Die Wurz-Familie hat im Motorsport-Jahr 2024 allen Grund zu feiern. Parallel zur Debütsaison von Charlie (zum LAOLA1-Interview>>>) in der Formel 3 mischte der 17-jährige Oscar die zentraleuropäische Formel 4 auf und gewann auf Anhieb die Meisterschaft.
Der jüngere Wurz-Bruder fixierte den Titel beim Saisonfinale auf dem Salzburgring. Gegen Kontrahent Kirill Kutskov aus Kirgistan reichten beim Heimspiel zwei zweite und ein dritter Platz. "Ich bin sehr zufrieden, dass ich die Meisterschaft in Österreich gewonnen habe", sagt der gebürtige Monegasse mit österreichischer Rennlizenz gegenüber LAOLA1.
Einen der drei Saisonsiege eroberte Oscar sogar, nachdem er das Rennen aus der Boxengasse aufnehmen musste, da er beim Start aufgrund einer zu aggressiven Kupplung den Motor abgewürgt hatte.
Konstanz ist der Schlüssel zum Erfolg
Auch wenn Wurz eine beeindruckende Aufholjagd zeigte, sei das für ihn nicht die größte Herausforderung der Saison gewesen. "Es war das zweite Rennen auf dem Slovakia Ring, als ich am Start den Motor abgewürgt habe und das ganze Feld überholen musste", erklärt er und ergänzt: "Ich habe genau das gemacht, was ich immer mache und habe mit 3,3 Sekunden Vorsprung gewonnen. Das war eines der besten Rennen meiner Karriere."
Der Doppelsieg auf dem Slovakia Ring - Wurz gewann zwei der drei Läufe - markierte auch seinen letzten Besuch auf dem höchsten Treppchen in der Saison 2024. An den verbleibenden drei Wochenenden in Most, Brno und auf dem Salzburgring jubelte er über sieben Podestplätze. Ab Brno legte der Nachwuchspilot eine kalkulierbare Fahrweise an den Tag, um den Vorsprung in der Meisterschaft auf Kutskov zu verwalten.
"Ich habe das Risiko bewusst vermieden", gesteht der Nachwuchsfahrer und betont: "Um den Titel zu gewinnen, ist der Schlüssel, der konstanteste Pilot zu sein."
Saudi-Arabien war "ein Grundstein für CEZ-Titel"
Allerdings ist Wurz nicht nur in der zentraleuropäischen Meisterschaft unterwegs gewesen. Der Youngster fuhr auch in der saudi-arabischen Meisterschaft, die in Sakhir (Bahrain), Ali Sabah Al Salem (Kuwait), Lusail (Katar) und Jeddah (Saudi-Arabien) gastierte.
Beim nicht zur Meisterschaft zählenden Trophy-Event in Bahrain im Dezember 2023 gewann das österreichische Motorsport-Talent das erste sowie vierte Rennen, im Verlauf der regulären Saison langte es für vier Podestplätze in 25 Rennen.
"Wir hatten einen sehr guten Speed und waren immer sehr schnell", fasst Wurz seine Saison im Nahen Osten zusammen. "Aber ich hatte zu viele Unfälle und bin deshalb nur Fünfter in der Meisterschaft geworden. Ich habe viel gelernt und bin sicher, dass diese Erfahrung ein Grundstein für den Titel in der Formel 4 CEZ war", ergänzt er.
Nachtrennen "viel einfacher als Fahrer"
Auf der Arabischen Halbinsel klotzt ein Staat nach dem anderen mit einer hochmodernen Anlage, welche die neuesten Standards des Automobil-Weltverbandes FIA erfüllen. Die Strecken in Bahrain, Kuwait, Katar und Saudi-Arabien seien "wirklich wunderbar" zu fahren gewesen, sagt Wurz. Vor allem der Stadtkurs in Jeddah habe ihm imponiert, den er als "wunderschön" bezeichnete.
Auch wenn im Verlauf des Jahres in der Region das Thermometer regelmäßig über die 30-Grad-Marke steigt, hatte das keinen Einfluss auf die Formel-4-Piloten. Die letzten vier Wochenenden in Katar und Saudi-Arabien warteten mit angenehmen Temperaturen auf: "Wir sind wegen des Ramadans in der Nacht gefahren, was ich sehr spannend fand. Es war also viel kälter und viel einfacher."
Im Gegenzug stehen die Rundstrecken in Zentraleuropa. Im Kalender 2024 erfüllte nur der Red Bull Ring die neuesten Standards (Grad 1), um auch Formel-1-Rennen austragen zu dürfen. Der frisch eröffnete Balaton Park Circuit in Ungarn, der Slovakia Ring, Most und Brno (beide Tschechien) weisen lediglich eine Grad-2-Einstufung auf, der Salzburgring eine Grad-3-Bewertung.
"Die Strecken in der zentraleuropäischen Meisterschaft sind sehr anders, meistens sind sie viel älter und enger", analysiert Wurz, lobt aber: "Sie sind auch schön, aber eben anders. Am besten gefallen hat mir Most."
Formel 1 und 24 Stunden von Le Mans wie einst der Papa
Fakt ist, dass der 17-Jährige erst am Anfang seiner Karriere steht. Trotz seines ersten Titels will Oscar von einem Höhenflug nichts wissen. "Das war meine erste Saison in einem Monoposto, daher habe ich wenig Erfahrung. Ich muss noch viel mehr an mir arbeiten, um ein sehr guter Fahrer zu werden," gibt sich der Nachwuchsfahrer bescheiden.
Und wo führt der Weg nach 2024 hin? "Es ist fast sicher, dass ich ein zweites Jahr in der Formel 4 fahren werde", sagt er, ohne aber genauere Angaben über ein mögliches Cockpit bzw. eine Serie zu machen.
Klar ist aber, dass die Königsklasse das große Ziel bleibt. "Ich möchte, wie mein Vater vor mir, Formel-1-Fahrer werden. Das ist mein Traum", wird er konkret und ergänzt: "Ich möchte auch die 24 Stunden von Le Mans fahren und hoffentlich der jüngste Gesamtsieger aller Zeiten werden. Dieser Rekord gehört noch meinem Vater [im Alter von 22 Jahren, Anm. d. Red.], deshalb möchte ich diesen schlagen."
Um diese Ziele zu erreichen, drücken Oscar nicht nur Bruder Charlie und Papa Alex die Daumen, sondern auch Opa Franz Wurz, der immerhin dreimal Rallye-Cross-Europameister war und seinem Enkel auch als 77-Jähriger immer mit Rat und Tat zur Seite steht.