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Nachruf auf Dietmar Constantini - Inschallah Didi!

Er war ein Freund und Menschenfänger. Jetzt sucht Constantini seinen Lehrmeister Ernst Happel in einer anderen Welt - إن شاء الله Didi!

Nachruf auf Dietmar Constantini - Inschallah Didi! Foto: © GEPA

Die Demenz hat Didi zuerst ins Pflegeheim geführt und jetzt sein Leben ausgelöscht.

Dumm und dämlich, diese Demenz-Erkrankungen, mit der sich immer mehr Leute beschäftigen müssen. Starke Menschen wie es Didis Frau und dessen Töchter und Enkelkinder sind.

Sie haben dem ewigen "Sonnyboy" bis zum letzten Atemzug ein würdiges Leben geschenkt und sich intensiv mit der Krankheit auseinandergesetzt.

Immer mit einem gewissen Augenzwinkern

Sich mit Kritikern, Politikern und den so genannten Millionen Teamchefs des Landes auseinanderzusetzen, war auch eine Stärke von Dietmar Constantini. Und er tat dies immer mit einem gewissen Augenzwinkern.

Didi brachte den Tiroler Skilehrerschmäh - was immer das auch ist... - in das ernste und gnadenlose Trainergeschäft. Didis Charme und Witz waren anders als jener der Wiener Trainer-Größen Ernst Happel, Gustl Starek oder Herbert Prohaska. Didi war durch und durch Tiroler.

Sagen wir ein internationaler Tiroler, der Anfang der 1980er-Jahre als Fußballprofi in Griechenland arbeitete und Ende der 1980er-Jahre im saudi-arabischen Raum seine Trainerkarriere begann. Gemeinsam mit Walter Skocik und Hans Krankl – zwei weiteren Wiener Kult-Kickern und Trainer-Legenden.

Happels schwarze Kappe

Geprägt wie kein Zweiter hat den ehemaligen Innenverteidiger von Wacker Innsbruck aber Ernst Happel. "Ein Tag mit Happel ist wie ein Tag auf der Universität", notierte Constantini den Journalisten in die Notizblöcke. Und nur einen Tag vor dem Tod des "Wödmastas" bestand er mir gegenüber nach einem Interview mit ihm auf die Titel-Schlagzeile: "Ich bin verliebt in Ernst Happel!"

Mitte November 1992 - unmittelbar nach Happels Tod - übernahm Constantini die Nationalmannschaft seines Lehrmeisters.

In Nürnberg im Spiel gegen den Weltmeister setzte der Jung-Teamchef damals Happels schwarze Kappe, welche dieser bei dessen letzten Trainingseinheiten getragen hatte, neben sich auf die Trainerbank. Die deutschen Weltmeister dankten ihm dafür und gratulierten Constantini nicht nur aufgrund der großen Geste.

Der Menschenfänger und seine Spitzbuben

Constantini war ein Gefühlsmensch, der sich als Teamchef unter anderem für Aussagen, wonach die Taktik in einem Spiel manchmal überbewertet sei, rechtfertigen musste. Constantini nahm's gelassen und ärgerte sich viel mehr über Funktionäre, die sich und nicht die Fußballer in den Mittelpunkt stellten.

Didi war ein Menschenfänger, einer der auf die Jugend setzte. Er liebte seine Spitzbuben. Nicht umsonst durften der junge David Alaba auswärts in Paris gegen Frankreich oder der junge Aleksandar Dragovic bei seinen Vorfahren in Serbien unter seiner Führung ihr Debüt für die österreichische Nationalmannschaft geben.

Sie haben es Didi gedankt, wie viele Kicker, die seinen Schmäh liebten und denen er immer zuerst den Spaß am Fußball vermittelte.

Als Anfang Juni 2019 in den Ö3-Verkehrsnachrichten ein Geisterfahrerunfall auf der Brennerautobahn vermeldet wurde und sich in der Recherche herausstellte, dass Didi Constantini damals mit seinem Mercedes falsch auf die A12 aufgefahren ist, war das der Anfang vom Ende.

Didi mag zwar oft gegen den Strom geschwommen sein, aber ein Geisterfahrer war er nie.

Seit seiner Zeit in Saudi-Arabien zählte der Gruß "inschallah" zu den Lieblingswörtern des Kosmopoliten. Er verabschiedete sich immer wieder mit inschallah, was so viel bedeutet wie "so Gott will" - Inschallah Didi!

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