Hockenheim revisited: Der Wiener Mirko Bortolotti will am Wochenende zum ersten Mal DTM-Champion werden. Ein Jahr, nachdem er hier den Titelkampf gegen Thomas Preining verlor. Und auch vor zwei Jahren war er schon vorn dabei.
Von der Papierform her hat der Lamborghini-Werkspilot im SSR-Team die besten Chancen, denn der Wiener (204 Zähler) hat 15 Punkte Vorsprung auf Kelvin van der Linde (Abt-Audi) und 20 auf Maro Engel (Winward-Mercedes). Aber: In den zwei Rennen sind inklusive Qualifying noch 56 Punkte zu vergeben. Ein Nuller, und alles kann ganz anders sein...
Im Vorjahr gewann Thomas Preining im Porsche beide Finalrennen und holte eindrucksvoll den ersten DTM-Titel für die Stuttgarter (und sich). Preining ist nach einer durchwachsenen Saison als Fünfter (143 Punkte) nicht mehr im Titelrennen, wie auch der Wahl-Bregenzer und dreifache Champion René Rast (Schubert-BMW, Vierter/147) oder Lucas Auer (Winward-Mercedes, 12./86), der heuer ganz im Schatten des Teamkollegen Engel fuhr. Clemens Schmid ist vor dem Finale im ersten Jahr mit dem Dörr-McLaren 19. (27 Punkte).
Bortolotti für Finale "zuversichtlich"
Bortolotti kommt mit viel Selbstvertrauen aus dem vergangenen Rennwochenende in Spielberg, an dem er 41 Zähler samt dem ersten Saisonsieg holte, ins badische Motodrom: "Die Art und Weise, wie wir arbeiten und konstant performen, macht mich zuversichtlich. Das müssen wir auch in Hockenheim abrufen, wenn wir am Ende ganz oben stehen wollen."
Der Wiener mit italienischem Pass ist mit 17 Punkten auch der beste Qualifikant der Saison. Der Johannesburger van der Linde, seit Kurzem in Bregenz ansässig (wo er die Wohnung von Peugeot-Werkfahrer Mikkel Jensen übernahm), hat heuer zwei Mal gewonnen, der Wahl-Monegasse Engel noch nicht.
Wie Bortolotti war van der Linde schon einmal im Titelkampf (2021): "Ein DTM-Finale in Hockenheim ist immer etwas ganz Besonderes – vor allem, wenn die Meisterschaft noch nicht entschieden ist", sagt der 28-Jährige, der 2025 auch ein Programm in einem WEC-Hypercar anstrebt, aber der DTM treu bleiben will. Zweifelsfrei wird der Titel unter drei der weltbesten GT3-Fahrer ausgemacht.
Abts und Audis Wege trennen sich
Und eine Pikanterie gibt es dabei auch noch: Für das heuer nach sieben Jahren Pause wieder von Red Bull unterstützte Abt-Team ist es der Abschied als Langzeit-Partner von Audi. 25 Jahre waren Abt und Audi "liiert", in denen fünf Fahrerchampionate gefeiert wurden (einmal Aiello, je zwei Mal Ekström und Scheider).
Dazu wurde auch fünf Mal die Teamwertung gewonnen. Audi hat ja sein Kundensportprogramm massiv heruntergefahren. Die Kemptner wechseln innerhalb der VW-Gruppe zu Lamborghini – und könnten Bortolotti 2025 "übernehmen", was SSR-Teamchef Stefan Schlund unbedingt verhindern will, sogar die DTM-Zukunft vom Wiener abhängig macht. Die Entscheidung trifft aber weder Bortolotti noch ein Team, sondern Lamborghinis Management in Sant'Agata Bolognese.
Dort wird übrigens schon am Freitag gefeiert: Markenchef Stephan Winkelmann, Anfang der 2000er-Jahre Fiat-Chef in Österreich, wird 60 Jahre alt.
Da könnte ihm Mirko Bortolotti ein feines Geschenk nachreichen…