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Piastri, Norris, Verstappen: Ein Dreikampf um den Titel?

Die ersten fünf Grands Prix sind geschafft. McLaren wird der Favoritenrolle gerecht, Verstappen gewann (etwas) überraschend. LAOLA1 analysiert den Saisonstart.

Piastri, Norris, Verstappen: Ein Dreikampf um den Titel? Foto: © getty

WM-Leader Oscar Piastri - damit war zu diesem Zeitpunkt der Formel-1-Saison nicht unbedingt zu rechnen. 

Der Australier im Dienste von McLaren eroberte mit seinem Sieg in Saudi-Arabien - dem dritten in diesem Jahr - erstmals Platz eins in der Fahrer-Wertung. Nach dem fünften Rennen liegt Piastri mit 99 Punkten voran, Zweiter ist Teamkollege Lando Norris (89). Rang drei geht derweil an Verstappen (87).

Wie sind die bisherigen Leistungen einzuschätzen? LAOLA1 wagt eine Analyse des Saisonstarts.

Piastri: "Iceman 2.0" bereit für den Titel?

Fakt ist: Die Formel 1 ist ein schnelllebiges Geschäft. So schnell, dass ein klares "Ja" oder "Nein" in dieser Phase unmöglich ist. Aber: Die Formkurve des 24-Jährigen stimmt, dessen Manager übrigens Landsmann und Ex-Red-Bull-Pilot Mark Webber ist. Der geneigte Sportfan weiß um den Geniestreich in der Alpine-McLaren-Causa.

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Rechnet man den Fauxpas beim Heim-GP im Albert Park (9.) weg, stand Piastri bei jedem Rennen (inklusive China-Sprint) auf dem Podest, dreimal sogar auf der höchsten Stufe. Eine derartige Statistik kann in der Frühphase der Weltmeisterschaft kein anderer Pilot vorweisen.

Piastri ist ganz klar der Mann der Stunde, der vor allem mit seiner Abgeklärtheit zu überzeugen weiß. Seit dem Ritt durch das Kiesbett von Melbourne hat sich der McLaren-Pilot keinen (größeren) Schnitzer geleistet und feierte sogar zwei lupenreine Start-und-Ziel-Siege.

Anmerken lässt sich der Australier das Erfolgsmoment nicht, Wörter wie "Höhenflug" sind strikt tabu. Er erinnert in vielerlei Hinsicht an den Ur-"Iceman" Kimi Räikkönen. Beide verbindet eine gewisse "Eiseskälte", sowohl bei der Anzahl gesagter Worte gegenüber den Medien als auch im öffentlichen Auftreten und der Fahrweise auf der Strecke.

Piastri scheint das Nervenkostüm zu besitzen, dem Druck standhalten zu können. Nicht umsonst steht er aktuell als WM-Leader da. 

Was dürfen wir von ihm bis zur Sommerpause erwarten? Der Australier weiß, dass er im McLaren MCL39, dem stärksten Auto im Feld, jetzt der Nummer-1-Gejagte ist und wird diese Position sicherlich weiter auszunutzen wissen. Jedoch wird auch er Fehler machen. 

Kann Norris WM-Kampf?

Lando Norris musste in Jeddah die WM-Führung an seinen McLaren-Teamkollegen abtreten. Dabei war das klar vermeidbar.

Bereits in China leistete sich Norris den ersten Patzer, nur Rang acht im Sprint und Platz zwei im Grand Prix hinter Piastri. In Bahrain kam er nicht über Startplatz sechs hinaus und verlor trotz des Podestplaztes im Rennen (3.) wertvolle Punkte auf Piastri. Und in Saudi-Arabien? Der Unfall im Qualifying. Am Ende gab es im Rennen nach einer gelungenen Aufholjagd immerhin Platz vier.

Es stellt sich unweigerlich die Frage: Hat Norris die mentale Stärke, dem Druck des Titelrennens standzuhalten? Kann er überhaupt WM-Kampf?

Es ist vermutlich noch zu früh, um ein Urteil zu fällen, da auch die Konkurrenz nicht fehlerlos durch die Saison kommen wird, aber: Aus dem Trio mit Piastri und Verstappen ist es Norris, der aktuell am meisten Fehler macht - und das könnte zu einem Problem werden.

Ob Norris beim kommenden Grand Prix in Miami wieder auf die Siegerstraße findet? Immerhin gewann er dort im Vorjahr sein allererstes Rennen. 

Verstappen: Ende der Berg- und Talfahrt?

Wohin geht die WM-Reise des vierfachen Weltmeisters?

Bei Red Bull Racing scheint die Ruhe nicht so richtig einkehren zu wollen. Neben dem Fahrertausch zwischen Liam Lawson und Yuki Tsunoda ist auch das Auto nicht auf dem Niveau, das beim britisch-österreichischen Rennstall erwartet wird.

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Einige Experten sehen den RB21 hinter dem McLaren MCL39, Mercedes F1 W16 und dem Ferrari SF-25. Der einzige Grund, warum Red Bull überhaupt das Zeug für Podiumsplätze hat, ist Max Verstappen.

Der Niederländer hält bei zwei zweiten Plätzen sowie dem etwas überraschenden Sieg in Japan. In der WM liegt der Starfahrer nur ein Dutzend Punkte hinter Piastri. Doch der Schein trügt: Verstappen weiß, dass er unter normalen Umständen - China und Bahrain lassen grüßen - kein Land gegen McLaren sieht.

Es braucht fast Patzer der Konkurrenz wie in Australien oder Saudi-Arabien, um eine Chance auf die besten Platzierungen zu haben, um den "Max-Faktor" entfalten zu können. Doch weiß er genau dann zuzuschlagen, wenn sich die Möglichkeit bietet. Das spricht eindeutig für die Qualität des Weltmeisters.

Klar ist, dass es für Verstappen ein sehr langes und hartes Titelrennen werden wird. WM-Triumph Nummer fünf in Folge, das, was bislang nur Michael Schumacher gelungen ist, wird die wohl größte Herausforderung seiner bisherigen Karriere werden.

Russell: "Mr. Consistency" als "Dark Horse" der WM?

Sechs Rennen (inkl. Sprint), sechsmal Top fünf: George Russell ist der einzige Pilot, der diese Bilanz vorweisen kann und für mich deshalb nicht grundlos der "Mr. Consistency" der bisherigen Saison.

Der Brite nimmt zugleich auch die Rolle des "Dark Horse" ein, er weiß nämlich dann zuzuschlagen und das Maximale herauszuholen, wenn die Konkurrenz patzt bzw. keine Top-Leistung abliefert. Nicht grundlos stand er bereits dreimal auf dem Podest, dem Mercedes-Star fehlt im Grunde nur mehr der erste Saisonsieg.

Klar, die Silberpfeile haben kein Weltmeister-Auto gebaut, aber: Russell kann das kompensieren und hält sich tapfer in der Wertung - Platz vier, 73 Punkte und ein dickes Polster (26 Punkte) in Richtung Ferrari-Pilot Charles Leclerc (5.), der die Tendenz hat, größer zu werden. 

Und wer weiß? Wenn sich diesmal drei streiten, freut sich vielleicht der Vierte? Zudem ist Russell zum Team-Leader gereift und verteilt wertvolle Tipps und Tricks an Rookie Andrea Kimi Antonelli. 

Leclerc: Cleverness statt Speed?

Seien wir ehrlich: Der Traum vom Weltmeistertitel in Rot wird für Charles Leclerc auch 2025 platzen.

Der Monegasse kämpft auch heuer sowohl mit dem Auto als auch mit seinem Renningenieur am Funk - die unvergessene "Wasser-Causa" von Australien lässt grüßen. Allerdings scheint man in Saudi-Arabien das Thema "Strategie" zumindest temporär in den Griff bekommen zu haben.

Der dritte Platz wirft trotz aller Euphorie Fragen auf: Wohin geht die Reise im letzten Jahr der aktuellen Fahrzeuggeneration? Leclerc wird hier und da noch Nadelstiche - allen voran in Monaco - setzen können, in der WM wird es wohl ein Kampf um Rang fünf werden.

Für den Starfahrer der Roten wird es ein Jahr werden, in dem er nochmals über sich hinauswachsen muss, es ist Cleverness statt Speed angesagt. Aber wer weiß: Vielleicht bringt Ferrari noch ein Update, das im richtigen Moment den richtigen positiven Effekt hat.

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Antonelli: Lehrjahre sind keine Herrenjahre

Alle (Ex-)Lehrlinge werden bei dem Satz mit den Augen rollen und doch ist es für Andrea Kimi Antonelli die Realität. Klar, das Regenrennen in Australien hat trotz der Fehler gezeigt, dass Teamchef Wolff auf das richtige Pferd gesetzt hat. Aber in Bahrain gab es trotz des "Hypes" die erste Ernüchterung: Platz elf und null Punkte.

Damit muss Italiens Formel-1-Juwel lernen, umzugehen - und das wird der 18-Jährige. Der Mercedes-Fahrer hat bereits bewiesen, dass er solch einen "Tiefschlag" zügig wegstecken kann. In Saudi-Arabien holte er zum dritten Mal in dieser Saison den sechsten Platz.

Die Konstanz und die Lernkurve stimmen. Dass Antonelli heuer nicht Weltmeister wird, liegt auf der Hand. Aber den Druck muss er sich auch nicht machen. Wir erinnern uns nur zu gut daran, wie lange die Größen des Sports für ihren ersten Titel gebraucht haben (Ausnahme Lewis Hamilton).

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Den Wechsel zur Scuderia jetzt schon als "Flop" zu betiteln, wäre verfrüht. Der Hamilton-Fan da draußen wird sagen: "Was ist mit dem Sieg im China-Sprint?"

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Gutes Argument, nur leider wertlos. Ein gutes Wochenende (wir lassen mal die Disqualifikation weg) ist nicht das Spiegelbild der Saison. Wir bilanzieren: Platz zehn in Australien, sieben in Japan und Saudi-Arabien und zudem Rang fünf in Bahrain - das sind keineswegs Ergebnisse, die der Rekordweltmeister sehen mag.

Nicht grundlos betitelte er das Rennen in Jeddah als "schrecklich", Hamiltons Traum des WM-Erfolgs in Rot ist in vorerst in weite Ferne gerückt. 

Was zu Mercedes-Spitzenzeiten eine Selbstverständlichkeit war, nämlich der Besuch auf dem Stockerl, wird heuer ein Zwölf-Runden-Kampf mit wenig Aussicht auf Erfolgsmomente. Das ist die knallharte Realität, denn gegen Teamkollege Leclerc sieht er aktuell kein Land.

Tsunoda: Er ist Red Bulls B-Fahrer

Im Nachhinein ist man immer gescheiter: Vernünftiger wäre es gewesen, Yuki Tsunoda aufgrund seiner Erfahrung und der mittlerweile eingekehrten persönlichen "Ruhe" direkt zum Nachfolger von Sergio Perez zu machen.

So hat der Japaner erst nach dem China-GP seine Chance bekommen. Klar, das Heimspiel in Suzuka ging in die Hose, dafür gab es mit Platz neun in Bahrain aber ein kleines Erfolgserlebnis. Der Ausfall in Saudi-Arabien ist aus der Natur eines Rennunfalls entstanden, in dem jeder verwickelt sein kann.

Tsunoda macht sich im Red Bull und beweist, dass er doch die bessere Wahl als Liam Lawson ist. Klar, er wird Teamkollege Verstappen nie das Wasser reichen können, aber das muss er auch gar nicht.

Er soll lediglich die Rolle des B-Fahrers, wie einst Perez bei den "Bullen" oder Valtteri Bottas bei Mercedes, perfekt ausüben. Und das wäre anno 2025 bereits dann erreicht, wenn Tsunoda dem Niederländer nicht in die Quere kommt und konstant in die Punkte fährt.

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Was macht der Rest?

Williams ist das "best of the rest"-Team, Teamchef James Vowles hat trotz aller Einschränkungen bei den Ressourcen für einen guten FW47 gesorgt. Team-Leader Alex Albon hat Neo-Kollege Carlos Sainz Jr. fest im Griff und fuhr bislang nur beim Bahrain-GP nicht in die Punkte.

Haas scheint mit Oliver Bearman und Esteban Ocon zu funktionieren - wollen wir hoffen, dass seitens Ocon nicht die Brechstange ausgepackt wird. Beide Piloten sammeln regelmäßig Punkte. Nach fünf Rennen bedeutet das Rang sechs in der Team-Wertung - nicht schlecht!

Enttäuschend sind Aston Martin (7.) und Alpine (9.) unterwegs. Nichts mit "Angriff nach vorn". Sowohl bei den Briten als auch den Franzosen läuft es nicht, man fährt trotz aller Bemühungen den eigenen Erwartungen klar hinterher.

Lawrence Stroll hält weiter verbissen an Sohn Lance fest - und auch bei Fernando Alonso muss die Frage gestellt werden: Hat ihn das Alter doch eingeholt?

Und bei Alpine? Nun, Pierre Gasly arbeitet, Jack Doohan nicht. Zudem mehren sich die Gerüchte, dass Doohans Tage bereits gezählt sein könnten, Franco Colapinto soll bereits auf das Cockpit schielen. 

Bleiben noch Racing Bulls und Sauber. In Faenza ist Juwel Isack Hadjar der "Mann der Stunde" und erhält großes Lob von Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko. Da ist klar: Floppt langfristig auch Tsunoda, ist der Weg frei für Hadjar. Auf der Gegenseite kämpft Lawson darum, überhaupt den Anschluss an den Franzosen halten zu können.

Und Sauber? Ein Jahr vor der (endgültigen) Audi-Übernahme ist der Rennstall mit einem sinkenden Schiff gleichzusetzen. Rechnet man den siebten Platz in Australien durch Nico Hülkenberg weg, kassierte man stets Nuller und in Bahrain sogar eine Disqualifikation. Obendrein ist Team-Hoffnung Gabriel Bortoleto Letzter in der WM-Wertung, der Brasilianer hat erkennbar Probleme, überhaupt in die Spur zu kommen.

Fakt ist: Die Saison ist noch eine lange. Wir haben noch 19 Wochenenden vor der Brust - mehr, als so manche legendäre Saison in der Vergangenheit überhaupt lang war. Es ist nur eine Momentaufnahme der Ist-Situation, keine Prognose über den weiteren Saisonverlauf.


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