Es läuft derzeit gut für den (europäischen) Erfinder von Energy Drinks.
Dietrich Mateschitz‘ Red Bull GmbH steigerte 2019 den Umsatz um 9,5 Prozent auf 6,07 Mrd. Euro, der Dosenabsatz legte um zehn Prozent auf 7,5 Mrd. Stück zu.
Doch nicht nur die Geschäfte gehen gut, auch in seinen wichtigsten Sportengagements braucht sich der agile 75-Jährige derzeit keine Sorgen machen. Es läuft im Fußball und Eishockey prächtig, und für die neue Formel-1-Saison – die ersten Tests laufen in dieser Woche von Mittwoch bis Freitag auf dem Circuit de Catalunya – sieht Mateschitz viele Gründe für Optimismus.
LAOLA1: Warum bist Du für die neue Formel-1-Saison so zuversichtlich?
Dietrich Mateschitz: Wir haben heuer im Vergleich zu den vergangenen Jahren die klar höchsten Erwartungen. Unser Motorenpartner Honda hat im Winter einen hervorragenden Job gemacht. Wir schafften auf dem Prüfstand Kilometer wie nie zuvor – ohne Probleme (rund 5000, Anm.). Der Motor befähigt uns von Leistung und Standfestigkeit her ganz vorn mitzufahren.
LAOLA1: Dass sowohl bei Red Bull Racing als auch AlphaTauri, bisher Toro Rosso, die Mannschaften gleichblieben, gilt in der Formel 1 als gutes Zeichen…
Mateschitz: Ja, die Kontinuität ist wichtig, alles ist eingespielt. Alle Schlüsselpositionen blieben gleich besetzt. Die Anfangsschwierigkeiten, die wir 2019 bei RBR hatten, wird es heuer nicht mehr geben, das können wir jetzt schon sagen.
LAOLA1: Sind die Computerdaten reell?
Mateschitz: Alle Daten aus Computer und Windkanal sind besser als im Vorjahr, und wir sind zuversichtlich, dass sich die auch auf der Strecke spiegeln. Das heißt, wir können hoffen, um die WM mitzukämpfen.
"400 Millionen sehen gut aus, aber die bleiben ja nicht allesamt übrig"
LAOLA1: Sind die identen Fahrerpaarungen zur Vorsaison auch ein Vorteil?
Mateschitz: Auf jeden Fall, da alle ihre Fähigkeiten schon bewiesen haben. Max (Verstappen) hat das Zeug zum Champion, Alex (Albon) hat am meisten erstaunt, wie er in seiner ersten Saison die schwierigen Aufgaben meisterte. Und Daniil (Kwjat) und Pierre (Gasly) können ebenfalls in der Spitze mithalten.
LAOLA1: Sind die neuen Basisverträge zwischen Deinen Teams, der FIA und dem F1-Promotor Liberty schon unterschrieben, in denen es um viel Geld geht?
Mateschitz: Noch nicht. Es geht aber nur um die Abfassung von Details. Ich erwarte da keine Probleme. Die Zeit drängt nicht. Wir fuhren auch schon früher eine Zeit ohne Basisvertrag. Es ist aber alles unterschriftsreif.
LAOLA1: Honda hat sich bisher nur bis 2021 zur Formel 1 bekannt. Geht es dann weiter?
Mateschitz: Wir haben noch zwei Saisonen Zeit zur Entscheidung. Die ist auch abhängig von unseren Leistungen.
LAOLA1: Genauso offen ist die Zukunft des Grand Prix auf dem Red Bull Ring, der Vertrag mit der Formel 1 läuft mit 2020 aus. Wirst Du verlängern?
Mateschitz: Da schätze ich schon, dass wir weitermachen. Ein solches Projekt ist langfristig gedacht. Wir haben die MotoGP im Vorjahr um fünf Jahre verlängert (bis 2025, Anm.). Chase Carey (Vorsitzender F1-Holding/Liberty, Anm.) ist ja gern bei uns und will den österreichischen GP weiter haben. Also wird es kein großes Problem sein zu verlängern.
LAOLA1: Könnte Sebastian Vettel 2021 zu Red Bull zurückkehren? Das spekulieren viele in der Formel 1…
Mateschitz: Daran ist nicht gedacht.
LAOLA1: Zum Fußball. Viele fragen sich, was Red Bull mit den runden 400 Millionen Transfereinnahmen der vergangenen Zeit macht. Rückzahlung an den Sponsor? Abzahlung der Akademie?
Mateschitz: 400 Millionen sehen gut aus, aber die bleiben ja nicht allesamt übrig. Wir haben einen hohen ständigen Aufwand. Aber ich kann schon sagen: Unsere "Kriegskasse" ist gut gefüllt.
LAOLA1: Sportlich läuft es in Salzburg wie Leipzig bestens. Fürchtest Du nicht, dass Du im Sommer in Salzburg wieder einen Trainer suchen musst?
Mateschitz: Darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich schätze Jesse Marsch sehr, er leistet hervorragende Arbeit. Aber wenn ein Familienmitglied die Chance eines attraktiven Angebots bekommt und sich weiterentwickeln kann, werden wir niemanden die Karriere verbauen. Ich würde niemanden im Wege stehen. Dass z. B. Marco Rose uns verlassen würde, war mir lang bekannt.
LAOLA1: Im Eishockey läuft es ebenfalls in München wie in Salzburg bestens. Vor allem hier hat Matt McIlvane – zwangsläufig durch Verletzungen, aber auch sonst – viele junge Spieler ins Team gebracht, die alle einschlugen. Er erfüllt also die Clubvorgaben?
Mateschitz: Das zeigt wieder, welch tolle Arbeit in der Ausbildung, in der Akademie, geleistet wird – Fußball wie Eishockey. Der starke Fokus auf den Nachwuchs war immer unsere Philosophie.
LAOLA1: ServusTV gibt Eishockey live auf. Hat man Interesse an den F1-Rechten, die beim ORF heuer auslaufen?
Mateschitz: Wir sind kein Sportsender. Wir müssen eine solche Möglichkeit gut überlegen. F1-Rechte sind für einen Sender immer interessant, aber wir können jetzt nichts dazu sagen. Wir müssen abwarten, wie der ORF entscheidet und was Sky macht. Es hängt einfach von der Marktsituation ab, die muss immer interessant sein.