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BWT-Chef Weißenbacher: Ein rosa Herz für den Sport

BWT-Chef Weißenbacher blutet bei grünem Aston Marin das Herz. Interview:

BWT-Chef Weißenbacher: Ein rosa Herz für den Sport Foto: © GEPA

Dass die Farbe pink Einzug in die Sportwelt gehalten hat, hat Andreas Weißenbacher zu verantworten. 

Der Salzburger ist Chef des Unternehmens BWT (Best Water Technology), das stark im Sportsponsoring vertreten ist - neben der Formel 1 und diversen anderen Motorsportserien unter anderem auch im Fußball und Skispringen. 

Wasseraufbereitung und Nachhaltigkeit: Weißenbacher will eine Botschaft vermitteln. Dafür engagiert er sich weitläufig und intensiv, seine Botschaft transportiert er über Sport und nun auch Kultur. Er tritt bescheiden auf, stets freundlich, meist mit verschmitztem Lächeln und zu einem Scherz bereit.

Mit einem pinken Kapperl fällt er auf. Das deutet darauf hin: Andreas Weißenbacher identifiziert sich mit seiner Firma vollständig. Diese hat er 1991 mit Management-Buyout von einer Benckiser-Sparte in die Erfolgsspur BWT (Best Water Technology) geführt. Wasseraufbereitung ist das weltweite Geschäftsfeld, die Welt durch Ressourcenschonung nachhaltiger zu machen, sein persönliches Ziel. Das alles rund um die Konzernfarbe pink, die sofort auffällt.

Mittlerweile ist der 61-jährige Salzburger aus dem Flachgauer Dorf Hintersee Chef von rund 5000 Mitarbeitern in der BWT-Zentrale Mondsee und rund um die Welt. Und einer der größten Unterstützer zahlreicher Sportarten und seit Kurzem auch der Hochkultur. Wenn er Fotos von Besuchen bei "seinen" Sportlern, von der Formel 1 bis zum Fußball, auf seinem Mobiltelefon zeigt, schwingt Begeisterung wie beim größten Fan mit.

Doch Weißenbacher rechnet nicht nur genau, er vermittelt auch seine Überzeugung. Und erwähnt so nebenbei: "Ja, ich fliege durch die Welt. Zur Kompensierung kaufe ich mit einem Partner 350.000 Bäume." In Gambia startete er ein Brunnenbau-Projekt. Alles im Sinne von "for you and planet blue". Heute aber ist der „Post-Andi“, als der er in Hintersee bekannt ist, wieder Formel-1-Fan und live dabei in Spielberg.

Im Interview mit LAOLA1-Kolumnist Gerhard Kuntschik erklärt er unter anderem, warum ihm beim Aston Martin im britische Renngrün das Herz blutet. 

LAOLA1: Andreas, wurdest du schon als "Pink Panther" angesprochen?

Andreas Weißenbacher: Gute Frage, bei uns ist das ein geflügeltes Wort, und ich habe auch schon eine Karikatur von den Lechner-Brothers (Walter jun. und Robert von Lechner Racing, Anm.) bekommen. Die pinke Farbe ist mittlerweile nicht nur unser Markenzeichen, sondern hat auch eine gewisse Elegance bekommen. 

LAOLA1: Wie bist du auf Rosa als Firmenfarbe gekommen?

Weißenbacher: Das geht auf eine Messe in Paris zurück. Ein Geschäftspartner meinte, ich hätte in Halle vier einen zweiten Messestand, was ja doch Luxus sei. Der gehörte aber nicht mir, und ich wurde neugierig. Da gab es wirklich Verwechslungsgefahr. Beim Heimflug nach Salzburg machte ich mir Gedanken, unseren Auftritt markant zu ändern, unverwechselbar zu machen. So wurde die ganze Firma auf pink umgefärbt.

LAOLA1: Wie waren die Reaktionen?

Weißenbacher: Da gab es schon einige Mitarbeiter, die sagten, dass sie alles für die BWT geben würden, aber ich bitte nicht von ihnen verlangen dürfte, sie zu "pinkifizieren". Das waren dann genau jene, die ein paar Jahre später sehr stolz mit pinker Krawatte, pinkem Kapperl und pinkem Stecktuch auftraten.

LAOLA1: Kommen wir zur Gegenwart. Wie ist BWT durch die Pandemie gekommen?

Weißenbacher: Es liegt in der DNA des Andreas Weißenbacher, das Unternehmen so zu führen, dass es lang lebt. Die Erfahrungen, die mich die Pandemie lehrte, waren, mich selbst intensiv mit 52 Firmen von unseren mehr als 90 Beteiligungen zu beschäftigen. Mit sehr viel Arbeit ging das. Ich rechnete aus, dass wir für drei Monate Pandemie durchaus mehr als 120 Mill. Euro brauchen könnten. Das Geld hatten wir nicht, also musste noch härter gearbeitet werden, was funktionierte, weil ich eine tolle, unglaublich motivierte Mannschaft habe. Die freiwilligen Beiträge wurden bis Weihnachten 2020 mit Freude wieder beglichen. Es ist ein Glück, eine Firma mit solchen Menschen führen zu dürfen. März bis Juni 2020 war unglaublich herausfordernd, aber auch extrem lehrreich. Eigentlich muss man der Pandemie auch etwas Positives anrechnen…

LAOLA1: Das wäre?

Weißenbacher: Unsere Firma hätte nie so schnell auf digitales Arbeiten, Online-Konferenzen usw. umstellen können, wären wir nicht dazu gezwungen worden. Wir sind ja doch ein traditionelles Unternehmen, daher ist eine solche Transformation schwierig, aber sie gelang.

LAOLA1: Konntest du alle Mitarbeiter halten?

Weißenbacher: Leider nein. Wenn sich ein Unternehmen jedes Jahr gut weiterentwickelt, droht auch die Gefahr der Selbstzufriedenheit und das Übersehen von laufend notwendigen Effizienzmaßnahmen. Wir mussten Maßnahmen primär im Headquarter treffen und uns von 60 Mitarbeitern (von 780) trennen, was mir für jeden Einzelnen leidtat. Die Kurzarbeit wurde noch im Juni 2020 beendet. Aber das Unternehmen blieb damit fit. Konzernweit sind wir sehr effizient aufgestellt. Für die Tochterfirmen haben wir die Verpflichtung, Vorbild zu sein.

LAOLA1: Wie lautet das Ziel, kurz- bis mittelfristig?

Weißenbacher: Weiterhin dynamisch an Zukunftsinnovationen arbeiten. Damit die Welt pink, sprich umweltfreundlicher als jetzt wird und wichtige Ressourcen geschont werden.

LAOLA1: Warum bist du so stark ins Sport- und nun auch im Kultursponsoring eingestiegen?

Weißenbacher: Es freut mich sehr, dass wir in Hinkunft mit den Salzburger Festspielen, dieser herausragenden Organisation mit ihrer einzigartigen Präsidentin, arbeiten dürfen. Mit Künstlern und dem Publikum erreichen wir aus Salzburg heraus neue Schichten für unsere Ziele. Das langfristige Engagement in der Kultur ergänzt jenes im Sport vorzüglich. Dass wir im Sport und speziell Motorsport so stark involviert sind, daran ist Willi Dörflinger (der Steirer war Vorstandschef von AT&S und ist Aufsichtsrat der HWA AG, Anm.) „schuld“. Der sagte, Andreas, du musst für deine Firma etwas tun und in die DTM investieren. Ich sagte, das ist nichts für mich. Dann saßen wir eine halbe Nacht zusammen, und am Ende gab es den pinken Mercedes in der DTM.  Dann wurden es zwei, dann kam mit Lucas Auer ein Landsmann ins Auto. Danach begann ich, in die Formel 1 hineinzuschauen… Und im Motorsport sind wir ja nun wieder in der DTM, im GT Masters, im Porsche Supercup, in der Formel 4. Und wir tun ja auch ein bisserl Skifahren, Skispringen, Eishockey-, Tennis-, Handball-, Volleyball- und natürlich Fußballspielen. Wir unterstützen Klubs und sind in Stadien präsent, von Linz bis Rennes in der Bretagne.

LAOLA1: Wie kommst du zu diesen Projekten? Durch eigene Interessen, deine Marketingabteilung, durch eine externe Agentur?

Weißenbacher: Ich beschäftige mich weltweit sehr viel mit BWT und lerne dabei viele tolle Menschen kennen. So ergeben sich viele Aktivitäten, oft auch durch Zufall. Oberstes Prinzip ist, dass alles, was wir tun, Sinn macht und zu unserer Einstellung passt.

LAOLA1: In der Formel 1 musstest du, als das pinke Racing Point-Team zur grünen Aston Martin-Werkmannschaft wurde, kürzertreten. War die heurige, reduzierte Präsenz ein Kompromiss?

"Lawrence Stroll versteht sicher, dass mir das Herz blutet. Wäre der Aston Martin pink, wäre der Wiedererkennungswert viel höher. Geschäftlich gesehen war es falsch, historisch ist das britische Renngrün für viele sicher verständlich, für mich nicht. Der Aston Martin fällt im TV nicht auf."

Weißenbacher: Lawrence Stroll (Aston Martin-Eigentümer, Anm.) versteht sicher, dass mir das Herz blutet. Wäre der Aston Martin pink, hätte auch Cognizant (Titelsponsor, Anm.) mehr Freude, weil der Wiedererkennungswert viel höher wäre. Geschäftlich gesehen war es falsch, historisch ist das britische Renngrün für viele sicher verständlich, für mich nicht. Der Aston Martin fällt im TV nicht auf. Irgendwann wurde festgestellt, dass die Welt doch eine Kugel ist und nicht eine Scheibe. So ändern sich halt die Zeiten. Die Formel 1 ist doch ein Synonym für Innovationen.

LAOLA1: Kannst du geschäftliche Auswirkungen des Sportsponsorings nachweisen?

Weißenbacher: Das ist immer ein Diskussionsthema, wie viel Emotion bringen kann. Fakt ist, dass wir ganz anders wahrgenommen werden als vor einigen Jahren, dass wir ein Bewusstsein für BWT als innovatives Unternehmen schaffen konnten. Deshalb werden wir alles daransetzen, dass die pinke Farbe auch in der Formel 1 erhalten bleibt. Ich bin dem F1-Management und Stefano Domenicali (Chef des Vermarkters, Anm.) dankbar, dass wir eine Übereinkunft für die beiden Rennen in Österreich als Titelsponsor erreichen konnten. Und natürlich vor allem Dietrich Mateschitz (Red-Bull-Chef, Anm.), dass es in Spielberg ein wenig Pink geben wird.

LAOLA1: Wird es heuer noch andere Rennen mit BWT im Namen geben?

Weißenbacher: Das ist eine Frage der finanziellen Machbarkeit, wir müssen da sehr sorgsam sein. Wir sind jetzt einmal für die Gelegenheit in Österreich dankbar. Wir fühlen uns in der Formel 1 gut verstanden und zeigen dort, dass es neben den technischen Höchstleistungen der Teams auch beispielhafte Höchstleistungen gibt, die unsere Welt "sip by sip" ein wenig besser machen.

LAOLA1: Wird BWT auch nächste Saison bei Aston Martin auf den Autos aufscheinen oder verhandelst du mit anderen Teams?

Weißenbacher: Wir haben mit Aston Martin eine sehr professionelle Kooperation. Ich verhandle nicht mit anderen Teams.

LAOLA1: Ist dein Verhältnis zu Lawrence Stroll dennoch amikal? Und zu Teamchef Otmar Szafnauer?

Weißenbacher: Sicher. Mit Otmar telefoniere ich öfter, Lawrence treffe ich hin und wieder. Wir sehen uns jetzt in Spielberg. Ansonsten schreiben wir uns.

LAOLA1: In Baku fiel deine herzliche Gratulation für Ex-Racing-Point-Pilot Sergio Pérez auf. Wie stehst du zu ihm und auch zu seinem Nachfolger Sebastian Vettel?

Weißenbacher: Pérez wird immer mein Schützling bleiben. Ich hatte auch mit Esteban Ocon ein Superverhältnis. Und Vettel jetzt, er ist außergewöhnlich. Er ist ein toller Mensch, der auch exakt reflektiert, was unsere Anliegen in Sachen Nachhaltigkeit und CSR betrifft.

LAOLA1: Hast du auch in anderen Sportarten enge Bindungen zu "Deinen" Sportlern aufgebaut?

Weißenbacher: Na klar. Mit Dawid Kubacki und den norwegischen Springern zum Beispiel. Oder mit Ryoyu Kobayashi, mit ihm habe ich das F1-Rennen in Suzuka besucht.

LAOLA1: Wie viele Mitarbeiter beschäftigst du im Marketing?

Weißenbacher: Wir gründeten im Vorjahr eine Planet Blue Marketingagentur mit Standorten in Linz und Mondsee. In der BWT Gruppe sind über 100 Mitarbeiter im Marketing beschäftigt, da gehört auch das Sportsponsoring dazu.

LAOLA1: Was waren für dich der schönste Moment und die größte Enttäuschung?

Weißenbacher: Der schönste war der Bahrain-GP 2020. Auch weil ich beim Frühstück im Hotel am Renntag Sergio versprach, dass er an diesem gewinnen wird. Und er gewann! Die größte Enttäuschung? Dass ich bis dato Stroll nicht überzeugen konnte, den Aston Martin pink zu machen. Nicht aus Egoismus, sondern aus reiner Ratio, weil ein pinker F1 Bolide einfach mehr auffällt und wesentlich mehr Werbeeffekt bringt. Aber es ist nicht tragisch, dass es anders kam.

LAOLA1: Fährst du selbst einen Aston Martin oder ein Wasserstoffauto?

Weißenbacher: Ich fahre immer noch Mercedes. Einen Benziner. Wasserstoffautos haben wir bereits einige in der Gruppe erfolgreich im Einsatz.

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