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Andrea Kimi Antonelli: Auf den Spuren von Ascari und Farina?

Er ist der italienische Shootingstar der Formel 1. Alles blickt auf ihn. Doch wer ist er eigentlich und was macht ihn zum Megatalent? Das LAOLA1-Porträt:

Andrea Kimi Antonelli: Auf den Spuren von Ascari und Farina? Foto: © getty

Andrea Kimi Antonelli.

Ein 18-jähriger Rookie als Nachfolger des siebenfachen Weltmeisters Lewis Hamilton. Mercedes-Teamchef Toto Wolff sieht im Italiener die Zukunft des Rennstalls - so sehr, dass er ihn bereits im Kart-Alter beobachtet und an die Marke mit dem Stern gebunden hat, auch, um einem Zuvorkommen der Konkurrenz entgegenzuwirken.

Doch wer ist der Youngster, der in die Fußstapfen von Giuseppe Farina und Alberto Ascari treten soll? Wie kommt der Mittelname Kimi zustande? Was hat er mit Minardi am Hut? Und wie tickt er eigentlich? 

LAOLA1 nimmt den Italiener im Porträt genaustens unter die Lupe.

Geboren mit dem Rennfahrer-Gen

Antonelli erblickt am 25. August 2006 in Bologna das Licht der Welt. Vater Marco ist Rennfahrer, fährt in seiner Karriere in diversen GT-Serien mit und ist Besitzer des in San Marino angesiedelten Nachwuchsrennstalls AKM Motorsport.

Während Andrea ein typischer Vorname in Italien ist, ist es Kimi weniger. Den Mittelname erhält der Youngster von Enrico Bertaggia, einem Rennfahrerkollegen seines Vaters.

Aber, auch wenn es auf der Hand liegen würde, ist der Name Zufall und keine Anlehnung an den letzten Ferrari-Weltmeister Räikkönen. Das betont der junge Antonelli stets.

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Und eigentlich hätte der 18-Jährige kein Rennfahrer werden sollen. Denn Vater Marco wollte eine Fußballkarriere fördern - mit dem großen Ziel, eines Tages für die "Squadra Azzurra" aufzulaufen. Allerdings hat der Sohn das Rennfahrer-Gen im Blut, so kommt es, wie es kommen muss: der Einstieg in den Kartsport im zierlichen Alter von sieben Jahren.

Die Entscheidung der vier Räder statt eines runden Spielgeräts erweist sich als goldrichtig: Auf Anhieb hat der junge Antonelli Erfolg, wird bei einem Sommercamp von Giovanni Minardi, dem Ur-Vater des ehemaligen, gleichnamigen Rennstalls, gescoutet und unter Vertrag genommen.

Wolff verpflichtet einen Serienmeister

Der italienische Jungstar zeigt in diversen Kartmeisterschaften so sehr auf, dass Mercedes-Teamchef Toto Wolff auf ihn aufmerksam wird.

Der junge Antonelli kennt nur den Erfolg
Foto: © ADAC Motorsport/ADAC Klassik

Der Wiener müht sich um die künftigen Dienste des Rennfahrersohns und wird belohnt: 2018 gibt es die Unterschrift Antonellis auf dem Arbeitspapier des Mercedes-Juniorenteams. Das Vertrauen zahlt der Nachwuchspilot sofort zurück, er gewinnt gleich drei Meisterschaften in einem Jahr.

Bis zum Aufstieg in den Formelsport 2021 dominiert Antonelli in jeglicher Kartklasse, in der er antritt. Drei Wochen nach seinem 15. Geburtstag gibt er auf dem Red Bull Ring sein Debüt in der italienischen Formel 4, Top-Team Prema gibt dem Youngster die Chance und wird 2022 mit dem Titel in der heimischen sowie deutschen Serie belohnt.

Der Mercedes-Nachwuchsstar ist definitiv kein "One-Hit-Wonder", steigt zur Saison 2023 in die Formel-Regional-Meisterschaften in Nahost und Europa auf. Das Ergebnis? Zwei weitere Titel, die auf das Konto des jungen Italieners gehen.

Wolff schwärmt von Antonelli, Mercedes und Prema sorgen für die Beförderung in die Formel-2-Weltmeisterschaft. Es ist die große Bewährungsprobe auf der höchsten Bühne des Formel-Nachwuchssports.

Die ersten Meter in der Formel 1

Die Erwartungen sind sofort hoch, doch er lässt sich Zeit. Der erste Sieg sowie das erste Podium gibt es "erst" beim 15. Rennen in Silverstone, im Sprint ist der Italiener nicht zu schlagen. Auch im Feature-Rennen auf dem Hungaroring hat er die Nase vorn, in Baku gibt es im Hauptrennen den dritten Platz.

Er gleicht bereits jetzt in vielen Zügen einem jungen Max Verstappen: Schnell, hungrig und auf dem Weg, alle Rekorde zu brechen. Mercedes-Teamchef Wolff glaubt an seinen Schützling und schenkt ihm vor den Augen seiner Freunde und Familie im Königlichen Park von Monza den ersten Formel-1-Einsatz.

Antonelli betritt am Freitag, dem 30. August 2024, die Weltbühne der Königsklasse und übernimmt im ersten Training am Freitag das Auto von George Russell. Der Italiener ist so motiviert, dass er beim Heimspiel zwar frühzeitig eine Bestzeit setzt, den W15 aber in der Streckenbegrenzung versenkt.

Trotz des Debüt-Crashs gibt es in Mexiko den zweiten Einsatz. Diesmal übernimmt Antonelli das Auto von Lewis Hamilton, der zu dem Zeitpunkt längst als Ferrari-Pilot für die Saison 2025 und darüber hinaus feststeht.

Führerscheinprüfung und das Debüt in Melbourne

Es klingt kurios, ist aber die Wahrheit: Als Antonelli seine ersten beiden Formel-1-Trainings fährt, besitzt der Rennfahrersohn noch keinen Führerschein.

Den Schein holt er im Februar 2025, trotz längst abgeschlossener Superlizenz-Bewilligung, sechs Wochen vor dem Grand Prix von Melbourne nach und darf damit im PKW auf den Straßen der Großstädte dieser Welt fahren. Auch Max Verstappen, der im Alter von 17 Jahren sein F1-Debüt gab, stand seinerzeit vor der gleichen Problematik.

Nach der langen Winterpause und den Testfahrten in Bahrain blickt alles auf den Sonntag, 16. März, im Albert Park. Der Regen machte zuvor bereits der heimischen Supercars-Serie sowie der Formel 2 und der Formel 3 zu schaffen.

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Verbotene Innovationen in der Formel 1

Antonelli nimmt nach einem katastrophalen Qualifying sein Debütrennen von Rang 16 auf, bleibt auf der rutschigen Fahrbahn trotz zweier Schreckmomente eiskalt.

Bei Mischbedingungen geht die Strategie von Mercedes voll auf, Antonelli überholt in der letzten Runde Williams-Pilot Alex Albon für den vierten Rang und behält diesen nach Berufung gegen die Fünf-Sekunden-Strafe. Damit avanciert der Italiener zum jüngsten Piloten, der bei seinem Formel-1-Debüt Punkte holt - einer von wohl vielen Rekorden, die er künftig brechen wird.

Die Nummer 12 auf dem Mercedes W16 ist zudem kein Zufall: Der Wolff-Schützling will damit die brasilianische Legende Ayrton Senna ehren, das Idol seiner Kindheit. Die Nummer brachte ihm bereits in der Formel 4 und den Formel-Regional-Meisterschaften Glück.

Auf den Spuren von Ascari und Farina?

Italien wartet auf den nächsten Weltmeister. Nur Giuseppe Farina (1950) und Alberto Ascari (1952, 53) war das bisher gelungen. Der letzte Grand-Prix-Sieg eines Italieners ist auf den Malaysia-GP 2006 datiert, als Giancarlo Fisichella im Renault gewann.

Ascari (li.) mit Fangio (mi.) und Farina (re.) 1950 in Silverstone
Foto: © getty

Klanghafte Namen wie Michele Alboreto, Elio de Angelis, Lorenzo Bandini, Giancarlo Fisichella, Lella Lombardi, Alessandro Nannini, Riccardo Patrese oder Alex Zanardi probierten sich zwar in der Formel 1, Weltmeister wurde aber keiner von ihnen.

Der Druck auf Antonelli ist groß, das weiß er bereits jetzt schon. Das Zeug zum Weltmeister hat er definitiv. Die Frage ist deshalb scheinbar nicht ob, sondern wann er Weltmeister wird.

Ob er aber auch einen Mythos aufbauen kann, wie es einst Tazio Nuvolari, der von Ferdinand Porsche als "der beste Fahrer der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft" betitelt wurde, sowie Ascari und Farina gelungen ist, wird erst die Zukunft zeigen können.

What's next?

Erstmal der Grand Prix von China, dann jener in Japan usw. Die Rookie-Saison wird definitiv keine leichte sein.

Wird er Kernschrott produzieren? Definitiv. Wird er typische Rookie-Fehler machen? Auch ja. Warum? Nicht, weil er beginnt, unter dem Druck zu bersten, sondern weil er als Neuling erst die Grenzen des physikalisch Machbaren ausloten muss, um sein Limit zu finden.

Antonelli pflegt einen lockeren Stil, ist stets zum Scherzen aufgelegt oder lässt sich auch zu witzigen Aktionen hinreißen, dem W16 ein Bussi zu geben. Umso sympathischer macht ihn, dass er zwar (für italienische Verhältnisse) fließend Englisch spricht, aber doch bei der Wortwahl und der Sprachlänge ein wenig an MotoGP-Legende Valentino Rossi erinnert.

Ihm steht eine glorreiche Zukunft bevor, und wer weiß, ob es eines Tages tatsächlich mit der Unsterblichkeit durch einen WM-Titel in Italien klappt...

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