Im ersten Jahr Lehrgeld. Im zweiten Jahr der erste Sieg. Im dritten Jahr der Anlauf auf den Titel.
Und im vierten DTM-Jahr soll Lucas Auer der große Wurf wirklich gelingen.
Der 23-Jährige geht an diesem Wochenende in Hockenheim in seine vierte und definitiv letzte DTM-Saison mit Mercedes, zieht sich die Marke mit dem Stern Ende des Jahres doch aus der Rennserie zurück.
Für den Tiroler eine besondere Konstellation, da er sich noch einmal für andere Aufgaben im Werkskader der Sterne empfehlen muss.
In der besten Position
"Ich beschäftige mich nicht zu viel damit, wir haben noch eine ganze Saison vor uns", meint Auer.
"Wann ich mich damit beschäftige? Es wird nicht erst nach dem letzten Rennen sein, aber definitiv am Ende der Saison", kündigt er an. "So ab dem siebten Wochenende werden die Gespräche sicher losgehen. Auch ein bisschen davon abhängig, wie die Saison läuft."
Es würde für ihn schließlich auch darum gehen, so gut es geht in der Gegenwart zu bleiben – nur da ließe sich das meiste verändern.
"Ich bin in einer guten Position: Ich bin Werksfahrer bei Mercedes, besser geht es kaum. Wie in jedem Jahr muss ich abliefern, denn wenn ich das nicht tue, wäre es auch egal, ob Mercedes bleibt oder nicht. Von daher wird es ein ganz normales Jahr."
VIDEO - Auers Kampf um offene Türen:
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Es wird langsamer – und wilder
Ein ganz normales Jahr, welchem in Österreich so viel Aufmerksamkeit zuteil wird, wie noch nie zuvor: Der ORF überträgt alle Rennen, mit Philipp Eng gibt es bei BMW einen zweiten heimischen Fahrer im 18-Mann-Feld.
Im Vergleich zur Formel 1 ging man bei der DTM den umgekehrten Weg: Rund zwei Sekunden pro Runde haben die Fahrzeuge durch vereinfachte Aerodynamik eingebüßt, das Überholen soll auf diese Weise einfacher werden.
Durch mehr Einheits-Bauteile soll das Feld enger zusammenrutschen, das leidige Thema der Performance-Gewichte wurde hingegen endgültig gestrichen.
"Im Rennen wird es rund gehen. Wir rutschen mehr, die Reifen werden auch härter rangenommen, man kann sie durch den fehlenden Aerodynamik-Druck auch schwerer aufwärmen. Dadurch wird das Reifenmanagement schwieriger", beschreibt Auer.
"Ich habe bei den Tests schon Quali-Runs gemacht. Es ist definitiv schwieriger als in der Vergangenheit, als das Auto noch wie auf Schienen lag. Als Fahrer hat man mehr zu tun."
Mit Hilfe eines Biathleten
Da der Faktor Mensch mehr Gewicht bekommt, hat Auer in der Offseason eine Änderung vorgenommen und sich in der medizinischen Betreuung mit "Villa Vitalis" einen neuen Partner geangelt.
Federführend bei der Betreuung des 23-Jährigen ist Günther Beck, ehemaliger österreichischer Biathlet, der nach seiner sportlichen Karriere eine Ausbildung zum Sportmediziner folgen ließ.
"Es ist unsere Aufgabe, die Störfaktoren zu erkennen, zu vermeiden und in ein Ganzjahreskonzept miteinzubeziehen. Lucas ist gesund, wie die meisten Sportler. Aber wir suchen die individuellen Schwachstellen", erklärt Auers neuer Betreuer.
Wieder ein Schnellstart?
2017 ist Auer mit zwei Siegen aus den ersten drei Rennen in die DTM-Saison gegangen. Für ihn ein Indiz der Wichtigkeit der Vorbereitung.
"Aber kopieren ist schwer. Ich habe damals meine Hausaufgaben gemacht, aber später ist Audi gekommen und hat brutal nachlegen können."
Kopieren sollte Auer den Output der letzten Saison zumindest im Laufe des Jahres, dann würden ihm laut Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff "alle Türen offen stehen".
Auch Le Mans wäre okay
"Wenn er so einen Lauf hat wie letztes Jahr, ist alles möglich: Von den Tourenwagen über die Formel E, zum Le-Mans-Abenteuer bis hin zur Formel 1. Man braucht einfach das Momentum", meint der Wiener.
Nach der Einstellung des DTM-Programms müsse man sich für die sechs Werksfahrer etwas überlegen, denn "die will man nicht leichtfertig hergeben. Man muss schauen, welche Möglichkeiten sie bei uns in anderen Serien haben – oder eben bei anderen Marken".
Bedeutet: Kann Mercedes kein "adäquates, permanentes Programm" anbieten, wären auch Alternativen okay. "Wenn etwa jemand die Möglichkeit hat, in einem siegfähigen LMP1-Fahrzeug die 24 Stunden von Le Mans zu gewinnen, werden wir die Türe nicht zumachen", garantiert Wolff.
Zukunftshoffnung Formel E
Reingeschnuppert hat Auer schon in die GT-Welt, wo er etwa am Red Bull Ring im Rahmen der ADAC GT Masters in ein Mercedes-Lenkrad griff.
Auch für das Formel-E-Programm, das Mercedes ab 2019/20 als Werksteam startet, werden Fahrer gebraucht.
"Natürlich kommen da alle unsere Werksfahrer auf eine Shortlist. Wir werden schauen, welche Möglichkeiten sich für Luggi und Co. auftun und dann diskutieren", so der Mercedes-Chef.
Und in jeder Serie bringt man sich mit Siegen besonders ins Gespräch.