Vor 30 Jahren, im August 1991, gab ein Mercedes-Junior namens Michael Schumacher im belgischen Grand Prix in Spa-Francorchamps ein schon erwartetes Formel-1-Debüt. Er war damals 22 Jahre alt.
Nun steht dessen Junior vor dem Debüt in der Topklasse. Mick Schumacher wird sechs Tage vor seinem ersten F1-Rennen (am 28. März in Bahrain) ebenfalls 22 Jahre alt. Doch dann wird es für den Formel-2-Meister und Sohn des siebenfachen F1-Champions wohl schon schwierig mit dem Mithalten mit der außergewöhnlichen Erfolgskarriere des Vaters, über dessen Gesundheitszustand nach dem Skiunfall im Dezember 2013 es seit Jahren keine Informationen gibt.
Schwierig, das gibt Mick in einem Presse-Videogespräch schon zu, war bis jetzt die Vorbereitung aufgrund der Pandemie und der Reiserestriktionen. "Es dauerte, bis ich aus der Schweiz zum Haas-Team nach England kam, weil sich die Regeln laufend änderten. Dann die Quarantäne. Es ging um die Anpassung des Sitzes, die dauerte dann von acht Uhr morgens bis 22:30 Uhr am Abend – ein langer Tag", berichtet Schumacher. Im Gegensatz zu ihm gelangten die Ferrari-Techniker nicht nach England, wodurch ein Testlauf des Boliden (VF21) mit dem Ferrari-Antrieb ausfiel.
Über Auto und Motor kann Mick vor den Tests in Bahrain (12. bis 14. März) noch nicht viel sagen, außer dass das Design dem neuen Namenssponsor Uralkali geschuldet ist – also in den russischen Farben rot-blau-weiß. Hinter Uralkali steht der Oligarch Dimitri Mazepin (52), in Weißrussland (Minsk) geboren, der auch bei Uralchem das Sagen hat. Uralkali ist ein Bergbauunternehmen und einer der weltgrößten Mineraldüngerhersteller (über 20.000 Mitarbeiter, 3,56 Mrd. Dollar Umsatz).
Und Mazepins Sohn Nikita ist Rennfahrer und neuer Teamkollege seines bisherigen F2-Konkurrenten Schumacher. "Wir kennen uns schon länger, wir wurden gemeinsam groß, wenn auch auf verschiedenen Wegen. Wir werden uns gegenseitig pushen und das Team voranbringen", ist Schumacher überzeugt.
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Mit dem Titelsponsoring des Teams im Besitz des US-amerikanischen Maschinenfabrikanten Gene Haas und dem Cockpit für seinen Sohn hat sich Mazepin seinen F1-Traum erfüllt, dessen erster diesbezüglicher Versuch in England gerichtsanhängig ist: Denn er versuchte 2018, das damals vor der Pleite stehende Force-India-Team zu übernehmen, scheiterte aber am kanadisch geführten Konsortium um Lawrence Stroll, das die Mannschaft zu Racing Point und mittlerweile Aston Martin machte.
Mazepin klagte gegen den Zuschlag für Stroll, der seiner Ansicht nach nicht rechtens gewesen sei. Wer auch immer vor Gericht gewinnt, ein gemeinsames Ziel haben die ehrgeizigen Väter Stroll und Mazepin für ihre rennbesessenen Söhne Lance und Nikita erreicht: Den Kauf eines F1-Cockpits.
Schumacher: "Bin stolz, den Namen wieder in die F1 zu bringen"
Schumacher hingegen war schon aufgrund seines Namens ab dem Beginn im Kartsport für die Formel 1 bestimmt. "Ich bin stolz, den Namen wieder in die Formel 1 zu bringen und will ihm alle Ehre machen. Mein Ziel ist es, mich ständig zu steigern und stets die bestmögliche Leistung abzurufen", erklärt Mick.
Als er gefragt wird, ob er erst im zweiten F1-Jahr mit Spitzenresultaten rechne, da er doch in den Nachwuchsklassen immer erst nach einem Lernjahr erfolgreich wurde, meint Mick lakonisch: "Diese Frage ist wohl am besten nach der Saison 2021 zu beantworten." Ferrari sei er für die bisherige Unterstützung sehr dankbar, betonte der Akademieschüler Schumacher – der im Debütjahr für Haas auch in Maranello unter Beobachtung steht.
Jedenfalls beginnt der Deutsche seine F1-Laufbahn mit weniger Druck als der Teamkollege. Denn der 22-jährige Mazepin fiel bisher durch einige Strafen nach zweifelhaften Manövern auf, vor allem aber durch eine im Internet verbreitete Grapsch-Affäre, was ihm keine Sympathien, aber sehr schnell ein unrühmliches Image bescherte.
Und in dieser Konstellation zweier unerfahrener Debütanten und eines investierenden Russen in einem amerikanischen Team sitzt der Südtiroler Teamchef Günther Steiner als Katalysator. "Wir stehen vor einem außerordentlich spannenden und aufregenden Jahr – hoffentlich im positiven Sinn", sagte der Meraner, der den gesamten Winter in den USA verbrachte, "weil es zu schwierig war, nach Europa zu kommen. Wohin uns die Pandemie noch führt – ich weiß es nicht, wüsste es aber gern."
Spontanes Aufholen zur Spitze erwartet Steiner nicht. "Wir müssen uns 2021 so verbessern, dass unsere zwei jungen Fahrer 2022 bereit für Spitzenresultate sind."