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Heute vor 40 Jahren: Die Bestätigung des "Regengotts"

Der 21. April 1985 ist unvergessen mit dem ersten Sieg der brasilianischen Formel-1-Legende verknüpft. LAOLA1 erinnert zusammen mit Gerhard Kuntschik zurück.

Heute vor 40 Jahren: Die Bestätigung des Foto: © getty

40 lange Jahre sind seit dem ersten Formel-1-Sieg von Ayrton Senna da Silva vergangen.

Der dreifache Weltmeister aus Brasilien gewinnt am 21. April 1985, und damit auf Tag genau einen Monat nach seinem 25. Geburtstag, im Lotus-Renault 97T auf eine Art und Weise, die der langjährige Motorsport-Journalist Gerhard Kuntschik rückblickend im Exklusiv-Gespräch mit LAOLA1 als "irrsinnig beeindruckend" betiteln sollte.

Anlässlich des Jahrestags blicken wir auf den historischen Tag zurück, als beim Portugal-GP 1985 Senna im strömenden Regen von Estoril (eine halbe Autostunde westlich von Lissabon, Anm.) die Weltöffentlichkeit in Staunen und fast schon Unglauben versetzte. "Das war schon etwas Außergewöhnliches. Es war eine Sternstunde, wie es die Formel 1 selten erlebt hat", erinnert sich Kuntschik vier Dekaden später.

Portugal 1984: Senna bietet Lauda die Stirn

Der gebürtige Niederösterreicher ist Zeitzeuge der Senna-Ära, lernte diesen persönlich 1989 in Monaco im Zuge eines Interviews in dessen Apartment kennen. Doch die ersten Eindrücke über das Talent der Sportlegende hatte Kuntschik bereits 1983, damals noch in der britischen Formel-3-Meisterschaft gegen Martin Brundle, sowie 1984 gewonnen.

In Niki Laudas drittem Titeljahr stach Senna als Toleman-Neuling hervor. Nicht nur überholte der Rookie die etablierte Wiener Legende beim völlig verregneten Monaco-GP, beim Saisonfinale in Estoril bot Senna Lauda im Kampf um die zweite Position die Stirn. "Das ist schon mal ein Riesentalent aufgefallen", blickt Kuntschik zurück und ergänzt: "Da ist er für mich erstmals im Blickfeld gewesen, weil ich ihn ein Rennen lang beobachten konnte."

Wenn die Fahrbann nass war, war Senna fast unschlagbar
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Vorgespult zum Portugal-GP 1985: Senna nahm auf nasser Fahrbahn den Start von der Pole-Position aus in Angriff, nachdem er im Qualifying seinen späteren WM-Rivalen bei McLaren, Alain Prost, um 0,4 Sekunden ausgestochen hatte.

Der Regen spielte in Estoril die entscheidende Rolle: Senna hatte kein Problem mit den schwierigen Bedingungen und fuhr bereits nach zehn Runden einen Vorsprung von knapp 13 Sekunden auf Verfolger Elio de Angelis heraus, der bis Runde 20 auf 30 Sekunden anwuchs. Zeitgleich hatte der Lotus-Teamkollege aus Italien sowohl Prost als auch den späteren Vize-Weltmeister, Michele Alboreto (Ferrari), dicht hinter sich.

Zwischendurch drehte sich Williams-Fahrer Keke Rosberg, wenig später blieb auch Mauro Baldi im Spirit-Hart auf der Strecke stehen. Standards, die heute üblich sind, wenn ein gestrandetes Auto geborgen werden muss, waren damals noch keinen Gedanken wert.

Während also die beiden Rennwagen von Rosberg und Baldi im laufenden Streckenbetrieb - mittlerweile schüttete es regelrecht - von der Strecke entfernt wurden, signalisierte Senna den Offiziellen, dass diese den Grand Prix bitte anhalten mögen.

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"Die Bestätigung, dass er der 'Regengott' war"

Wie es das Schicksal so wollte, entschied die Rennleitung gegen einen vorzeitigen Abbruch. Jedoch ging das Rennen nicht über die volle Distanz, da man das Zwei-Stunden-Limit erreicht hatte. Also wurde in Runde 67 (von 70) das schwarz-weiß karierte Tuch gezeigt. Doch Senna gewann im strömenden Regen von Portugal nicht nur, er führte jede Runde an und deklassierte die etablierten Größen regelrecht.

"Das Rennen und das Ergebnis waren die Bestätigung, dass er seinerzeit im Regen der Beste, quasi der 'Regengott', war", erinnert Kuntschik an den unvergessenen Premierensieg und ergänzt: "Man darf nicht vergessen, Estoril war acht Jahre vor dem Rennen in Donington (1993, Anm.), als er im McLaren mit einem Ford-Kundenmotor im Regen alle angestrichen hat."

Der zweitplatzierte Alboreto hatte bei der Zieldurchfahrt einen Rückstand von 1:02 Minuten, ab dem drittplatzierten Renault-Piloten Patrick Tambay waren bis zu Piercarlo Ghinzani (9./Osella-Alfa Romeo) alle Fahrer mindestens eine Runde zurück. Ganze 17 Piloten sahen die Zielflagge - darunter Niki Lauda (McLaren-TAG) und Gerhard Berger (Arrows-BMW) - nicht.

Senna und der "grenzenlose Ehrgeiz"

Doch wie gelang Senna die Sensation, die Kuntschik als "eine Sternstunde, wie sie die Formel 1 selten erlebt hat", betitelt? Die Wurzeln des Erfolgs liegen in seiner Persönlichkeit, glaubt der gebürtige Niederösterreicher. Der Brasilianer, der zur Saison 1985 den pechschwarz-goldenen John-Player-Special-Lotus mit John-Player-Sponsoring von Nigel Mansell übernommen hatte, galt als akribischer Arbeiter. 

"Man muss sagen, dass in der Vorbereitung auf die Saison tolle Arbeit geleistet wurde", betont er und verweist auf den "grenzenlosen Ehrgeiz", erfolgreich sein zu wollen: "Er hat das Auto an seinen Fahrstil angepasst. Ich vermute, dass er sich mit Gérard Ducarouge (Designer des 97T, Anm.) und seinen Ingenieuren sehr gut verstanden hat, sonst wäre das wohl nicht möglich gewesen."

Doch die Saison 1985 war für Senna nicht nur von dem Augenblick für die Ewigkeit gekrönt. Beim Auftakt in der Heimat (Rio de Janeiro) gab es den Ausfall. Nach Estoril folgte eine Pechsträhne vom Imola- bis einschließlich Nürburgring-Rennen, wobei er keine Punkte einfuhr. Ausgerechnet beim Österreich-GP (2.) fand die Legende wieder in die Spur, siegte in Belgien und fuhr in den Niederlanden, Italien (Monza) sowie England (Brands Hatch) auf das Podest.


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