Zweieinhalb Monate ist es her, dass sich Basketball-Österreich in einem historischen Ausnahme-Zustand befand.
Dass Jakob Pöltl als erster Österreicher von einem NBA-Team gedraftet wurde und das gleich an neunter Stelle, hat selbst über die sehr engen "Randsport"-Grenzen hinaus für großes Aufsehen gesorgt.
Die - zumindest nach außen - gute Nachricht: Der lange Wiener wird in Kürze wieder alles überstrahlen, wenn die Saison in der besten Liga der Welt beginnt und er hoffentlich regelmäßig Spielzeit erhält.
Die schlechte Nachricht: In der Zwischenzeit erlebte Österreichs Basketball wieder einmal einen äußerst harten Reality Check.
Die Qualifikation für die EM 2017 wurde verpasst, die Durststrecke an Endrunden-Teilnahmen wird sich somit auf mindestens 44 Jahre verlängern. Dabei darf man nicht vergessen, dass anno 1977 nur zwölf Teams bei der EM mitwirken durften, heutzutage sind es 24.
Durch die Änderungen des FIBA-Kalenders kommt die nächste EM-Chance erst 2021 - von der WM 2019 wagt niemand zu träumen, Europa entsendet nach China nur zwölf Teams (zumindest sind die Chancen intakt, dass es das ÖBV-Team in die 32 Länder umfassende Division A der WM-Quali schaffen wird).
Jakob Pöltl wird - der FIBA sei "Dank" - auch in Zukunft wenig zur Qualifikation beitragen können, falls er sich in der NBA hält. Selbst wenn er von seinem Klub freigegeben wird, kann er höchstens ein Drittel der Spiele absolvieren, vielleicht auch nur ein Sechstel.
Ein Grundstock, der durchaus das Zeug hätte, zu einem großen Turnier zu fahren, besteht um Rasid Mahalbasic und Thomas Schreiner seit Jahren. Sollten die wichtigsten Protagonisten weiterspielen, wird man auch in Zukunft zumindest eine Chance haben, sich in die bessere Hälfte des Kontinents zu spielen.
Dennoch wurde in der aktuellen Quali, in der dem ÖBV-Team keine übermächtigen Gegner gegenüber standen, wieder einmal klar vor Augen geführt: Es fehlt nicht nur - mit wenigen Ausnahmen - an Topspielern, auch die Dichte ist zu gering.
Mit den Absagen von Pöltl und Benjamin Ortner war zu rechnen, aber im Endeffekt war der Ausfall eines Guards nicht zu verkraften: Die Verletzung von Thomas Klepeisz war im vorentscheidenden Heimspiel gegen Deutschland ein großer Faktor, als gegen die druckvolle Defense am Ende der Saft ausging.
Der ÖBV hat in die schlussendlich misslungene Quali viel investiert und mit Kestutis Kemzura einen international renommierten Trainer geholt, aus verständlichen Gründen: 2017 wäre möglicherweise die letzte oder zumindest vorletzte Chance gewesen, das Trio Schreiner-Mahalbasic-Pöltl gemeinsam zur EM schicken zu können.
Der Plan ging leider nicht auf, jetzt führt endgültig kein Weg mehr daran vorbei, mehr Ressourcen, Energie und Konsequenz in den Nachwuchs zu stecken. Erste Maßnahmen im Nachwuchs-Bereich wurden vom Verband auch bereits gesetzt.
Wie weit man mit professionellen Konzepten, die auch umgesetzt werden, kommen kann, zeigen zum Beispiel die Finnen seit Jahren eindrucksvoll vor. Vor etwas mehr als einem Jahrzehnt hinter Österreich angesiedelt, gehören die Nachwuchsteams mittlerweile zur europäischen Spitze und die Herren haben sogar eine WM-Teilnahme in der Tasche.
Die Ereignisse aus diesem Jahr bieten eine Chance: Das Beispiel Pöltl zeigt, dass auch in Österreich im Basketball einiges möglich ist. Die EM-Quali zeigt ebenfalls, dass mehr möglich wäre, aber dass ein allgemeines Umdenken her muss, um endlich wirklich einen größeren Schritt zu schaffen.
Die Zeit der Ausreden, warum etwas nicht geht, muss vorbei sein.