Für mehr Popularität der Formel 1 brauche er einen russischen und einen chinesischen Fahrer sowie eine Frau, sagte der frühere kommerzielle Rechteinhaber Bernie Ecclestone vor vielen Jahren sinngemäß.
Die Russen haben es mittlerweile geschafft, sind aber durch die aktuelle politische Lage wieder out. Der erste Chinese, Guanyu Zhou (22), Dritter der Formel 2 2021, debütiert am 20. März in Bahrain für Alfa Romeo-Sauber, nachdem er schon zwei Saisonen Testfahrer bei Renault bzw. Alpine war.
Auf eine Pilotin warten wir seit den Auftritten von Susie Wolf in freien Trainings für Williams 2015 vergeblich. Dort steht aber seit 2020 die zweimalige Gewinnerin der "W Series" (Frauen-F3), Jamie Chadwick (23), als Entwicklungsfahrerin unter Vertrag und hätte die nötigen FIA-Superlizenzpunkte, um an freien F1-Trainings teilnehmen zu können.
Aber zurück zu den Russen. Vier russische Fahrer kamen inzwischen auf 209 Starts in WM-Läufen mit insgesamt vier Podestplätzen und 267 Punkten. Im Detail:
Vitali Petrov (geb. 1984) aus Vyborg: 57 Rennstarts 2010 bis 2012 für Renault (27 Punkte/WM-13. 2010), Lotus Renault (37/WM-10. 2011) und Caterham (0/19. 2012). Er erreichte als Dritter in Australien 2011 einen Podestplatz. Der GP2-Vizemeister von 2009 fuhr nach der Formel 1 eine DTM-Saison und dann bis 2019 Langstrecke, zumeist für das SMP-Team des russischen Geschäftsmannes und Putin-Freundes Boris Rotenberg.
Sergei Sirotkin (geb. 1995) aus Moskau: Nach je zwei Jahren als Testfahrer bei Sauber (2013/14) und Renault (2016/17) mit einigen Freitagstrainings-Einsätzen wurde er 2018 Nachfolger von Felipe Massa bei Williams. Als Zehnter in Monza kam er zu seinem einzigen WM-Punkt (20. Gesamtrang). Auch Sirotkin fuhr danach Langstrecke bei SMP, blieb aber auch als Reservist bei McLaren (2019) und Renault (2019/20) im F1-Blickfeld.
Daniil Kvyat (geb. 1994) aus Ufa: Seit dem Wechsel vom Kart in die Formel BMW (2010) war er Mitglied des Red-Bull-Juniorteams. Als GP3-Meister 2013 war er schon Testfahrer für Toro Rosso und ab 2014 Stammpilot, wobei er für viele überraschend dem Portugiesen Antonio Felix da Costa (der 2020 Weltmeister der Formel E wurde) vorgezogen wurde. In 110 F1-Rennen für Toro Rosso (2014, 2016/17 und 2019/20) und Red Bull Racing (2015/16) erzielte Kvyat drei Podestplätze (Zweiter Hungaroring 2015, Dritter Schanghai 2016 und Hockenheim 2019) sowie 202 Punkte; 2015 erlebte er als WM-Siebenter sein bestes Jahr. 2018 (Ferrari) und 2021 (Alpine) war Kvyat Ersatzfahrer, 2022 will er als Teamkollege von René Binder für G-Drive die Langstrecken-WM bestreiten – wenn das russische Team antreten darf.
Nikita Mazepin (geb. 1999) aus Moskau: Der Sohn des Chemieindustriellen Dimitri Mazepin (Uralkali) kam als Testfahrer bei Force India (2016-18) zu ersten F1-Runden und durfte 2021 für Haas dank des Sponsorships seines Vaters 21 der 22 Saisonrennen bestreiten (einmal Pause wegen Covid). Dabei kam er nie in die Punkte. Ein 14. Platz in Baku war das beste Resultat im Nachzüglerteam, in dem auch der weit höher eingeschätzte Mick Schumacher ohne Zähler blieb (Topresultat: Zwölfter auf dem Hungaroring). Wegen des vom Int. Sportgerichtshof bestätigten Banns von russischen Athleten bei Weltmeisterschaften wegen der Dopingaffären trat Masepin schon 2021 unter neutraler Flagge an. Haas beendete am Wochenende wegen des Kriegs Russlands in der Ukraine den Vertrag mit ihm und dem Hauptsponsor Uralkali.
Sie kamen in die Nähe der Formel 1
In die Nähe der Formel 1 kamen u. a. der ehemalige Red-Bull-Junior Mikhail Aleshin als Testfahrer bei Renault (2010), Artem Markelov als Entwicklungsfahrer von Renault 2018), Roman Rusinov als Testfahrer von Midland (2005/06) und Sergey Zlobin – alle aus Moskau - als Testfahrer von Minardi 2002 und 2004. Letzterer machte im September 2007 Schlagzeilen, als er einen Autobombenanschlag in Moskau in seinem Mercedes G 500 mit leichten Verletzungen überlebte.
Der in Israel geborene F2-Vizemeister des Vorjahres, Robert Shwartzman ist als Zögling der Nachwuchsakademie Ferraris 2022 als Testfahrer der Scuderia vorgesehen.
Bisher nur ein russischer Teameigner
Einziger russischer Teameigner war bisher der aus Leningrad (heute St. Petersburg) gebürtige, nach Kanada ausgewanderte Alex Shnaider, der als Gründer der Midland-Gruppe Anfang 2005 das Jordan-Team kaufte und es 2006 als Midland F1 mit russischer Lizenz die WM bestreiten ließ (Fahrer Christijan Albers/Tiago Monteiro), aber keine Punkte holte.
Danach wurde es von einer niederländischen Gruppe übernommen und zu Spyker F1 gemacht, daraus wiederum wurde Force India, dann Racing Point und 2021 schließlich Aston Martin.