435 lange Tage mit vielen Tiefpunkten mussten vergehen, ehe Ferrari beim Grand Prix von Singapur wieder einmal einen Sieg in der Formel 1 bejubeln durfte.
Seit dem Österreich-GP in Spielberg 2022 schafften weder Charles Leclerc noch Carlos Sainz den Sprung aufs oberste Podest, auch der erdrückenden Dominanz von Red Bull Racing bedingt. Doch der Austro-Rennstall erlebte auf dem Marina Bay Street Circuit ein Wochenende zum Vergessen - Max Verstappen wurde nur Fünfter, Sergio Perez Achter.
Dafür lief es für die Scuderia, aber vor allem Carlos Sainz wie am Schnürchen. Nach einem Herzschlagfinale sicherte sich der 29-jährige Spanier seinen erst zweiten Sieg in der Königsklasse nach jenem im Vorjahr in Silverstone.
Sainz' taktische Meisterleistung
Der Madrilene strahlte nach dem Triumph: "Endlich haben wir das komplette Wochenende von A bis Z auf die Reihe bekommen, ich wüsste nichts, was wir hätten besser machen können."
Das Renngeschehen hatte der Pole-Setter stets unter Kontrolle, auch als das Mercedes-Duo George Russell und Lewis Hamilton gegen Rennende mit frischeren Medium-Reifen anstürmte. "Gegen Rennende wurde es sauknapp", gestand Sainz.
Er habe den zwischen ihm und den Mercedes liegenden Lando Norris in den letzten Runden "absichtlich näher kommen lassen, damit Norris das DRS verwenden kann. Das half ihm, aber das half wegen der aufrückenden Mercedes auch mir", wusste der Rennsieger, der eine taktische Meisterleistung ablieferte.
Der Druck sei natürlich groß gewesen, gab er zu, "und natürlich ist es in solch einer Situation leicht, einen Fehler zu machen. Aber ich ließ mich dadurch nicht irre machen und wir haben den Sieg nach Hause geschaukelt. Ich könnte nicht glücklicher sein", strahlte Sainz.
Vasseur: "Irgendwann können wir es wieder konstant mit Red Bull aufnehmen"
Der Spanier wirkt seit der Sommerpause wie ausgewechselt, schon in Monza konnte er mit der Pole-Position und Platz drei aufzeigen.
Das hat auch einen Grund: "Seit der Sommerpause fühle ich mich im Wagen endlich wieder so wohl, dass ich mich perfekt einbringen kann. Und wenn du dich im Wagen wohlfühlst, wenn du das volle Vertrauen ins Auto aufbauen kannst, dann macht sich das eben bezahlt, besonders auf einer Strecke wie Singapur."
Da macht es auch nichts aus, dass Singapur laut Teamchef Fred Vasseur "auf dem Papier nicht unbedingt eine Strecke war, auf welcher wir besonders stark sein sollten, aber von der ersten Trainingsminute an hat alles gepasst. Carlos hat das Geschehen kontrolliert und einen fantastischen Job gemacht", lobte der Franzose seinen Schützling.
Auf dem Sieg soll nun weiter aufgebaut werden. "Wir wollen natürlich mehr", stellt Vasseur klar. "Das ist der erste große Schritt auf unserem Weg zurück an die Spitze. Wir brauchen mehr Selbstvertrauen in der Mannschaft, das baut sich über solche Leistungen auf."
Und irgendwann, davon sei Vasseur überzeugt, "können wir es wieder konstant mit Red Bull Racing aufnehmen."