Zweites Rennen, zweiter Sieg! Für Sebastian Vettel beginnt die Formel-1-Saison 2018 perfekt.
Spielte der Faktor Glück beim Auftakt in Australien noch eine wesentliche Rolle, musste sich der Deutsche seinen 49. GP-Erfolg am Ende hart erarbeiten.
In einem wahren Strategie-Poker setzte sich Vettel nur deshalb durch, weil Ferrari die geplante Zweistopp-Strategie über den Haufen warf, er 39 Runden aus seinen Soft-Reifen herausquetschte und sich am Ende Valtteri Bottas vom Leib hielt.
"Wir wollten eigentlich noch einmal zum Reifenwechsel, aber dann haben wir die Taktik geändert", erklärt Vettel nach dem Rennen.
Mercedes setzte mit frühen Boxenstopps alles daran, die Scuderia unter Druck zu setzen. Strategisch schien Ferrari geschlagen, Bottas kam dem Führenden auf Medium-Reifen immer näher, doch Vettel rettete den Sieg.
"Es ging sich gerade so aus, weil ich meine Reifen so lange wie möglich am Leben hielt", so Vettel, der sein Team am Boxenfunk sogar anlog.
Reifenprobleme hemmen Mercedes
"Zehn Runden vor Schluss sagte ich: 'Ich habe alles unter Kontrolle.' Das war eine Lüge. Ich dachte nicht, dass ich es schaffen würde. Ich dachte, Valtteri holt mich ein." Doch der einzige echte Versuch des Finnen schlug fehl.
"Es ist enttäuschend, wenn du so nahe herankommst. Aber drei Runden vor Schluss bauten auch meine Reifen ab und die letzte Runde war schwierig", erklärt Bottas bei "Sky Sports F1".
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Das lag auch an überhitzenden Reifen, mit denen Mercedes das gesamte Wochenende über zu kämpfen hatte. "Ich konnte immer nur ein paar Runden pushen, dann musste ich mich wieder zurückhalten", sagt der 28-Jährige.
Dabei wurden ihm vom Team in puncto Motorleistung in den letzten Runden alle Möglichkeiten zur Verfügung gestellt, um Vettel voll anzugreifen. "Es hat mich verärgert, weil ich glaube, dass mehr dringewesen wäre", sagt Toto Wolff im ORF.
Leise Kritik von Wolff an Bottas
Zwar betont der Wiener, dass man angesichts der Ausgangslage mit dem Resultat zufrieden sein muss, dennoch ist in seinen Worten durchaus Kritik an Bottas zu erkennen.
"Er ist Finne und hat eine bestimmte Art, mit dem Ingenieur zu sprechen. Ihm wurde die Message übermittelt, dass er alle Power-Modi hatte. Sebastian war auch sehr clever und hat für die letzten Runden Batterie und Sprit gespart. Ich hätte am liebsten gesagt: Greif einfach an, aber manchmal ist es vielleicht auch intelligenter, es nicht zu tun", sagt Wolff bei "Channel 4".
Immerhin hätte das Manöver auch schiefgehen können, dann wäre Bottas nach seinem vermeidbaren Quali-Unfall in Melbourne noch viel stärker in der Kritik gestanden. Ob Hamilton es geschafft hätte, Vettel in dieser Situation zu überholen? "Man darf nicht unfair zu Valtteri sein. Wenn du dann in der letzten Runde ausscheidest, bist du auch ein Idiot."
Für den regierenden Weltmeister ist Platz drei von Startplatz neun aus ein Erfolg. Mit spektakulären Überholaktionen, bei dem er bis zu drei Autos auf einmal hinter sich ließ, pflügte er durch das Feld.
Arrivabene: Antwort an die Formel-1-Kritiker
Das sei zwar Schadensbegrenzung, im Hinblick auf den Stand in der Fahrerwertung aber nicht zufriedenstellend. "Ich habe jetzt schon zwei Rennen für die WM verloren, auch wenn Platz drei gut ist. 17 Punkte Rückstand nach zwei Rennen ist nicht wenig. Hoffentlich gelingt uns in China ein besserer Fight mit Ferrari", so der Brite.
Wolff fällt eine Prognose für das Kräfteverhältnis beim kommenden Grand Prix in einer Woche schwer: "Es ist komplett anders als hier. China war zumeist sehr fordernd für die Vorderachse, das hat sich aber geändert. Mit den neuen Autos und Reifen ist das schwierig vorherzusagen. Wir haben auch erwartet, dass wir hier in Bahrain besser sind, waren es aber nicht."
Laut Statistik wäre ein Mercedes-WM-Titel schon jetzt überraschend. Seit 1982 wurde jener Fahrer, der die ersten beiden Saisonrennen gewann, auch Weltmeister. "An solche Dinge glaube ich aber nicht", sagt Vettel.
Sicher ist: Ferrari gibt Mercedes weiterhin zu denken. Für Maurizio Arrivabene, Teamchef der Scuderia, bleibt die Erkenntnis: "Es war ein großes Rennen von Seb. Ein Grand Prix voller Adrenalin. Und eine gute Antwort an die Leute, die sagen, die Formel 1 sei langweilig."