Anlässlich der Ehrung des "Sportlers des Jahres" lebte unter Österreichs Sport-Stars die Diskussion darüber auf, ob denn Darts ein Sport sei (Hier Nachlesen!). Wer definiert das eigentlich? Der Versuch einer juristischen Antwort.
Trotz der steigenden Anzahl an rechtlichen Bestimmungen rund um den Sport gibt es eines nicht: eine gesetzliche Definition des Sports.
Was für einige eine akademische Diskussion sein mag, hat in der Praxis durchaus Relevanz. Zahlreiche gesetzliche Bestimmungen verwenden nämlich den Begriff des Sports, ohne ihn jedoch zu definieren.
Sportlicher Wettkampf unter Einsatz motorischer Aktivität
Die Bundessportorganisation (BSO), die Dachorganisation des organisierten Sports in Österreich, definiert Sport in ihren Statuten als "motorische Aktivitäten, die körperliche Fertigkeiten und Anstrengungen verlangen, die wettkampfmäßig in Interaktion mit anderen Personen betrieben werden können oder gesundheitsfördernden Charakter haben."
Wichtig auch: die eigenmotorische Aktivität. Diese ist nach herrschender Ansicht beim Motorsport z.B. nicht gegeben, weshalb Motorsport auch nicht als Sport im Sinne der BSO-Statuten gilt, wenngleich wohl nicht bestritten werden kann, dass auch Motorsporler nur unter höchstem körperlichen Einsatz erfolgreich wettkämpfen können.
Motorische Aktivität beim Darts
Wer in den vergangenen Wochen die Bewerbe rund um den erfolgreichen österreichischen Darts-Champion Mensur Suljovic verfolgt hat, weiß, dass eine gewisse motorische Aktivität durch den Wurf des Darts jedenfalls gegeben ist, körperliche Anstrengung und eine damit einhergehende körperliche Fitness aber vielleicht nicht gleich als erstes ins Auge stechen.
Es ist also nicht gänzlich abwegig, die Frage in den Raum zu stellen, ob es sich bei Darts denn wirklich um Sport handelt.
EuGH: Bridge ist kein Sport
Erst kürzlich hat sich übrigens der Europäische Gerichtshof mit der Frage befasst, ob denn Duplicate Bridge – eine Variante des Kartenspiels Bridge – als Sport im Sinne der Mehrwertsteuer-Richtlinie gilt.
Dabei griff der EuGH in Ermangelung einer Definition des Begriffes "Sport" auf den gewöhnlichen Sprachgebrauch und den Sinn des Begriffs zurück. Im Ergebnis räumte er zwar ein, dass Duplicate-Bridge Logik, Gedächtnisvermögen und strategisches Denken voraussetze und damit der geistigen und körperlichen Gesundheit förderlich sein kann. Dies allein reicht nach Ansicht des EuGH aber noch nicht für die Schlussfolgerung aus, dass Duplicate-Bridge auch als Sport im Sinne der Mehrwertsteuer-Richtlinie gilt, zumal die für den Sport entscheidende körperliche Komponente bei diesem Spiel unbedeutend sei.
Fraglich, ob nach dieser Ansicht die sporttypische körperliche Bewegung des Wurfes beim Darts eine ausreichende körperliche Komponente aufweist.
Eine wichtige Anmerkung stellte der EuGH seinem Urteil aber voran: die enge Auslegung des Begriffes Sport soll nur für den konkreten Fall gelten. Und zwar ging es um die Bewertung der steuerlichen Privilegien für Dienstleistungen, die im engen Zusammenhang mit Sport stehen, wie sie eben die Mehrwertsteuer-Richtlinie vorsieht. Eine allgemeine Definition des Sportbegriffs wollte der Gerichtshof damit nicht vornehmen.
Fazit: Sport ist nicht gleich Sport
Im Ergebnis gibt es keine allgemeingültige Definition von Sport, weder eine gesetzliche noch eine sportwissenschaftliche. Das heißt wohl, dass derjenige, der den Begriff Sport verwendet – innerhalb der Grenzen des gewöhnlichen Sprachgebrauchs – auch definieren kann, was er damit meint.
Somit ist es legitim, dass der Sportbegriff von einer Finanzbehörde womöglich anders definiert wird als von der Sporthilfe, die die Ehrung des "Sportlers des Jahres" vornimmt.