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So rechtfertigt Haas die Trennung von Mick Schumacher

Darum entschied sich Haas gegen den jungen Schumi und für den "alten" Hülk:

So rechtfertigt Haas die Trennung von Mick Schumacher Foto: © getty

Sag niemals nie, vor allem nicht in der Formel 1.

Mit 35 Jahren und nach 181 Grands Prix mit 521 Punkten bekommt Nico Hülkenberg 2023 wieder ein Stammcockpit in der Königsklasse, diesmal bei Haas, wo er seinen um zwölf Jahre jüngeren deutschen Landsmann Mick Schumacher ablösen wird.

Hülkenberg, dessen größter Erfolg wohl der Le-Mans-Sieg 2015 mit Porsche und damit auf der Langstrecke war, hat in der Formel 1 den siebenten WM-Rang 2018 (mit Renault) als beste Gesamtplatzierung zu Buche stehen. "Hülk" war Ende 2019 von Renault nicht weiterverpflichtet worden und wurde Ersatzfahrer bei Racing Point (zwei Mal in den Punkten 2020, zwei Mal ohne 2022 beim Nachfolger Aston Martin als Vettel-Ersatz).

Der bisherige ServusTV-Experte wird schon Dienstag mit Zustimmung seines bisherigen Teams Aston Martin erstmals für Haas auf dem Yas Marina Circuit testen, wofür sich Hass-Teamchef Günther Steiner ausdrücklich bei den Kollegen bedankte.

Entscheidend für den Wechsel vom jungen Schumi zum "alten Hülk" sei dessen Erfahrung gewesen, erklärt Haas-Teamchef Günther Steiner. Der Südtiroler sagt in der Medienrunde am Donnerstag in Abu Dhabi, bei der auch LAOLA1-Kolumnist Gerhard Kuntschik vor Ort dabei ist, weiters:

Über die Gründe: "Die Entscheidung war nicht einfach, und sie wurde erste letzte Woche getroffen, nicht im Sommer oder danach, wie oft behauptet wurde. Es war eine fortlaufende Meinungsfindung, immer im Kontakt mit (Teameigner) Gene Haas. Hauptgrund war Hülkenbergs Erfahrung. Der Vertrag wurde erste gestern (Mittwoch) unterschrieben. Nico war von Beginn an im Blickfeld, neben anderen auch. Wir sprachen mit Leuten, die schon mit ihm arbeiteten. Wir kamen zum Schluss, dass Nico für die Weiterentwicklung des Teams die bestmögliche Lösung ist, weil die große Erfahrung für ihn sprach. Und er war lang bei Mittelfeld-Teams, er weiß, wie diese arbeiten und wie man vorankommt. Seine Leistungen als Ersatzmann mit kurzfristigen Einsätzen waren beeindruckend."

Über die Beendigung der Arbeit mit Mick Schumacher: "Wir haben Mick so viel Zeit wie möglich gegeben, um uns zu überzeugen. Aber es fehlte ihm einfach an Erfahrung und auch der Vergleich mit anderen Teams. Erfahrung braucht Zeit, aber wir können ihm diese Zeit nicht geben, weil wir schnell vorstoßen wollen. Wir haben Mick stets unterstützt und bestmöglich vorbereitet. Die Entscheidung gegen ihn fiel nicht wegen einzelner Vorfälle, weder wegen seiner besten Leistungen heuer noch wegen seiner Unfälle. Es war das Abwiegen von allem. Ich informierte Mick gestern, er reagierte sehr gelassen und professionell, auch wenn solche Situationen sehr emotional sind."

Über Neulinge in der Formel 1: "Die sind immer ein Risiko, weil du nie weißt, wie schnell sie sich einfügen und wie gut sie wirklich sind. Von der F2 in die F1 ist ein gewaltiger Sprung. Auch bei Norris, Russell und Leclerc war es Gambling, und das muss nicht wie bei diesen immer aufgehen."

Über Partner Ferrari und ProtegE Antonio Giovinazzi: "Er war anfangs im Blickfeld, wir sprechen uns mit Ferrari immer ab, wir erklären unsere Beweggründe. Die Italiener haben unsere Entscheidung für Hülkenberg akzeptiert."

Über die Teamziele 2023: "Wir wollen im Mittelfeld mitkämpfen und deutlich stärker werden, als wir jetzt sind. Wir wissen aber, dass das andere auch anstreben."

Schumacher über die Haas-Entscheidung enttäuscht

Was die Zukunft von Mick Schumacher angeht, sieht es in der Formel 1 bestenfalls nach einer Ersatzrolle aus (Mercedes aus Solidarität zur Familie Schumacher?). Zwar ist offiziell das zweite Williams-Cockpit für 2023 noch frei, doch das würde der junge US-Amerikaner Logan Sargeant (21) bekommen, wenn er in Abu Dhabi im Finale der Formel 2 die restlichen Punkte für die Superlizenz sammeln kann. Dort ist der derzeit Gesamt-Dritter. 

Und wie der Fall Hülkenberg zeigt: Für Schumacher wäre ein Comeback nach "Auszeit" nicht völlig unmöglich.

"Ich möchte meine Enttäuschung über die Entscheidung des Haas-Teams nicht verbergen", ließ der 23-Jährige wissen. "Die Jahre mit Haas und Ferrari haben mich technisch und menschlich reifer gemacht. Gerade, als Dinge kompliziert wurden, merkte ich, wie sehr ich diesen Sport liebe. Ich werde hart dafür kämpfen, bald wieder in der Startaufstellung zu stehen."

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