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Hamilton in Rot! Für wen der wilde Deal wirklich Sinn macht

Der siebenfache Weltmeister und die Scuderia können zu Gewinnern werden - Carlos Sainz auch. Warum niemand Garantien hat und es auch ganz anders kommen könnte.

Hamilton in Rot! Für wen der wilde Deal wirklich Sinn macht Foto: © GEPA/getty

Die "Silly Season" der Formel 1 trägt ihren Namen nicht ohne Grund.

Dass Lewis Hamilton wirklich zu Ferrari wechseln könnte, fühlte sich lange wie ein wildes Gerücht an. Aber wurde so schnell, wie es aufkam, auch sehr konkret.

Nun ist es fix>>>: Ab 2025 trägt der siebenfache Weltmeister Rot. Dann schon im stolzen Alter von 40 Jahren.

So wild die Sache auch scheint, könnte sie doch für die aktiven Akteure dieser Transfer-Überraschung Sinn machen. Wenn die Sache aufgeht, denn ein Poker ist es allemal. Ein besseres Auto ist dem Briten im schnelllebigen Feld nicht garantiert, dafür setzt er ein wenig seines Legendenstatus bei seiner Herzensmarke mit dem Stern auf's Spiel.

Warum die Sache dennoch aufgehen könnte? LAOLA1 mit einer Einschätzung, für welche der Seiten die Sache Sinn macht:

 

Für Lewis Hamilton: JA

Einmal für Ferrari fahren! Auch wenn die Scuderia ihrer Titelfähigkeit seit Jahren nachläuft, hat sie an Strahlkraft nichts verloren.

Wird die Historie der Formel 1 durchgeblättert, fanden sich die größten Fahrer fast alle früher oder später in Maranello ein. Der Rekordweltmeister wollte da keine Ausnahme sein.

Ferrari-Boss John Elkann gilt als Hamilton-Befürworter
Foto: © getty

Nach den ersten beiden Jahren seiner Laufbahn ohne einen einzigen Sieg schien der 39-Jährige seine Felle auf einen würdigen Karriere-Herbst davonschwimmen zu sehen.

Dass Mercedes zuletzt kein siegfähiges Auto mehr zur Verfügung stellen konnte, frustete Hamilton - dass er diesen Frust auch gern während der Rennen am Funk ausließ, hat das Verhältnis zum Team sicher nicht verbessert, auch wenn der Serien-Champion vergangener Jahre unantastbar blieb.

Das Verhältnis zu den Ferrari-Bossen ist hingegen gut: Hamilton versteht sich mit Oberchef John Elkann blendend, der Aufsichtsratsvorsitzende gilt wiederum als großer Bewunderer des Fahrers. Mit Teamchef Frederic Vasseur gewann der Brite 2006 für das ART-Team die GP2.

Womöglich könnte auch der finanzielle Aspekt für Ferrari gesprochen haben. Bei Mercedes wird George Russell schon seit einiger Zeit offen zu Hamiltons Nachfolger aufgebaut, das könnte sich auch im frischen Hamilton-Deal niedergeschlagen haben.

Der ist es auch, was den Zeitpunkt so überraschend macht: Im Spätsommer verlängerte der Routinier seinen Mercedes-Kontrakt erst, offiziell für zwei Jahre. Allerdings gab es eine Ausstiegsklausel.

Ob Hamiltons Siegchancen in Rot eklatant besser sind als in Silber, lässt sich anhand jüngster Entwicklungen und der neuen Schnelllebigkeit der Kräfteverhältnisse hinter Red Bull Racing schwer langfristig abschätzen.

Frische Motivation bringt die neue Aufgabe nach mäßigen Jahren bestimmt. So kann der Wechsel aus sportlicher Sicht Sinn für Hamilton machen - eine Garantie gibt es dafür nicht, hätte es bei Mercedes auch nicht mehr.

Nur: Ein klein wenig des absoluten Legendenstatus bei Mercedes kostet der Schritt womöglich schon.

 

Für Ferrari: JA

Charles Leclerc und Carlos Sainz sind gut. Den Beweis ihrer Weltmeister-Fähigkeit sind beide noch schuldig.

Besonders der Monegasse präsentierte sich 2022 fehleranfällig, als Ferrari zumindest zeitweise gegen Red Bull Racing konkurrenzfähig schien.

Zwar ist der 26-Jährige immer zu Siegen fähig und hat noch genug Zeit, diese paar Prozent zur Weltmeisterlichkeit zu finden. Aber bei der Chance einen vielfachen Champion ins Boot zu holen, konnte auch die Scuderia nicht ablehnen.

Foto: © getty

Zumal Leclerc auch von Hamilton noch lernen kann und der Königsklasse definitiv weit länger erhalten bleiben wird.

Und Carlos Sainz? Der wurde eigentlich als "Zweier" geholt, muckte aber zuletzt ganz schön auf und rüttelte schon am Thron seines Teamkollegen. 2023 schloss er nur unwesentlich schlechter als Leclerc ab (206 zu 200 Punkte).

Das machte die Verhandlungen um einen neuen Deal nicht einfach. Mehr Geld, mehr Erfolgsaussichten im Team - da gab es bis zuletzt kein Zusammenkommen mit dem Spross der WRC-Legende.

Spannend und nicht weniger geladen wird die Teamdynamik zwischen Leclerc und Hamilton allemal, aber im Gegensatz zum Verhältnis mit dem nur etwas älteren Sainz muss sie nicht gar so zukunftsfähig sein.

So gesehen ist der Wechsel aus Ferraris Sicht ein kurzfristiger Versuch, der aufgehen kann. Auf jeden Fall wären alle Zweifel an der Weltmeister-Fähigkeit der Komponente Fahrer ausgeräumt. Es hinge nur an der Scuderia selbst, alles aus dieser Chance zu machen.

Wie die langfristige Perspektive aussieht, wird sich weisen.

 

Für Carlos Sainz: Eine Chance

Aufhören, wenn es am schönsten ist? Sainz war bei Ferrari siegfähig, sein Stand aber kein leichter. Obwohl er Charles Leclerc teamintern ordentlich Feuer unter dem Hintern machte, blieb der Monegasse doch immer die klare Nummer 1.

Der Spanier wollte seine guten Leistungen mit einem neuen Vertrag abgegolten sehen, auch sportlich sollte die Perspektive Richtung Gleichberechtigung gehen. Da fand man monatelang einfach nicht zusammen, nun ist die Trennung besiegelt.

Sitzt der zweite Sainz auch bald in einem Audi?
Foto: © GEPA

Wo eine Tür zugeht, gehen neue auf. Die offensichtlichste Zukunftsvariante: Ab nach Hause zu seinem Vater. Audi steigt 2026 in die Formel 1 ein, über großes Interesse der Deutschen, auch den zweiten Sainz an Bord zu holen und zum erfahrenen Teamleader zu machen, wurde schon länger spekuliert.

Das Problem: Für 2025 müsste sich Sainz wohl in den Sauber setzen, der vor der Übernahme durch die vier Ringe noch zwei Jahre mit allerlei Sponsoren im Teamnamen durch die Gegend gondelt, und das wohl nicht im vorderen Bereich des Feldes.

Mit einem neuen Ferrari-Deal hätte sich Sainz diese Tür womöglich zugemacht, nun ist sie weit offen. Wird die Sache wohlwollend betrachtet, ist der Abgang aus Maranello keine Ausbootung, sondern logische Folge einer Emanzipation aus der zu klein gewordenen Zweier-Rolle.

An möglichen anderen Sitzen wird es angesichts der zahlreichen offen werdenden Sitze nicht mangeln, aber welche Option neben jener mit Audi wäre wirklich zukunftsträchtig und erfolgsversprechend? Wohl nur der Platz bei Mercedes. Ob die Silbernen nicht ganz andere Pläne schmieden werden?

 

Für Mercedes: Nein

Beim Ex-Team werden die Gesichter lang sein. Mit dem neuen Vertrag für Hamilton schien die Zukunft zumindest für die nächsten beiden Jahre gesichert, ehe sich der Siebenfach-Weltmeister langsam in Richtung Pension verabschiedet und George Russell endgültig zum Teamleader aufsteigen hätte können.

Nun kommt es anders. Russell wird in seiner Rolle unmittelbar gestärkt, wer ihm ab 2025 zur Seite steht, ist völlig offen. Am Ende könnte sich sogar mittelfristig noch rächen, dass Mick Schumacher aus der Formel 1 rutschte. Der wäre zumindest eine dankbare Nummer 2 gewesen, die trotzdem genug PR bringt.

Russell wird damit schon 2024 Teamleader sein
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Für das neue Szenario wird noch kein Plan B in der Schublade liegen. Die Trennung kam so überraschend, dass sich sogar Toto Wolff in Online-Meetings einschalten musste, weil er nicht vor Ort in der Fabrik weilt. Mercedes wurde zum Passagier.

Man darf sich schon jetzt auf das Fahrerkarussell im Sommer freuen, denn Ende 2024 läuft bei mehr als der Hälfte der Fahrer im Feld der aktuelle Vertrag aus.

Die heißeste Aktie scheint aber vom Markt, Lando Norris unterschrieb jüngst eine Verlängerung bei McLaren. Die Modalitäten sind nicht bekannt, aber selbst im Falle eines Wechsels droht eine teure Angelegenheit.

Ablösefrei zu haben wäre klarerweise Carlos Sainz, aber auch dessen Landsmann Fernando Alonso, sollte der "Oldie" nach 2024 immer noch nicht genug haben. Im Hause Sainz - Papa Carlos Senior gewann jüngst erst für Audi die Rallye Dakar - könnte der Segen aber schief hängen, ginge der Junior zu einem der größten Konkurrenten.

Spekuliert wird auch damit, dass Super-Junior Andrea Kimi Antonelli ins kalte Wasser geworfen werden könnte. Das erscheint angesichts des erst anstehenden Formel-2-Debüts des gerade einmal 17-jährigen Italieners aber sehr verwegen.

Toto Wolff und Konsorten haben nur ein paar Monate Zeit, einen neuen Masterplan in einem Fahrermarkt zu erstellen, der die großen zukunftsträchtigen Optionen nicht wirklich bietet.

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