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Brasilien erstmals seit 1969 ohne F1-Fahrer

Das Motorsportland Brasilien kann zum ersten Mal seit langer Zeit keinem Fahrer zujubeln.

Brasilien erstmals seit 1969 ohne F1-Fahrer Foto: © getty

Brasilien lebt den Motorsport durch und durch. Formel-1-Legenden wie Ayrton Senna, Emerson Fittipaldi und Nelson Piquet, die den Sport in ihrer Zeit prägten, sind sicherlich mitverantwortlich für die Motosport-Euphorie im 208-Millionen-Einwohner-Land.

Doch zurzeit erleben die brasilianischen F1-Fans ein Dürrejahr. Felipe Massa trat Ende 2017 zurück und so kommt es also, dass zum ersten Mal seit dem Jahr 1969 kein Brasilianer in einem der Boliden sitzt. Diese Situation wird auch in der nächsten Saison nicht anders sein. Eine kleine Katastrophe.

Die größten Chancen auf ein Cockpit hat derzeit Sergio Sette Camara. Er ist in der kommenden Saison Ersatzfahrer bei McLaren. Die Hoffnungen der enthusiastischen Brasilianer ruhen auf ihm.

Langjährige Motorsport-Tradition

Völlig entkräftet und von Krämpfen geplagt stieg Ayrton Senna auf das Podium von Interlagos und entrollte mit größter Mühe die brasilianische Flagge. Von einem Getriebeschaden heimgesucht hatte sich die Formel-1-Ikone im März 1991 im sechsten Gang zu seinem erlösenden ersten Heimsieg gezittert.

 

Die Brasilianer feiern Senna wenige Wochen vor seinem Tod
Foto: © getty

"Es war nicht der größte Sieg meines Lebens, aber einer, für den ich einfach alles geben musste. Ich werde ihn auf ewig in meinem Gedächtnis behalten", meinte Senna später.

Für die Ewigkeit sind die Bilder des 1994 ums Leben gekommenen Senna, wie er mit geschlossenen Augen den Moment des Triumphs auszukosten versucht oder wie er von tausenden Landsleuten frenetisch gefeiert wird. Sie lösen immer noch Gänsehaut aus. Und diese Bilder des dreifachen Weltmeisters sind Zeitdokumente für die Formel-1-Begeisterung in Brasilien.

Massa nur als Showfahrer im Einsatz

Das war eine glanzvolle Epoche. Die Gegenwart sieht anders aus. Vor dem Grand Prix am Sonntag in Interlagos mussten sich die Fans mit dem zurückgetretenen Felipe Massa begnügen. Im Stadtteil Botafogo von Rio de Janeiro steuerte der Ende 2017 zurückgetretene Pilot als Vorgeschmack einen Vorführwagen von Williams.

"Es ist schade, dass derzeit kein Brasilianer fährt", sagte Massa dem TV-Sender Globo. "Die ganze Welt will einen Brasilianer sehen und ihm auch zujubeln."

Nicht die ganze Welt, aber sicher ein beträchtlicher Teil der brasilianischen Formel-1-Welt litt 2008 mit Massa. Am 2. November 2008 gewann der damalige Ferrari-Pilot den Großen Preis von Brasilien und durfte sich sogar als Weltmeister fühlen - aber nur für einige Sekunden. Ein Überholmanöver von Lewis Hamilton gegen Timo Glock zerstörte wenige hundert Meter vor der Ziellinie die Erfüllung des sportlichen Lebenstraums von Massa.

Dann flossen viele Tränen. Massa hätte sich fast zum ersten brasilianischen Weltmeister seit Senna 1991 gekürt und in seiner Heimat Legendenstatus erhalten. Wie auch Emerson Fittipaldi (1972, 1974). Wie auch Nelson Piquet (1981, 1983, 1987). Und eben wie auch Senna (1988, 1990, 1991).

Camara der nächste Stern am Himmel?

McLaren spielt bei dieser WM-Sammlung eine nicht unerhebliche Rolle. Alleine Senna holte seine drei Titel in einem Wagen des englischen Traditionsteams. Da verwundert es auch nicht, dass Petrobras mit diesem Erbe in Verbindung gebracht werden will. Anfang dieses Jahres schloss Brasiliens staatliches Mineralölunternehmen mit McLaren einen Vertrag über eine Technologiepartnerschaft.

Und es verwundert weiter nicht, dass diese Verbindung auch eine Fahrerentscheidung begünstigt hat. Hinter den 2019er Stammpiloten Carlos Sainz jr. aus Spanien und dem Briten Lando Norris wird Sergio Sette Camara als Ersatzfahrer Erfahrung sammeln dürfen. Kurz vor diesem Rennwochenende verkündete McLaren zur Freude der brasilianischen Fans die Beförderung des 20 Jahre alten Formel-2-Piloten.

"Alle brasilianischen Piloten haben mich inspiriert", sagte der aus Belo Horizonte stammende Camara. "Wir werden als ein Land anerkannt, das Piloten hervorbringt, auch wenn Brasiliens Wirtschaft nicht so stark ist wie die europäische." Zumindest haben die Südamerikaner wieder einen Fahrer, auf den sie ihre Hoffnungen projizieren können.

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