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Österreich und die Suche nach neuen F1-Helden

Harter Kampf: Wer hat in Österreich die größte Chance auf die Königsklasse?

Österreich und die Suche nach neuen F1-Helden

14. November 2010: Mit Christian Klien nimmt zum bisher letzten Mal ein Österreicher an einem Formel-1-Rennen teil.

Seither wartet eine stolze Rennfahrer-Nation auf einen Nachfolger von Niki Lauda, Gerhard Berger und Co.

Im Vorjahr bekamen Lucas Auer für Force India und Rene Binder für Renault zumindest wieder einmal in die Möglichkeit, an Testfahrten teilzunehmen. Derzeit schickt sich mit Ferdinand Habsburg ein weiterer Nachwuchspilot an, den Sprung auf die große Bühne zu schaffen.

Wo liegen die Hürden am Weg dorthin? Mangelt es nur am Geld und gibt es überhaupt ausreichend Talente in Österreich?

"Ich glaube, es ist ein Kampf, den jeder für sich selbst zu bestreiten hat", sagt ORF-Kommentator Ernst Hausleitner. Der langjährige Begleiter der Königsklasse hat schon mehrere Talente kommen und gehen gesehen und weiß auch, dass es nicht immer die Besten ganz nach oben schaffen.

"Das Problem ist, dass es in der Gegenwart der Formel 1 auf vieles ankommt, aber ganz selten auf das Talent", so der Oberösterreicher. Schon davor sind die Kosten hoch. Bei einer Formel-2-Saison liegen die Kosten bei etwa 2 Millionen Euro. "Das ist im Grunde genommen für niemanden mehr zu finanzieren", so Hausleitner.


In der 6. Ausgabe von "LAOLA1 On Air - der Sportpodcast" geht es um den aktuellen Umbruch in der Formel 1. ORF-Kommentator Ernst Hausleitner spricht über seine Eindrücke der Königsklasse unter der Führung von Liberty Media und Ferdinand Habsburg spricht offen über seine Ziele und schwere Stunden. Hier anhören:


Auer: Ohne Sponsor keine Chance?

Auer hinterließ bei seinem Testauftritt in Ungarn einen positiven Eindruck, dennoch kam er letztlich nicht für einen Platz bei Force India infrage. Auch deshalb, weil im Kampf um den Titel mit Mercedes in der DTM nach einem starken Start die notwendigen Resultate ausgeblieben sind.

"Toto Wolff hat immer gesagt: Er muss erst einmal die Meisterschaft gewinnen. Das hat er dann leider nicht geschafft. Wenn er sie gewonnen hätte, hätte es mich wirklich interessiert, ob sie ihm dann auch von Mercedes den Support gegeben hätten. Aber vielleicht kann er das ja in der kommenden DTM-Saison nachholen", sagt Hausleitner, der aber daran zweifelt, dass Auer in naher Zukunft noch einmal Formel-1-Luft schnuppern darf.

"Er ist ein Top-Bursche, allerdings ist ihm jetzt die Unterstützung seines Sponsors flöten gegangen, der auch die Testfahrten damals finanziert hat."

Habsburg "definitiv am F1-Radar"

Über die Formel-3-EM versucht derzeit Habsburg sein Glück. In seiner Rookie-Saison konnte der Urenkel von Kaiser Karl I. von Österreich ein Rennen gewinnen und landete drei weitere Mal auf dem Podest.

Zwar verfügt er derzeit über keine Unterstützung eines großen Rennstalls, macht aber mit sportlichen Leistungen wie etwa beim spektakulären Zieleinlauf in Macau auf sich aufmerksam.

Sein Pressebetreuer Viktor Lienhart von der Talenteschmiede "1st Mile" bestätigt bereits Kontakte in die Formel 1. Auch Angebote würden bereits vorliegen. "Er ist definitiv am Radar", sagt Lienhart, der derzeit die Chancen auf einen Sprung in die Königsklasse bei 25-30 Prozent beziffern würde.

Stimmen die Ergebnisse in der Formel 3 würde die Wahrscheinlichkeit steigen, von einer hohen Chance könne man aber ohnehin nie sprechen. Dafür sind die verfügbaren Plätze zu begrenzt.

Das Umfeld für den Weg nach oben sei aber durchaus gegeben. Gemanagt wird Habsburg vom ehemaligen britischen GT-Champion Jamie Campbell-Walter.

Genügend Talente, mangelnde Mentalität?

"Ich behaupte, dass das Netzwerk um Ferdinand und seine Anbindungen und Möglichkeiten, die er jemandem in einem F1-Umfeld im Vergleich zu anderen bietet, sehr gut aussieht. Da ist sein Startvorteil gegeben. Aber das zählt nur, wenn er liefert", sagt Lienhart, der neben Habsburg auch noch den Wiener Lukas Dunner betreut, der im Vorjahr mit erst 15-Jahren in der Formel 4 an den Start ging und in diesem Jahr in der Euroformula Open ein Formel-3-Auto fahren wird.

Generell ortet er nicht nur im finanziellen Bereich Schwierigkeiten im Nachwuchs. "Es ist schwer, Geld aufzutreiben. Aber es ist möglich. Und es ist weit mehr möglich, als man glauben würde. Es scheitert in Österreich hauptsächlich an der Mentalität, wenn es darum geht, Nachwuchs an den Profisport heranzuführen. Es geht darum, dass Menschen mit 17 oder 18 Perspektiven brauchen und bereit sind, einem Thema alles unterzuordnen."

Habsburg als Talenteförderer

An Talenten würde es in Österreich nicht mangeln, meint Lienhart: "Es gibt unglaubliche Talente. Thomas Preining (19), der mit Porsche und Lechner unterwegs ist, oder Nicolas Schöll (16), der jetzt in der europäischen GT4 Serie fährt, dazu Max Hofer (18/GT3) oder Mick Wishofer (18/dt. Formel 4). Ich persönlich sage, dass enormes Potenzial da ist. Aber weniger die Bereitschaft, aus dem Potenzial etwas zu machen."

Umso wichtiger wäre es, Talenten eine Plattform zu bieten und diese gezielt fördern zu können. Danach sieht es momentan aber nicht aus. Je nach Verlauf seiner Karriere soll Habsburg irgendwann selbst hoffnungsvollen Motorsportlern ein Wegbereiter sein.

"Er hat gesagt: Ich möchte jungen Menschen das ermöglichen, die vielleicht mehr Talent als ich haben und nicht meine Möglichkeiten haben. Ich sehe ihn als eine der Möglichkeiten in der Zukunft. Aber das dauert noch, jetzt fährt er aber erst einmal selbst noch 10-15 Jahre."

>>>Wie Ferdinand Habsburg selbst über seine bisherige und zukünftige Karriere denkt, liest du demnächst auf LAOLA1.at

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