Valtteri Bottas und Mercedes - das scheint zu passen.
Der Finne überrascht mit seinen guten Ergebnissen, war seine Vorbereitung auf das Mercedes-Engagement vor dem Jahr doch eine kurze. Der erwartete Mitläufer hat sich aber zum WM-Anwärter entwickelt.
Auch seine ersten beiden Siege konnte er in Sotschi und Österreich feiern.
Eine hat es vorgeahnt
Seine ehemalige Chefin Claire Williams hatte ihn schon vor drei Jahren als zukünftigen Weltmeister gesehen. "Valtteri macht einen hervorragenden Job", sagte die Engländerin damals, die im Rennstall ihres Vaters Frank Williams als stellvertretende Teamchefin wirkt.
Gleiche und ähnliche Sätze waren in den vergangenen Wochen und Monaten oft zu hören, denn Bottas liefert auch bei Mercedes ausgezeichnete Arbeit ab.
Nur neun Grand Prix hat der 27-Jährige gebraucht, um sich zum ernsthafen WM-Anwärter zu mausern.
Keine Nummer zwei
Bottas ist also vom Lückenbüßer zu einem ernsthaften Titelkandidaten mutiert. Aus dem nach dem Rücktritt von Weltmeister Nico Rosberg auf die Schnelle engagierten Adlatus für Lewis Hamilton ist ein Konkurrent geworden, der selbst seinem Teamkollegen die Stirn bietet.
Und Bottas sieht sich noch längst nicht im Zenit seines Schaffens. "Das Auto wird schneller, und auch ich werde noch schneller. Ich bin nach wie vor dabei zu lernen", betont der WM-Dritte aus dem südfinnischen Ort Nastola, rund 20 Kilometer östlich von Lahti gelegen.
Seine starke Performance erlaubt ihm, als Rennfahrer seine eigenen Interessen zu verfolgen beziehungsweise sich nicht in den Dienst Hamiltons stellen zu müssen. Im Team Mercedes haben beide Fahrer vorerst "freie Fahrt".
Eine langfristige Option?
Mit dieser Konstellation bei den Fahrern hatte wohl selbst Toto Wolff, Motorsportchef von Mercedes, nicht gerechnet. Vollends überzeugt von Bottas' Qualitäten schien vorerst auch der 45-jährige Wiener nicht zu sein, sonst hätte er ihn wohl vorerst nicht nur für eine Saison engagiert.
Mit dem engen Zeitrahmen wollten sie sich bei Mercedes die Option offenhalten, ab dem kommenden Jahr Hamilton einen der Großen der Zunft zur Seite stellen zu können. Solche Überlegungen dürften sich in der Chefetage von Mercedes mittlerweile zerschlagen haben.
Vielmehr darf erwartet werden, dass die Silbernen die Zusammenarbeit mit Bottas bereits in der Sommerpause vorzeitig verlängern werden, wie Wolff selbst zuletzt beim Österreich-Grand-Prix andeutete.
Große Ziele, wenig Worte
Bottas lassen das Geschwätz und die Mutmaßungen über seine sportliche Zukunft kalt. Er weiß um seine starke Position bei den anstehenden Verhandlungen.
Ebenso emotionslos nimmt er die Wertschätzungen zur Kenntnis. Er vermag die Schulterklopferei richtig einzuordnen. Der Erfolg lenkt ihn nicht ab. Bottas bleibt aufs Wesentliche fokussiert, auf seine Arbeit als Formel-1-Fahrer.
Mit seiner Gelassenheit verkörpert Bottas das Profil des kühlen, ruhigen Finnen. Er ist zwar etwas redseliger als Landsmann und Ex-Champion Kimi Räikkönen, ein Lautsprecher wird aber auch er nie sein.
Sein formuliertes Ziel, Weltmeister zu werden, wird ihm nicht als Selbstüberschätzung oder Großspurigkeit ausgelegt. Für die Beobachter der Szene ist es der realistische Anspruch eines talentierten Fahrers.
Große Worte würden nicht zum bescheidenen, geerdeten Bottas passen. Die braucht er auch nicht. Seine Leistungen auf der Rennstrecke sprechen für sich.