Die Hoffnungen sind so groß wie schon lange nicht mehr, dass ein Österreicher den Sprung in die Formel 1 schafft.
Lucas Auer, aktuell Zweitplatzierter in der DTM-Gesamtwertung, wird seit geraumer Zeit mit einer Teilnahme am Young-Driver-Test am 1. und 2. August in Ungarn in Verbindung gebracht.
"Er hat absolut das Level, Formel 1 zu fahren", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff vor dem Grand Prix von Österreich.
Die besten Karten scheint Auer, der laut eigenen Aussagen mit mehreren Teams spricht, bei Force India zu haben. Aber wie denkt sein mögliches Team über ihn?
Großes Lob für Auer von Force India
"Die Verhandlungen laufen. In den nächsten Wochen werden wir die Entscheidung bekanntgeben", bestätigt der stellvertretende Teamchef Bob Fernley Gespräche mit Auer gegenüber LAOLA1.
Sich Fahrer aus der DTM zu holen hat bei Force India schon Tradition. "Die DTM ist ein gutes Pool für Talente. Sie fahren dort komplexe Autos und wir können sie dabei beobachten. Es ist eine gute Reserveposition für die Formel 1. Wir haben schon Paul di Resta in die Formel 1 gebracht, auch Esteban Ocon. Wenn man von dort den Schritt machen will, sind wir sicher das beste Team dafür", meint der 64-Jährige.
Durch seine Performance in der aktuellen DTM-Saison mit zwei Rennsiegen dränge sich Auer für Force India automatisch auf. "Wir haben seine Karriere genau verfolgt. Lucas ist ein sehr erfolgreicher junger Mann, der seine Sache im Moment richtig gut macht. Er ist ein richtiges Kaliber, das es zu beobachten gilt", stattet Fernley den Österreicher mit reichlich Vorschusslorbeeren aus.
Allerdings sei er nicht die einzige Option: "Wir schauen uns eine Reihe von Fahrern an. Es ist am Ende eine Teamentscheidung."
Darum geht es beim Young-Driver-Test
Was würde Force India von Auer verlangen, wenn er die Chance am Hungaroring erhalten würde? "Er muss konstant unterwegs sein", sagt Fernley.
Es gehe keineswegs darum, bestimmte Rundenzeiten zu unterbieten: "Die Fahrer dort müssen nicht permanent am Limit fahren. Wir sehen schon, was sie können. Es geht nicht nur um Speed, sondern besonders darum, mit dem Team zu arbeiten, gutes Feedback zu geben und die speziellen Entwicklungsprogramme für diesen Tag abzuspulen. Immerhin ist es nicht nur ein Test für den Fahrer, sondern auch ein wertvoller Test für uns als Team."
Generell könne man sich erst nach einem ganzen Tag ein Urteil über einen Rookie im Formel-1-Auto bilden. "Es gibt verschiedene Komponenten. Man testet verschiedene Reifen, ist mit verschiedenen Tankfüllungen unterwegs, dann müssen die Ingenieure die Daten auswerten. Es sicher nicht nur so, dass wir mit der Stoppuhr neben der Strecke stehen", so Fernley.
Mit Force India verbindet Auer schon jetzt der farbgebende Sponsor. Das österreichische Unternehmen BWT (Best Water Technology) unterstützt sowohl Auer als auch den Formel-1-Rennstall und ist in beiden Fällen die Ursache für das pink lackierte Auto.
Angespanntes Team-Duell - Perez am Absprung?
"Die Partnerschaft läuft fantastisch. Wir sind sehr glücklich mit unseren neuen Farben. Damit sticht man in der Formel 1 hervor, außerdem bringt uns BWT Glück, weil wir bisher eine fantastische Saison hatten", strahlt Fernley.
Die aktuelle Fahrer-Paarung birgt allerdings durchaus ihre Spannungen. Talent Ocon und der wesentlich routiniertere Serigo Perez kamen sich zuletzt zweimal in die Quere, der teaminterne Crash in Baku hallt noch bis Österreich nach. Perez unterstellte dem Franzosen in Spielberg, dass dieser noch nicht verstanden habe, was "Racing" bedeutet. Nämlich gegeneinander zu fahren und nicht ineinander.
Scharfe Worte, die Fernley versucht, positiv zu sehen: "Da kommt ein Junger, der einem etablierten Fahrer Konkurrenz macht. Die zweite Saisonhälfte wird noch intensiver sein als die erste, weil wir zwei Piloten in Top-Form haben. Das ist doch ein schönes Problem."
Während Ocon über einen Vertrag für nächstes Jahr verfügt, ist die Zukunft von Perez offen. "Ich erwarte, dass es Angebote für ihn geben wird. An Sergios Stelle wäre ich enttäuscht, wenn es nicht so wäre", schmunzelt Fernley.
Renault soll an einer Verpflichtung des Mexikaners Interesse zeigen. Dann wäre ja auch der Platz für einen 22-jährigen Tiroler frei. Aber das ist noch Zukunftsmusik.