Party bei McLaren!
Lando Norris gewinnt den Saisonauftakt im verregneten Melbourner Albert Park. Im Krimi-Finale hält der Vize-Weltmeister den Red-Bull-Piloten und vierfachen Titelträger Max Verstappen in einem turbulenten Rennen in Schach und feiert seinen fünften GP-Sieg (zum Rennbericht >>>).
Norris, der von der Pole-Position aus in das auf 57 Runden verkürzte Rennen startete, musste sich in der Anfangsphase einem drückenden Verstappen stellen, nach dessen Fehler übernahm Norris' McLaren-Teamkollege Oscar Piastri die zweite Position. Der Australier ließ bei seinem Heimspiel nicht locker, für vorübergehende Entlastung sorgte ein Funkspruch, der auf eine temporäre Stallorder abzielte.
"Es war ein hartes Rennen, ich habe immer gepusht und mich nie ausruhen können", sagt Norris wenige Augenblicke nach dem Ende des Grand Prix von Australien und gibt zu: "Vor allem die letzten zwei Runden, weil Max gepusht hat. Er war schnell und hatte DRS, ich wusste aber, dass meine Pace gut ist. Manchmal habe ich in den Spiegel geschaut, aber ich bin ruhig geblieben."
Der Brite habe kein perfektes Rennen gezeigt und "einige Fehler" (etwa in Runde 44 mit dem Ritt durch das Kiesbett in Kurve 12) gemacht. Dennoch gab er sich "glücklich" mit dem Ergebnis, es sei der perfekte Start in die Saison gewesen.
Tragischer Held Piastri: "Bin zu schnell gefahren"
Gegenüber dem "ORF" gab sich der Lokalmatador, der in Melbourne geboren wurde, enttäuscht über den neunten Platz.
Sein Patzer in Runde 44 - Piastri folgte Norris wie einst 2001 beim Malaysia-GP Rubens Barirchello Michael Schumacher ins Kiesbett - war gleich doppelter Natur.
Denn der 23-Jährige rutschte in Kurve 13 in die nasse Wiese, blieb dort so gut wie stecken, kämpfte sich aber mit dem Rückwärtsgang in die asphaltierte Auslaufzone. "Ich bin ein bisschen zu schnell in die Kurve gefahren", gesteht der McLaren-Pilot.
"Ich bin zuvor ins Kiesbett gerutscht und hatte nicht die volle Kontrolle über das Auto", ergänzt er und unterstreicht: "Das ist natürlich schade, denn es hat uns ein gutes Ergebnis (ein möglicher Doppelsieg, Anm.) gekostet." Dennoch gebe es "positive Dinge", die man zum Grand Prix von China mitnehmen könne.
Piastri hatte beim Heimspiel die Chance auf australische Motorsportgeschichte: Hätte er gewonnen, wäre er der erste Lokalmatador gewesen, dem das in Melbourne gelungen wäre. Und er wäre der erste Australier überhaupt, der ein heimisches WM-Rennen gewinnt, denn auch in Adelaide suchte man vergebens nach einem Eigenbau-Sieger.
Stella lobt Norris und Piastri nach "Meisterleistung"
Im "ORF" gibt sich Teamchef Andrea Stella, der zusammen mit CEO Zak Brown sensationell die Wokinger in der Vorsaison zum ersten Konstrukteurs-Titel seit 1998 geführt hat, in reiner Lobeshymne für seine Fahrer.
"Es war eine Meisterleistung von Lando und eine Meisterleistung von Oscar", sagt der Italiener, der seit 2015 für McLaren in diversen Funktionen tätig ist.
Der Regen in Kurve 12 habe Norris und Piastri "überrascht", bekräftigt Stella, der damit den Grund für den doppelten Kiesbett-Ausritt gibt. Und auch wenn Piastri den möglichen Doppelsieg in der Wiese der vorletzten Kurve versenkt hat, ist Stella stolz auf die Leistung: "Beide sind ausgezeichnet gefahren."
Teamfunk-Causa und Ferrari-Power
Als Norris und Piastri im Paarflug auf die ersten Piloten aufschlossen, die für die Überrundung anstanden, machte ein Funkspruch im TV-Weltsignal die Runde.
Der zweitplatzierte Piastri wurde, trotz besserer Pace, gebeten, seinen Teamkollegen nicht anzugreifen und die Position zu halten. Teamchef Stella relativiert, dass das "zu dem Zeitpunkt" die beste Option gewesen sei.
Denn: "Wir haben auf die Wetter-Veränderungen geachtet und sind auf die Hinterbänkler aufgeschlossen. Wir wollten in dieser Phase sicher sein, dass wir keine Probleme haben. Das war aber nur in dieser Phase, sonst durften beide frei fahren."
Der ehemalige Ferrari-Ingenieur glaubt abschließend, dass der Australien-GP nicht die Richtlinie für die Saison ist. Vor allem, weil er glaubt, dass sein Ex-Team nicht die "ganze Power" gezeigt habe.