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Holt Politik den Sport ein - auch den Motorsport?

Wie Heile-Welt-Sportfunktionäre die Politik sehen! So sieht es Kolumnist Kuntschik:

Holt Politik den Sport ein - auch den Motorsport? Foto: © getty

Dass der Sport eine Welt für sich ist und mit Politik nichts zu tun habe, ist ein gerne erzähltes Märchen. Doch das glauben inzwischen längst nur noch die blauäugigsten der Heile-Welt-Sportfunktionäre.

Großereignisse in Saudi-Arabien, Top-Veranstaltungen in Russland, Absage an die Rallye-Weltmeisterschaft in Chile - was bedeuten die aktuellen Ereignisse für wichtige Motorsport-Ereignisse der nächsten Zeit?

LAOLA1-Kolumnist Gerhard Kuntschik mit einem Überblick:

Beispiel Saudi-Arabien:

Die Formel E hat Neuland beschritten und ohne Probleme die Auftakt-Rennen der Saisonen fünf und sechs in Ad Diriyah absolviert.

Nächster Schritt des umstrittenen Kronprinzen Mohammed Bin Salman ("MBS"): Die Rallye Dakar rast ab Sonntag durch die saudische Wüste. Und mit der Öffnung für (vorwiegend westliche) Touristen, die er anstrebt, soll trotz Feindschaft mit Katar und vor allem dem Iran und einem Stellvertreter-Krieg im Jemen auch irgendwann die Formel 1 ins Königreich kommen.

Man darf annehmen: Wenn die Petro-Dollar-Millionen winken, wird nicht nur F1-Vermarkter Liberty schwach.

Beispiel Russland:

Mit dem kürzlich verhängten Bann der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) für russische Mannschaften bei Olympia und Weltmeisterschaften wegen der systematischen Proben-Manipulationen der vergangenen Jahre und der Untersagung sportlicher "Großereignisse" in Russland ist theoretisch auch der Formel-1-GP in Sotschi in Frage gestellt.

Präsident Putin mit Ex-F1-Chef Ecclestone
Foto: © getty

Was die russischen Organisatoren verneinen, denn sie hätten einen gültigen Kontrakt mit dem F1-Management seit 2010 und bis 2025...

Die Frage ist, abgesehen von der möglichen Berufung der russischen Antidoping-Behörde (RUSADA) bzw. dem russischen Olympischen Komitee beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) und einer damit verbundenen Aufschiebung, ob 1/22 (in Worten: ein Zweiundzwanzigstel) einer Weltmeisterschaft als eine solche gilt.

Daniil Kvyat, russischer Toro-Rosso-Pilot (ab 2020 Alpha Tauri), dürfte wohl nicht gefährdet sein, da er für ein italienisches Team und nicht für Russland als Nationalmannschaft fährt. Und weil sich die Formel 1 – auch wenn sich der Automobilverband FIA den WADA-Richtlinien unterworfen hat – selten um Politik schert, darf man annehmen, dass in knapp neun Monaten wieder in Sotschi gefahren wird.

Der letzte (und erste) aus politischen wie aus Sicherheitsgründen abgesagte Grand Prix war der von Bahrain 2011 nach massiven Unruhen im Staat am Persischen Golf.

Beispiel Chile und Frankreich:

Die Unruhen der vergangenen Wochen (Proteste gegen Preiserhöhungen im öffentlichen Verkehr) führten bereits zur Absage der Rallye Chile (Rallye-WM WRC) durch die Veranstalter – doch die FIA führt die Rallye noch immer mit 16. bis 19. April im Kalender, "vorbehaltlich der Bestätigung durch die nationale Sportbehörde".

Findet der E-Prix in Paris planmäßig statt?
Foto: © getty

Die Formel E, die am 18. Jänner durch die Hauptstadt Santiago surren soll, behauptet, das Rennen finde programmgemäß statt.

Im letzten Bulletin des Welt-Motorsportrates der FIA ist Santiago mit einem Sternchen versehen, das aber (wie bei drei anderen FE-Rennen) nur bedeutet: "Vorbehaltlich der Strecken-Homologation".

Übrigens: Wenn es an Samstagen durch die Gelbwesten in Paris weiter kracht, wird auch dort das FE-Rennen am 18. April "interessant".

Die Erfahrung zeigt: Der (Motor-)Sport lebt in seiner eigenen Welt!

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