Wieder einmal Max-Verstappen-Mania in Spielberg: WM-Leader, Sieger der letzten beiden Rennen, immer noch der große Gejagte bei seinem zweiten Heimrennen. Die Ränge gehören dank des schon traditionellen Ansturms der Niederländer wieder ihm.
Aber diesmal ist vor dem Grand Prix von Österreich am Red Bull Ring doch alles ein wenig anders. Die Einladungen zur orangen Party sind noch nicht verschickt, denn es könnte gut anders kommen.
Schuld daran ist auch - aber nicht nur - Orange. Jenes im Farbton Papaya.
McLaren ist der aktuell schärfste Verfolger von Red Bull Racing. Vier zweite Plätze in den letzten vier Rennen, dazu beendete Lando Norris in Miami bereits seine lange Wartezeit auf den ersten Sieg.
Dazu die besser werdende Mercedes-Form und die immer lauernde Scuderia Ferrari: Die Vorzeichen auf Spannung stehen vor dem Wochenende in der Steiermark so gut wie selten.
Der Glaube an den Run
Besonders Norris hat als Teamleader nach seinem ersten Erfolg Blut geleckt.
In Barcelona verhinderten Kleinigkeiten wie der Start einen engeren Kampf um den Sieg. Aber "einen Siegeslauf zu starten ist möglich. Ich möchte nicht überschwänglich werden, aber ich muss nur diese Kleinigkeiten sauberer machen", zeigte sich der Brite am Donnerstag im Paddock zuversichtlich.
"Aber vieles war schon auf dem Level, auf dem es sein muss. Wir können also definitiv ein paar Rennen gewinnen."
Und trotzdem erinnerte Norris daran, mit wem es McLaren zu tun habe: "Es geht gegen einen der besten Fahrer aller Zeiten. Eines der besten Teams aller Zeiten. Und dann können andere auch noch mitmischen. Alles muss extrem gut ausgeführt werden."
Blut geleckt
Ein sehr schneller Wechsel in den Ansprüchen eines Teams, das die Saison 2023 als Sechster der Konstrukteurswertung beendete. Ein weiterer Beweis, wie eng das aktuelle Regularium das Feld nach einiger Zeit ihres Inkraftseins zusammengebracht haben.
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Norris wollte die Bäume auch noch nicht in die Luft wachsen lassen: "Alles in allem habe ich immer noch erst einen Sieg. Der ist toll, aber alles wird relativ, wenn du erst einmal weißt, was du zu leisten imstande bist."
Seit dem Sieg in Miami wurde Norris "nur noch hungriger nach Siegen. Und deswegen bist du enttäuschter als vorher, wenn du nicht gewinnst."
Schon im zweiten Jahr bald ein Gewinner?
Und dann wäre da noch der Teamkollege, Oscar Piastri. Der immerhin in Monaco Zweiter wurde und als aktueller WM-Sechster in seinem zweiten Jahr auch schon zum beständigen Punktelieferanten wurde.
Selbst der Australier weiß in seiner zweiten Saison schon, wie viel besser sich der nächste Schritt anfühlen würde: "Wir waren immer hungrig, wieder nach vorne zu kommen. Und jetzt, wo wir knapp davor sind, ist der Hunger nach der Spitze noch größer. Wir hatten den Geschmack des Sieges schon."
McLaren sei mittlerweile nicht mehr glücklich damit, nur auf das Podest zu fahren: "Wir wollen gewinnen. Und alle Beteiligten sind so hart wie möglich dran, daraus eine Realität zu machen."
Das Duo als Trumpf
Noch will sich Piastri aber nicht zu übertriebenen Kampfansagen hinreißen lassen: "Sie waren in Sachen Strategie beständig stark. Wir wussten also: Selbst, wenn wir ein ähnlich schnelles Auto haben, wird es schwer, sie zu schlagen. Und das hat sich bewahrheitet."
Dass McLaren gleich mit zwei Fahrern gefährlich werden kann, wo Sergio Perez im zweiten Red Bull aktuell wieder einmal strauchelt, ist aber der Trumpf aufseiten der Herausforderer.
"Außer in Barcelona waren wir zuletzt immer extrem eng zusammen. In den letzten fünf oder sechs Rennen hat uns im Qualifying nur eine halbe Zehntelsekunde getrennt", sieht sich der Australier seinem insgesamt noch voranliegenden Teamkollegen nicht nachstehend.
Verstappen gewarnt
Und der Weltmeister selbst? Der ist sich der "Bedrohung" durchaus bewusst.
"McLaren ist im Moment wirklich sehr solide. Sie sind überall gut, auf jeder einzelnen Strecke. Und in Barcelona hat man auch gewesen, wie gut sie mit den Reifen umgehen. Sie können am Ende mehr pushen als die anderen", beobachtete Verstappen.
Gut möglich also, dass es wieder orange Feiertage in Österreich geben kann - aber diesmal der etwas anderen Art. Norris hat in der Vergangenheit öfter bewiesen, wie gut ihm der Red Bull Ring liegt.