noch am selben Abend.

Wie schon in Dortmund wusste Rose die ausländischen Medienvertreter zu beeindrucken.

Italienische Medienvertreter angetan von Rose

Ein italienischer Journalist verglich ihn bereits mit Julian Nagelsmann und reihte den Leipziger in die neue Generation von jungen, taktischen und wissenschaftlichen Trainern ein.

Auf die Frage, welche Neuheiten er denn in den internationalen Fußball einbringen könnte, gab sich Rose zunächst diplomatisch und bedankte sich für das Lob.

"Fußball ist Fußball. Es gibt gute alte Trainer, es gibt gute junge Trainer, es gibt gute Trainer, die gut Fußball gespielt haben und es gibt gute Trainer, die fast gar keinen Fußball gespielt haben."

Anruf nach dem Ausbruch

Rose hat selbst auf hohem Niveau Fußball gespielt – und auch bei seinem früheren Trainer und heutigen Kumpel Jürgen Klopp gelernt.

"Neben Taktik spielt der Umgang mit dem Team eine wichtige Rolle. Wir versuchen uns ständig weiter zu entwickeln, auch im Team, wir diskutieren viel. Ich lerne in diesem Jahr in der Europa League sehr viel, ich bin ein Trainer, der sehr viel dazulernen kann und das macht viel Spaß."

Viel lernt Rose in diesem Jahr auch, was den Umgang mit Medien angeht. Viele Fragen werden gestellt, nicht jede kann er nachvollziehen, wie jene am Mittwoch nach dem Derby della Capitale (Hier nachlesen!).

Doch gleich nach der Pressekonferenz folgte ein Gespräch mit dem Journalisten, am Matchtag dann noch ein Anruf.

Glück des Tüchtigen

Rose ist nach wie vor im ersten Jahr Trainer eines Profi-Teams – und könnte neben wertvollen Erfahrungen auch drei Titel einfahren. Seine Winner-Mentalität zeichnet ihn ebenfalls aus (Hier nachlesen!).

Der Salzburg-Trainer ist aber kein Freund von Schwarz-Weiß-Malerei. Das lässt er gerne wissen.

Die Pressekonferenz am Tag nach der Sensation fiel unter die Kategorie heiter. Der Deutsche zog die Spaßbremse, weil er auch weiß, was auf dem Spiel steht. "Ich weiß auch, wie die Pressekonferenz ausgesehen hätte, wenn wir drei Spiele in Folge verloren hätten", mahnte Rose und schärfte den neben sich sitzenden Stefan Lainer mit einem Blick in die Augen für das Admira-Spiel.

Drei Titel können am Ende zu Buche stehen, aber noch keiner ist eingefahren.

Rose hat zudem nicht vergessen, dass am Donnerstag auch Glück im Spiel war. Nicht immer gelingt dir ein Ausgleich eine Minute später, nicht immer fallen zwei Tore nach abgefälschten Schüssen – aber auch das ist Glück des Tüchtigen.

Gefeiert wird erst nach Saisonende, wenn es etwas zu feiern gibt. Da ist mit Rose zu rechnen. In Mainz ist "Rosi" eine Legende, wie dieses Video zeigt - Klopp leitet ein, der Rest ist Mainzer Geschichte.

(Salzburg hat das legendäre Zitat übrigens aufgegriffen, siehe ganz unten)

Rose: "Irgendwelche Einwände?"

"Ich bin immer noch ein Feierbiest, wenn es etwas zu feiern gibt. Gestern war das ein sehr schöner Abend, sicherlich habe ich auch auf diesen Sieg angestoßen, aber ich wusste auch, dass heute um 11 Uhr Training ist und wir am Samstag zur Admira fahren. Das habe ich gelernt in meiner Karriere. Früher konnte ich feiern bis um 7 Uhr Früh und um 10 Uhr trainieren. Aber wenn du etwas älter wirst, machst du die Erfahrung, dass ein Körper länger braucht, um zu regenerieren, deswegen war ich sehr schlau und bin irgendwann nach Hause gegangen. Man lernt dazu."

Ein zweites Video zeigt, wie emotional Rose sein kann. Was ihm in Österreich manchmal zu seiner Verwunderung nicht nachgesagt wird.

"Mannschaft noch professioneller"

Am Donnerstag ließ es der selbst ernannte Gerechtigkeitsfanatiker ruhig angehen.

Während der Vater einer zehnjährigen Tochter mit seinen aus Leipzig angereisten Eltern noch anstieß, dürfte aber im Salzburger Trainingszentrum Taxham noch das Licht gebrannt haben.

"Meine Mannschaft ist wohl noch professioneller als ich. Da gibt es wahrscheinlich Spieler, die gestern noch nach Taxham gefahren sind und sich im Wasserbecken aufs Fahrrad gesetzt haben."

"Heute Früh um 8 Uhr war der Erste da und ist eigenständig Auslaufen gegangen, der nächste hat sich auf das Fahrrad gesetzt. Also das läuft auf einem Niveau, auf das ich mich verlassen kann."

Und die Mannschaft, für die er immer die richtigen Worte zur richtigen Zeit findet, auf ihn. Sein Vertrag läuft 2019 aus, Gespräche über eine Vertragsverlängerung werden nach einem vielleicht historischen Saisonfinish fortgesetzt.

Ein Triple ist längst nicht mehr unwahrscheinlich – auch dank der Arbeit von "Marco Maximus".

Aus dem Archiv - Wer kennt sich aus? #FCSLAZ #UnserBewerb #Rose #FCSalzburg

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