"Die Formel 1 ist Ferrari und Ferrari ist die Formel 1", sagt Bernie Ecclestone.
Der 87-Jährige muss es wissen, stand er der Königsklasse doch über Jahrzehnte hinweg vor. Rund um das Saisonfinale der Saison 2017 befeuert der entmachtete F1-Zampano Gerüchte, die schon länger in den Boxengassen dieser Welt die Runde machen.
"Schauen Sie: Die Teams sind wichtig für die Formel 1, aber Ferrari ist noch wichtiger. Deshalb ist im Verlauf der Jahre vieles getan worden, um Maranello zum Sieg zu verhelfen", gibt der Brite im Interview mit der Tageszeitung "Die Welt" zu.
"Wir wollten alle, dass Ferrari gewinnt"
Als wäre es das Normalste auf der Welt, spricht Ecclestone offen über die Vorgänge in der Vergangenheit. FIA-Rennleiter Charlie Whiting hätte sich nicht beteiligt, "aber Max (Mosley, Ex-FIA-Boss) hat Ferrari oft geholfen. Und ich auch. Wir wollten alle, dass Ferrari gewinnt."
Alle Maßnahmen seien allerdings immer "den technischen Regeln entsprechend" vorgenommen worden, räumt Ecclestone ein. Die letzte Hilfe für den Rennstall aus Maranello soll es zwischen den Saisonen 2014 und 2015 gegeben haben.
Mercedes war in der ersten Saison mit den Hybrid-Motoren haushoch überlegen, Ferrari schaffte es aber, 2015 den Rückstand um ein gutes Stück zu verringern. Das Gerücht, dass die Silbernen Ferrari damals unter die Arme gegriffen haben, hält sich seither hartnäckig.
Ein stärkerer Gegner ergibt einen schöneren WM-Gewinn
Ecclestone will darauf nicht konkret eingehen. Wissen könne dies "höchstens der, der es getan hat", sagt er. "Da hat sicherlich in einem gewissen Moment jemand bei einem Motor nachgeholfen. Auch für Mercedes gilt diese Überlegung. Eine gegen Sauber gewonnene Weltmeisterschaft ist eine Sache, eine gegen Ferrari errungene eine ganz andere", sagt Ecclestone.
Auf die Nachfrage, ob seine Behauptung wirklich wahr sei, antwortet Ecclestone: "Ich weiß es nicht. Vielleicht."
Verwerflich würde er ein entsprechendes Vorgehen der Silberpfeile nicht finden - im Gegenteil: "Wenn Mercedes sich entschlossen haben sollte, Maranello Technologie zu übermitteln, dann sage ich, es war eine gute Entscheidung. Es steht auch fest, dass es, angesichts dieser freundschaftlichen Situation zwischen den beiden Teams, für die Stuttgarter 2017 das Wichtigste war, sich abzusichern, dass erstens Red Bull nicht die stärksten Motoren hat und zweitens Ferrari stark genug sein kann, um einen glaubwürdigen Rivalen abzugeben."
Horner: Enge Beziehung zwischen Ferrari und Mercedes
Die Beteiligten dementierten entsprechende Berichte stets heftig, für Red Bull Racing ist die Sache klar. Der Rennstall mit österreichischer Lizenz sei nämlich der große Benachteiligte der Absprachen zwischen Ferrari und Mercedes, heißt es.
So soll eine Bedingung des Deals gewesen sein, dass, wenn Ferrari von Mercedes Hilfe bekommt, die Bullen nie mit Motoren aus dem Hause der Silberpfeile beliefert werden. Auch die Verantwortlichen der Formel 1 sollen in diese Absprache eingeweiht gewesen sein.
Red-Bull-Racing-Teamchef Christian Horner wundern die Gerüchte nicht: "Es ist ganz klar, dass es eine sehr enge Beziehung zwischen Ferrari und Mercedes gibt." Das sei auch in Meetings gut ersichtlich: "Da hebt der eine nicht die Hand ohne den anderen. Diese Dynamik gibt es. Es wäre auch nicht das erste Mal, dass so etwas in der Formel 1 passiert ist, und sicher nicht das letzte Mal."