Der Geißbock-Bart war ab, als Peter Stöger am Sonntag, Punkt 12 Uhr, das Podium bei der mit Spannung erwarteten Pressekonferenz im Signal Iduna Park von Borussia Dortmund betrat.

Geschneuzt, gekampelt und geschniegelt saß der 51-jährige Wiener unaufgeregt zwischen BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc. Am 3. Dezember verlässt Stöger nach viereinhalb Jahren das Geißbock-Heim, wird in Köln als abgeschlagenes Tabellen-Schlusslicht in der Bundesliga gefeuert, nur eine Woche später übernimmt er mit dem BVB einen der Top-Vereine des Landes als Chef-Trainer.

Die Stöger-Sensation gilt somit zurecht als einer der verrücktesten Trainerwechsel in Deutschland.

Wow, was für ein Karrieresprung für jemanden, der mit seiner Mannschaft in 14 Bundesliga-Spielen gerade einmal drei Punkte eingefahren hat.

Sei's drum. Peter Stöger ist der brutale Absturz des "Effzeh" nach einer der erfolgreichsten Saisonen - der 1. FC Köln qualifizierte sich im Sommer nach 25 Jahren erstmals wieder für den Europacup - nicht angelastet worden. Im Gegenteil. Stöger genießt in der Domstadt längst Kultstatus. Spätestens am letzten Arbeitstag in Köln hat sich Stöger den Respekt der letzten Zweifler erarbeitet. Stunden nach seiner Beurlaubung war er mit Freundin Ulrike Kriegler einer Charity-Einladung in Köln-Deutz gefolgt, um als Star-Gast bei einer Spenden-Gala für benachteiligte Kinder mitzuwirken.

Nicht nur der Riesen-Applaus der 450 geladenen Gäste war ihm sicher. Stöger überzeugt als Mensch, ist absolut geerdet und charakterlich schwer in Ordnung. Stöger musste als Spieler viel Häme vertragen. Der Edeltechniker ist auf seinen Profi-Stationen bei der Wiener Austria, dem FC Tirol oder bei Rapid stets vom gegnerischen Anhang verspottet und verhöhnt worden. "Fest der Pferde – Stöger ist dabei…", grölten die Unverbesserlichen auf den Rängen zwischen Bregenz und Mattersburg. Trotz seiner 65 Länderspiele für Österreich kritisierten ihn die Experten, dass er als Spieler nie den Sprung ins Ausland wagte. Feigheit warfen sie Stöger vor. Er sei einer, der nur in der gemütlichen heimischen Liga abkassieren will, lautete nicht selten das vernichtende Urteil.

An Peter Stöger prallten die Kritiken ohne Groll ab. Der Wiener nahm es mit Charme hin und ging seinen Weg. Er war sich auch als Trainer nicht zu schade, sich über die unterklassigen Stationen Vienna, GAK und Wiener Neustadt für höhere Aufgaben zu empfehlen. Wo immer Stöger arbeitete – der Spaß kam neben der harten Arbeit nie zu kurz. Überall, wo Stöger mit seinem Team arbeitete, menschelte es gehörig.

Auch als Interview-Partner für die Medien verkauft sich der Wiener authentisch, ehrlich und stets höflich. Stöger weiß, dass er einer privilegierten Arbeit nachgeht und tut dies stets mit viel Demut. Er ist weder nachtragend noch überehrgeizig. Stöger ruht in sich und ist ein Menschenfänger, der mit seiner Ausstrahlung und seinem Fachwissen jeder Mannschaft Leben einhaucht.

Stöger ist wie Ralph Hasenhüttl in Leipzig oder Adi Hütter in Bern ein großartiger Botschafter des heimischen Fußballs. Meister mit der Wiener Austria, Aufstieg mit Köln und jetzt der Chef in Dortmund. Hut ab vor dem Erreichten und alles Gute beim BVB!


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