Das hätte wohl auch dem Gründer imponiert: Sein 1963 etabliertes kleines Rennteam ist im 60. Jahr des Bestehens ein globales Unternehmen, das im Motorsport erstmals an drei Fronten angreift und daneben als Sportwagenbauer und Technologiefirma immer erfolgreicher wird.
Bruce McLaren (geb. 1937) erlebte nur die ersten sieben Jahre der Teamgeschichte, ehe er 1970 bei Testfahrten in Goodwood tödlich verunglückte.
Für viele ist McLaren nur als F1-Team – das 2021 mit Daniel Ricciardos Triumph in Monza nach einer Dekade wieder auf die Siegesstraße fand – bekannt.
Doch die Mannschaft mit Hauptsitz im imposanten Technologiezentrum in Woking südwestlich von London ist ein multinationales Team: Geführt von CEO Zak Brown, einem 50-jährigen Kalifornier, dessen F1-Verantwortlicher der Passauer Andreas Seidl (Ex-BMW, Ex-Porsche) McLaren vom Mitläufer wieder zu einer Größe in der Topklasse machte.
Verstärktes Engagement in Indycar-Serie
Dazu kommt ein verstärktes Engagement in der Indycar-Serie, denn im Team Arrow McLaren SP gehört die Anteilsmehrheit nun McLaren.
Und schließlich ist es modern, auch elektrisch Sport zu machen, daher fährt McLaren in der Offroadserie Extreme E und stellte seine neueste Abteilung vor wenigen Monaten beim UN-Klimagipfel in Glasgow vor – wohl das erste Rennteam mit einer solchen Premiere.
Als Fahrer des reglementmäßig gemischt zu besetzenden Teams wurden die Rallyepilotin Emma Gilmour (42 – "Ich bin stolz als Neuseeländerin für das Team zu fahren, das Bruce gründete") und der Kalifornier Tanner Foust, ein bekannter Stuntman, Rallye- und Rallyecross-Pilot, verpflichtet. Saisonstart ist schon nächstes Wochenende in Saudi-Arabien.
Bei den Indycars wollen der erst 22-jährige Mexikaner Pato O’Ward und der 30-jährige Schwede Felix Rosenqvist ihre Ausbeute aus 2021 (Gesamt-Dritter bzw. 21.) noch steigern. Immerhin schaffte O’Ward 2021 schon Siege im Highspeedoval in Fort Worth/Texas und auf den Straßen der Belle Isle in Detroit. Falls der Name bekannt vorkommt: O’Ward war 2019 ein Kurzzeit-Red-Bull-Junior, Teamkollege von Lucas Auer in Japan, ehe er aus der Red-Bull-Familie wieder "verabschiedet" wurde – und anderswo den Durchbruch schaffte.
Im Indy 500 soll wieder Legende Juan Pablo Montoya den dritten McLaren-Pfeil mit Chevy-Turbo steuern. Der Auftakt erfolgt am 27. Februar auf dem Stadtkurs von St. Petersburg – Florida, nicht Russland.
Norris und Ricciardo top motiviert
(Text wird darunter fortgesetzt.)
Da wird das F1-Team längst mitten in den Analysen der ersten Testtage von Barcelona (23. – 25. Februar) sein. Der Winter war für beide Piloten ein angenehmer: "Ich hatte viel Zeit für Freunde, Familie und Golfen", erklärte Shootingstar Lando Norris, der sich auch freute: "Eine Saison mit einem neuen Vertrag zu beginnen, ist immer motivierend."
Der Engländer wurde bis Ende der nunmehrigen Regelperiode (2025) verlängert. Und Daniel Ricciardo meinte schmunzelnd: "Es war etwas Schönes, nach zwei Jahren wieder Familie und Freunde zu treffen." Denn das australische Covid-Protokoll hatte sogar eigene Staatsbürger lange Zeit ausgesperrt. "Es war schön, zuletzt wieder Dinge zu tun, die wir als normal bezeichnen", sagte der Australier.
Die Chauffeure und die Teamführung – Seidl, Technikboss James Key, Organisator Andrea Stella, Produktionschef Piers Thynne – sind sich einig: Mit dem neuen Chassis-Reglement ist alles offen, sind aber auch alle Chancen da.
Key: "Ich bin 21 Jahre in der Formel 1, aber erstmals gab es im Winter keine Verbesserungen oder Anpassungen, sondern einen Neustart mit einem weißen Blatt Papier." Noch dazu, wo es erstmals seit 1982 (!) wieder "Ground effect cars" gibt.
"Das bedeutete einen immens intensiven Winter für uns", bekannte der Niederbayer Seidl. Der aber vom weiteren Aufschwung überzeugt ist: "Jeder ist ehrgeizig und hungrig, der Teamspirit ist immens hoch. Wir wollen das Momentum der vergangenen Saison mitnehmen und stärken. McLaren soll bald wieder um Siege und Titel fahren."
Interessant: Seidl erwähnte bei der Präsentation am Firmensitz Woking zwar beiläufig "das zweite Jahr mit Mercedes-Antrieb", doch der Stern ist weder auf Fahreroveralls noch Teamkleidung oder am MCL36 zu finden und wird auch auf der Website nicht unter den zahlreichen Partnern angeführt.
Woraus man schließen kann: Keine (finanzielle) Unterstützung vom Konstrukteurschampion, sondern regelmäßige Rechnungen.