Formel-1-Weltmeister Max Verstappen hat im Qualifying für das Nachtrennen in Singapur einen Schock erlebt.
Der Niederländer schaffte es am Samstag als Elfter nicht in den finalen Quali-Abschnitt, auch Red-Bull-Teamkollege Sergio Pérez verpasste diesen als 13. Die Pole Position eroberte Ferrari-Pilot Carlos Sainz vor George Russell im Mercedes. Ergebnis des Qualifyings >>>
Red Bull hat bisher alle 14 Rennen in dieser Saison gewonnen, Verstappen die jüngsten zehn in Folge. Beide Serien stehen vor dem Ende.
"Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist schockierend zu erleben", funkte er an die Box. Schon am Freitag und im letzten Freien Training am Samstag hatte Verstappen über Probleme geklagt.
Verstappen: "Das war das ganze Wochenende unser großes Problem"
Dem zweimaligen Weltmeister, der noch nie in Singapur gewonnen hat, fehlten sieben Tausendstelsekunden. Ausgerechnet der Neuseeländer Liam Lawson, der als Red-Bull-Ersatzpilot aktuell für AlphaTauri fährt, kickte Verstappen als Zehnter raus.
Immerhin blieb Verstappen von einer Startplatzstrafe verschont. Gleich in drei Fällen mussten er und ein Teamvertreter vor die Rennkommissare. Raus kamen zwei Ermahnungen für Verstappen und eine 5.000-Euro-Geldstrafe fürs Team.
Er habe keinen Grip gehabt, sagte Verstappen im ServusTV-Interview. "Im Qualifying war es wieder eine Katastrophe. So kannst du natürlich gar nicht attackieren in den Kurven. Es sind natürlich sehr viele langsame Kurven auf dieser Strecke, das war das ganze Wochenende schon unser großes Problem", fügte er hinzu.
Red Bull rechnet sich nicht viel aus fürs Rennen
Im Rennen am Sonntag (ab 14:00 Uhr im LIVE-Ticker) sei für ihn nicht viel möglich, "weil hier kannst du normalerweise auch nicht so viel überholen. Und ich glaube, wir sind auch nicht schnell genug." Zuletzt hatte Verstappen im vergangenen März in Saudi-Arabien Q3 verpasst.
Red-Bull-Teamchef Christian Horner sprach von einem "sehr frustrierenden Qualifying". Man müsse jetzt erst einmal verstehen, "wo die Pace hin ist". Das Auto komme auf dem Marina Bay Street Circuit überhaupt nicht ins Fahren. In keiner der drei Trainingseinheiten zuvor war eines der beiden in diesem Jahr bisher so dominanten Autos auf Platz eins gekommen.
Rätselraten gibt es, ob eine neue FIA-Direktive vor dem Grand Prix der Grund für die Leistungsschwäche sein könnte: Die Techniker des Automobil-Weltverbands hatten darin die Flexibilität von Front- und Heckflügel beschnitten.
Funkt Mercedes Ferrari am Sonntag dazwischen?
Ungeachtet dessen freute sich Sainz über seine zweite Pole Position nacheinander, nachdem er bereits in Monza von Startplatz eins losgefahren war. "Wir haben auf bestimmten Strecken und unter bestimmten Bedingungen ein sehr gutes Auto. Wir wissen, dass unsere Schwäche immer die Renngeschwindigkeit ist, aber wir machen definitiv Fortschritte", erklärte der Spanier.
Russell wittert eine Siegchance für Mercedes. "Wir haben einen zusätzlichen Satz Medium-Reifen im Vergleich zu allen anderen", wies der Brite auf einen strategischen Vorteil hin. "Die Strecke ist in diesem Jahr anders. Der Reifenabbau am Freitag sah schlecht aus, also könnte es ein Zweistopprennen werden."
Auf Platz drei landete in der turbulenten und teilweise chaotischen Qualifikation Sainz-Teamkollege Charles Leclerc, dahinter folgten Lando Norris im McLaren und Lewis Hamilton im zweiten Mercedes. Hinter dem Haas von Kevin Magnussen lauert Fernando Alonso im Aston Martin auf dem siebenten Startplatz.
Stroll sorgt für Schrecksekunde
Dessen Stallgefährte Lance Stroll hatte im ersten Qualifying-Segment für einen schweren Unfall gesorgt, der zu einer längeren Unterbrechung führte. Als die Zeit für den ersten Abschnitt bereits abgelaufen war, verlor der Kanadier die Kontrolle über seinen Aston Martin.
Der Wagen schlug mit großer Wucht in die Streckenbegrenzung des engen Stadtkurses ein und wurde zurück auf die Strecke geschleudert. Die linke Radaufhängung und auch die Hälfte des Seitenkastens wurden abgerissen oder zerstört. Stroll funkte aber an die Box: "Ich bin okay."
Verstappen kann in Singapur einen weiteren Schritt zum dritten WM-Titel machen. Abhängig vom Rennausgang beim Großen Preis von Singapur könnte er bereits eine Woche später im japanischen Suzuka rechnerisch den erneuten Triumph perfekt machen.
Das erscheint nun aber nicht mehr wahrscheinlich. Er hat im Klassement 145 Punkte mehr als Teamkollege Pérez auf Platz zwei.