Für einen Sieg in einem Marathon braucht es nicht nur ein schnelles und standfestes Auto samt perfekter Boxenmannschaft, sondern auch eiserne Nerven. Und die hatte Felipe Nasr, Ex-Formel-1-Fahrer bei Sauber, in den letzten Minuten der 62. Auflage des "Rolex 24" in Daytona.
Die letzte Neutralisation 45 Minuten vor Ende der Distanz (nach einem kurzen Feuer am Lexus von Parker Thompson) brachte die führenden Prototypen auf Schlagdistanz zusammen. Der brasilianische Porsche-Penske-Werkfahrer, der nach dem Formel-1-Abschied 2016 auf die Langstrecke in die USA gewechselt war, duellierte sich in den letzten 90 Minuten mit Tom Blomqvist im Action Express-Cadillac, wobei die Führung mehrfach wechselte – doch nach der Gelbphase hatte Nasr die Nase vorn und die Nerven im Griff. "Das ist einfach unglaublich. Das hat sich dieses sensationelle Team verdient", rief Nasr, und fragte in die Rekordzuschauermenge: "Habt ihr die Show genossen?"
Blomqvist, Sohn des ehemaligen Rallye-Weltmeisters Stig, verpasste seinen dritten Daytona-Sieg in Folge am Ende nur um 2,1 Sekunden. Die ersten Fünf lagen nach 791 Runden innerhalb von 44 Sekunden – auf Platz drei der beste Acura mit Ex-F1-Champion Jenson Button vor zwei weiteren Porsche, dem zweiten Werksauto u. a. mit dem Wahl-Bregenzer Kévin Estre und dem privaten Proton u. a. mit dem Schweizer Neel Jani.
Für Porsche war der Sieg in Daytona ein Jahr nach der Rückkehr zu den großen Prototypen mit dem neuen LMDh-Auto 963 der erste seit 2010, der 19. als Chassis- und der 23. als Motorenhersteller. Partner Roger Penske, der am 20. Februar 87 Jahre alt wird, im Rennsport schon alles gewonnen hat und noch immer stets "live" dabei ist, war in den 24 Stunden von Daytona letztmalig 1969 (!) mit Mark Donohue und Chuck Parsons erfolgreich.
Wie Nasr gewannen auch seine Teamkollegen Matt Campbell, Dane Cameron und Josef Newgarden erstmals die Gesamtwertung – für den zweifachen Indycar-Meister Newgarden (deutsch-dänische Vorfahren) war es der größte Triumph seit seinem Sieg im Indy 500 2023. "Und jetzt hoffe ich, einmal in Le Mans zu gewinnen", sagte der 33-Jährige, der auf den „Geschmack“ der Langstreckenrennen gekommen ist.
BMW schnell, aber mit zu vielen Problemen
BMW führte mit beiden M Hybrid V8 das Rennen in der ersten Hälfte an (u.a. übernahm der Salzburger Philipp Eng Ende der dritten Stunde die Spitze), doch in der Nacht warfen technische Probleme beide Wagen aussichtslos zurück. Eng & Co. wurden Opfer von Elektronikproblemen, beim Abschleppen des Wagens in die Garage riss auch noch das Seil.
Am Ende blieb nach einer zweiten längeren Reparatur im Finish nur Platz acht mit 15 Runden Rückstand. Einen Rang besser wurde der Wahl-Bregenzer René Rast, ein mehrfacher Daytona-Klassensieger, im zweiten BMW klassiert.
Chancen auf den Klassensieg hatte bis ins Finish Ferdinand Habsburg bei den LMP2-Prototypen: Als Fünfter verfehlte der Salzburger Platz eins um 19 Sekunden - nach 767 Runden! Habsburg lag mehrfach in Führung, Gelbphasen kamen aber nicht zu seinen Gunsten.
Ein solides Daytona-Debüt lieferte DTM-Champion Thomas Preining ab, der im Andretti-Porsche 911 Platz neun unter 23 GTD-Autos belegte. Klaus Bachler im MDK-Porsche konnte die Rückstände seiner Teamkollegen nie mehr aufholen und wurde Zwölfter. In der GTD Pro-Klasse hatte Mirko Bortolotti im Iron Lynx-Lamborghini realistische Siegchancen, führte zweitweise, fiel aber dann auf Klassenrang sieben zurück – für den zweifachen Daytona-Sieger eine Enttäuschung.
Von 59 gestarteten Teams beendeten 40 den Auftakt der amerikanischen Sportwagen-Meisterschaft (IMSA).