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Thiem: Warum es nicht besser hätte laufen können

Dominic Thiem befindet sich vor Paris dank des Serben in einer relativ komfortablen Situation.

Thiem: Warum es nicht besser hätte laufen können

Auch wenn ich es jetzt nicht verschrei(b)en will: Grundsätzlich hätte es für Dominic Thiem bei den letzten Turnieren hinsichtlich einer guten Vorbereitung für die in der kommenden Woche beginnenden French Open nicht besser laufen können.

Zuerst konnte der Lichtenwörther dank seiner starken Leistungen in Madrid und Rom, die im Zwei-Satz-Erfolg über Sandplatz-König Rafael Nadal gipfelten, eine ordentliche Portion Selbstvertrauen tanken und seine noch junge Rolle als einer der weltbesten Sandplatz-Spieler bestätigen.

Danach kam der berühmt-berüchtigte Dämpfer (zur richtigen Zeit?): Nur 24 Stunden nach der Gala gegen die unumstrittene Nummer eins auf roter Asche wurde er von Novak Djokovic etwas schmerzhaft (1:6, 0:6) sofort wieder auf den Boden der Tatsachen geholt.

"Vier bis fünf Mal im Jahr bei 100 Prozent"

Wobei Thiem mit Sicherheit nicht der Typ ist, der aufgrund großartiger Siege und Erfolge die Tendenz hätte, abzuheben und/oder auf die tägliche Arbeit zu vergessen.

Wer den Schützling von Günter Bresnik ein bisschen kennt, weiß, dass ihm punkto Selbsteinschätzung, Lernbereitschaft, Disziplin oder Arbeitswillen nur wenige das Wasser reichen können.

So meinte Thiem schon vor den Turnieren in Madrid und Rom: „Ein Spieler wird maximal vier bis fünf Mal im Jahr 100 Prozent spielen können.“ Ein Beleg dafür, dass der geerdete Niederösterreicher einzelne Sternstunden durchaus richtig einzuordnen weiß und diese nicht als gottgegeben einstuft, wie es vielleicht so mancher extrovertiertere Vertreter der „Next Generation“ machen würde.

Thiem und Zverev als junge Herausforderer

Trotzdem lastet nun eindeutig weniger Druck auf den Schultern des 23-Jährigen, der sich für die von Djokovic erteilte Lehrstunde - bei der der Serbe seine mit Abstand beste Saisonleistung abrufen konnte - eigentlich sogar bedanken müsste. Wäre er als frischgebackener Rom-Sieger und Nadal-Bezwinger nach Roland Garros gekommen, hätten ihn wahrscheinlich alle Medien, Konkurrenten und Experten sofort zum großen Titel-Favoriten bei den French Open auserkoren.

Dieses Schildchen darf sich weiterhin – und auch völlig zurecht – Nadal umhängen, der heuer nach seinem historischen zehnten Titel im Sandplatz-Mekka greift. Mit Novak Djokovic meldete sich auch sein alter Rivale rechtzeitig bereit: Der serbische Weltranglisten-Zweite kommt immerhin als Titelverteidiger nach Roland Garros.

Dahinter teilt sich Thiem den Status des jungen Herausforderers und Shooting-Stars nun mit Alexander Zverev. Der erst 20-jährige Deutsche bewies mit seinem ersten 1000er-Titel ein weiteres Mal, dass er das Zeug zum absoluten Superstar hat.

Ob er jetzt schon das mentale Rüstzeug zum großen Champion hat, wird sich in Paris zeigen, wo er durch seinen Sensations-Sieg in Rom stärker im Fokus der Weltöffentlichkeit stehen wird als je zuvor. Eine heikle Situation, die schon vielen aufstrebenden Newcomern ein überraschend frühes Aus bescherte.

Auslosung kommt große Bedeutung zu

Für die ersten ernsthaften Prognosen werden wir in jedem Fall die am Freitag auf dem Programm stehende Auslosung abwarten müssen, der heuer eine ungewohnt wichtige Rolle zukommt und die dementsprechend mit großer Spannung erwartet wird.

Aufgrund der relativ schlechten Platzierungen der zuletzt stärksten Sandplatz-Spieler scheinen nämlich sehr früh im Turnierverlauf einige große Kracher garantiert zu sein. Beispielsweise könnte Thiem schon im Achtelfinale auf Zverev oder Angstgegner David Goffin treffen.

Wobei gerade hier der Terminus „Angstgegner“ trotz eines Head-to-Head von 3:6 mit Vorsicht zu betrachten ist. Die bislang wichtigste Partie gegen den Belgier konnte Thiem nämlich für sich entscheiden: Im Vorjahr im Viertelfinale der French Open.

Danach setzte es im Kampf um den Final-Einzug eine klare Niederlage gegen Djokovic. Wie besser könnte sich Thiem beim Serben für die Rom-Lehrstunde besser "bedanken", als bei einem erneuten Duell im Zeichen der doppelten Revanche?

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