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Was vom Spielberg-Wochenende übrig bleibt

Die Formel 1 macht wieder Lust auf mehr, hat aber Nachbesserungsbedarf. Der Grand Prix überzeugt als Spektakel, das noch mehr Einheimische anziehen könnte.

Was vom Spielberg-Wochenende übrig bleibt Foto: © getty

Der Grand Prix von Österreich 2024 ist in den Sportchroniken. Mit einem Duell, das die Formel 1 noch länger beschäftigen wird, einem Überraschungssieger und wieder einer gelungenen Party rundherum - vor allem der niederländischen Fans.

LAOLA1 war wieder vier Tage lang beim Geschehen dabei und zieht ein Fazit über das Wochenende.

Was bleibt aus sportlicher Sicht hängen - was fiel beim Rundherum auf? Unser Abschlussbericht:

Die Spannung ist da, sie ist nur zu subtil

Auch wenn es über lange Zeit des Rennens nicht danach aussah: Die engen Kräfteverhältnisse machen die Formel 1 laufend spannender.

Die fehlkalkulierte Reifenstrategie seitens Red Bull Racing entfaltete sich zwar erst in der Schlussphase, danach gab es aber einen tollen Fight um den Sieg zu sehen.

Es war der Beweis: Max Verstappen und sein Team, das mag eine außergewöhnlich starke Kombination sein. Aber auch sie dürfen sich keine Fehler mehr leisten.

Dass der Ausgang des Gefechts wieder Diskussionsmaterial en masse lieferte und durch die Konstellation zweier Freunde, die da aneinandergerieten, auch eine emotionale Ebene mitbrachte, kommt noch als Extra dazu.

Das finale Podest sah drei Fahrer von drei Teams, dazu kamen drei weitere Rennställe zu Punkten. Eine gute Momentaufnahme.

Jetzt muss die Entfaltung dieser Spannung nur etwas greifbarer werden. Gelegenheitszuschauer konnten die Fehlüberlegungen Red Bulls auf der Reifenseite ohne Erklärung zu schwer nachvollziehen, dazu dürften es insgesamt schon noch mehr Überholmanöver sein.

Aber zumindest Zweiteres ist ja ein Dauerproblem, für das verschiedenste Lösungsansätze gesucht und probiert werden.

Es braucht einfach klarere Regeln

War es Max Verstappens Schuld? Wollte Lando Norris zuviel? Lässt sich das Tête-à-Tête mit unrühmlichen Ausgang als "Racing Incident" verbuchen?

Einmal mehr konnte vortrefflich gestritten werden. Einer der beiden Akteure hat bei dieser Art der Nachwehen ja schon reichlich Routine.

Die Stewards machten in Verstappen den Schuldigen aus und verhängten eine Zehn-Sekunden-Strafe, die auf den Ausgang seines Rennens letztlich keinen Einfluss hatte.

Dass es Analysen noch und nöcher gibt (und braucht), um diese Entscheidung zu erklären, mag zwar gut für den Unterhaltungsfaktor sein. Für den Sport selbst offenbart es Nachbesserungsbedarf.

Insbesondere in der Frage, welche Rennmanöver fair und unfair sind, muss die Nachvollzieh- und Begründbarkeit für Außenstehende verbessert werden. Die Linie zwischen hartem Racing und schmutzigen Aktionen ist mitunter sehr dünn.

Das Thema Track Limits, im Vorjahr noch die große Negativdebatte, wurde indes gut in den Griff bekommen. Zwar gab es noch einzelne und mitunter entscheidende Verstöße - etwa gegen Oscar Piastri in Q3 und Lando Norris in der Schlussphase des Rennens - aber insgesamt blieb es eine Nebenerscheinung.

Am Fahrermarkt macht sich Ungeduld breit

Abseits des Sportlichen das größte Thema: Alles wartet auf Carlos Sainz.

Sieben Cockpits sind für 2025 noch frei, und trotzdem herrscht am Markt ziemlicher Stillstand. Der Grund ist der Spanier, dem als heißeste Aktie viele Türen offen stehen - aber schon nicht mehr alle, was auch mit dem langen Abwarten zusammenhängt.

Williams, Alpine und Sauber bzw. Audi haben demnach die besten Karten. Alle Optionen sind gegenüber seiner aktuellen Situation bei Ferrari kein Fortschritt, dementsprechend gründlich muss der 29-Jährige über den wichtigen nächsten Vertrag nachdenken.

Mittlerweile zieht sich diese Bedenkzeit aber über Monate - und blockiert die Zukunftsentscheidungen vieler Kollegen, die nur zu realistisch wissen, dass sie hinter "Carlitos" mancherorts nur zweite Wahl sind.

Da schadet ein Plan B nicht, das war in Spielberg zwischen den Zeilen schon genauso zu vernehmen wie leise Kritik an der Hinhaltetaktik von Sainz. Dem sei eine baldige Entscheidung angeraten, sonst könnte er sich verspekulieren.

Ein Lob für die Organisation

Auffällig war, wie angenehm das Grand-Prix-Erlebnis diesmal ablief. Die Organisation war schon immer gut, 2024 wurde aber sogar an den kleinen Kritikpunkten gearbeitet.

Besonders in Sachen Verkehr gab es überhaupt nichts zu bemängeln. Die wenigen neuralgischen Punkte, an denen es sich bei der Anreise sammelte, wurden clever aufgelöst. Auch am Gelände selbst fielen dem regelmäßigen Besucher Detailverbesserungen auf.

Dass der Grand Prix ausgerechnet am bis dato heißesten Wochenende des Jahres über die Bühne ging und wenige Schattenplätze im Bereich rund um den Ring zu finden sind, war eine unglückliche Fügung.

Die wenigen Gelegenheiten wurden von den Besuchern fast aufeinanderliegend genutzt, die Schlangen vor den Wasserstellen (gut, dass es sie gibt!) waren abschreckend lang. In dieser Hinsicht kann es Ende Juni wahrscheinlich nicht genug vorbeugende Maßnahmen geben.

Lassen wir uns von den Niederländern nicht die Schneid abkaufen!

Foto: © getty

Was im Fußball gilt, kann auch für die Formel 1 gelten.

Zehntausende Niederländer stürmten den Red Bull Ring auch dieses Mal wieder, kombinierten Österreich-Urlaub mit der großen Party, zu der sie den Grand Prix am Rande machten.

Eine beeindruckende Treue, für die ja auch ein paar Autokilometer hingenommen werden müssen. Aber nach der x-ten Verwandlung der grünen Mark in ein oranges Meer muss auch die Frage erlaubt sein: Warum können die, was wir (nicht ganz) können?

Klar, gegen die verstappensche Dominanz bringen sie naturgemäß ein höheres Maß an Resilienz mit. Auch an diesem Wochenende zeichnete sich zu Beginn - vorerst - ein weiteres Solo ihres Helden an.

Doch wie eng Österreich und die Formel 1 verbandelt sind, hat sich einmal mehr gezeigt. Rot-Weiß-Rot und die "Königsklasse", das gehört einfach zusammen. Das muss doch reichen, um hierzulande noch mehr Leute zu einem Besuch zu bewegen.

Vielmehr entstand diesmal etwas stärker der Eindruck, dass der Grand Prix nur eine sportliche Nebenschlagzeile ist. Soll es schlimmere Anlässe als eine gut laufende EURO dafür geben. Aber dieser Veranstaltung internationalen Formats im eigenen Land könnte nie zu viel Aufmerksamkeit zukommen.

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