Lando Norris sah beim Grand Prix von Katar in Lusail bis zu seinem Fehler wie der einzige Konkurrent von Sieger Max Verstappen aus (Rennbericht >>>).
Doch der britische McLaren-Pilot leistete sich rund um den zweiten Safety-Car-Einsatz, den es aufgrund eines zerstörten Spiegels auf der Start/Ziel-Geraden gab, eine Unachtsamkeit und verlangsamte unter gelber Flagge nicht ausreichend.
Die Kommissare schauten sich den Fall noch im Rennverlauf an und entschieden schließlich auf eine zehnsekündige Stop-and-Go-Strafe, die ihn aus den Top Ten spülte.
Zwar kämpfte sich der dreifache Saisonsieger nochmals zurück und wurde bei der Zieleinfahrt Zehnter und holte den Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde, zufrieden war Norris allerdings nicht.
Denn er verpasste es zugleich, den Deckel im Kampf um die Vize-Meisterschaft gegen Charles Leclerc (Ferrari) vor dem Finale in Abu Dhabi zuzumachen. Die beiden Piloten trennen nun acht Zähler.
Stella: Haben "klare Chance" verpasst
(Artikel wird unterhalb des Videos fortgesetzt)
"Die Pace des Autos war unglaublich", resümiert der 25-Jährige bei "Sky" zunächst positiv den Grand Prix.
Allerdings sei sein Nacken aufgrund der hohen Belastungen "komplett hinüber." Der Ausgang des Rennens habe beim aktuellen WM-Zweiten einen faden Beigeschmack hinterlassen, er selbst sei über das Ergebnis einfach nur "enttäuscht." Und das nicht grundlos, denn es ist das schlechteste Resultat seit dem Österreich-GP.
Besser lief es hingegen für seinen Teamkollegen. Oscar Piastri wurde Dritter und sammelte damit sein erstes Podest seit dem Singapur-GP. "Er ist ein sehr gutes Rennen gefahren", attestierte Teamchef Andrea Stella dem Australier bei "Sky" eine gute Leistung.
Der Italiener, der seit Dezember 2022 die Geschicke am Kommandostand des Traditionsteams leitet, beschloss den Grand Prix hingegen mit gemischten Gefühlen. Weil seine Fahrer auf den Rängen drei und zehn landeten, Ferrari aber aufgrund der Positionen zwei und sechs durch Charles Leclerc sowie Carlos Sainz Jr. in der Konstrukteurs-WM Punkte gutmachte, habe man bei McLaren "eine klare Chance" auf die vorzeitige Entscheidung vertan.
Der Rennstall aus Woking wartet seit 1998 auf den neunten Titel. Sollte der Gesamterfolg beim Finale in Abu Dhabi (der Punktestand lautet 640 zu 619 pro McLaren, Anm.) klappen, wäre es sowohl der Erste in diesem Jahrtausend als auch der Erste auf Pirelli-Reifen.
"Waren optimistisch für Lando"
Stella führte bei "Sky" weiter aus, dass man nach dem Rennstart, bei dem Norris gegen Verstappen um die Führung kämpfte, "recht optimistisch für Lando" gewesen sei. Allerdings habe durch "die Strafe sein Rennen ein anderes Ende genommen. Er konnte nur zwei Punkte einfahren, hätte aber gewinnen können", war sich der Italiener sicher.
Der 53-Jährige, der am 13. Dezember sein zweijähriges Bestehen als McLaren-Teamchef feiern wird, gab aber zu, dass Norris bei der Gelben Flagge im dritten Sektor "auf dem Gas geblieben" sei und damit nicht den Regeln entsprechend verlangsamt habe.
"Die Regel ist ganz klar: Man muss (unter solchen Konditionen, Anm.) vom Gas gehen und zeigen, dass man die Gelbe Flagge respektiert", sagte der Italiener weiter, kritisierte aber das Strafmaß. Es fehle "die Proportion" im Vergleich zu anderen Strafen, man müsse immer einen Bezug zur Situation auf der Strecke herstellen.
Vasseur mit Kampfansage für McLaren
Weil Ferrari den Rückstand in der Konstrukteurs-WM auf 21 Punkte verkürzt hat (44 werden beim Finale vergeben, Anm.), sei die Scuderia rund um Teamchef Frederic Vasseur "noch mehr" im Titelkampf dabei.
Das Duell zwischen McLaren und Ferrari prägte bereits Epochen der Formel-1-Geschichte. Das letzte echte Kräftemessen um den Titel fand 2008 statt, das Ferrari gewann. 2007 holte auf dem Papier zwar McLaren die meisten Punkte, aufgrund des "Spygate"-Skandals wurden die Wokinger aber aus der WM-Wertung ausgeschlossen.
McLaren rang zuletzt 1998 mit Weltmeister Mika Häkkinen und David Coulthard den Erzrivalen Ferrari (Fahrerpaarung Michael Schumacher/Eddie Irvine) mit 156 zu 133 Punkten nieder.