Daniel Ricciardo hat nach dem Singapur-GP sein Cockpit bei den Racing Bulls an den Neuseeländer Liam Lawson verloren (Alle Infos >>>). Die Karriere des mittlerweile 35-jährigen Australiers gilt in vielen Kreisen als weitestgehend beendet, ein erneutes Comeback als höchst unwahrscheinlich.
Im Podcast "F1 Nation" hat Christian Horner erstmals über das Aus Ricciardos gesprochen. Auf die Frage, warum der ehemalige Red-Bull-Pilot nicht für die restlichen sechs Rennen im Auto sitzen wird, antwortet der britische Teamchef: "In einer perfekten Welt hätten wir das getan. Aber für uns ist das die perfekte Möglichkeit, Liam zum Teamkollegen von Yuki zu machen, um zu sehen, wie er performen wird."
Mit der Entscheidung ging es auch um die Zukunft der "Bullen", ob langfristig gesehen der Nachfolger von Sergio Perez aus dem eigenen Kader oder von außerhalb des Teams kommen werde.
Ricciardo überzeugt beim Silverstone-Test
Der achtfache Grand-Prix-Sieger stand Ende 2022 ohne Vertrag für die kommende Saison da, weil Nyck de Vries das Cockpit beim damaligen AlphaTauri-Team übernommen hatte. Doch der Niederländer schwächelte in seinem Debütjahr und erfüllte die Erwartungen nicht.
Red Bull organisierte einen Test im Anschluss des Grand Prix von Großbritannien in Silverstone, der Ricciardo rückwirkend das Comeback in der Königsklasse ermöglichen sollte.
"Er wusste, dass das ein wichtiger Test für ihn war. Nyck de Vries zeigte schwache Leistungen im AlphaTauri (heute Racing Bulls, Anm.) und wir brauchten einen Ersatzmann für Sergio Perez, sollte er nicht liefern. Daniel zeigte eine beeindruckende Leistung, also haben wir uns dazu entschlossen, ihn für die restliche Saison ins Auto zu setzen", begründet Horner die Entscheidung, auf den ehemaligen "Bullen"-Piloten zu setzen.
Das Resultat: In Ungarn erreichte der Australier das Ziel auf Rang 13, in Belgien auf Platz 16. Teamkollege Tsunoda wurde 15. bzw. Zehnter. Doch beim Niederlande-GP in Zandvoort musste Ricciardo einen herben Dämpfer einstecken: Er brach sich bei einem Unfall die Hand und musste für fünf Rennen aussetzen.
Dies habe laut Horner Lawson "die Chance" ermöglicht, sein Talent zu beweisen. In Singapur sprang ein neunter Platz heraus und ermöglichte dem Neuseeländer seine bis dato einzigen zwei WM-Punkte. Trotz der beeindruckenden Leistung habe man sich aber Red-Bull-intern "am Ende für die Erfahrung entschieden", auch weil Ricciardo als Rückhalt für Sergio Perez dienen sollte, sollte der Mexikaner nicht liefern. Stattdessen holte er zur Vize-Weltmeisterschaft hinter Teamkollege Max Verstappen aus.
Marko wollte Ricciardo-Aus früher haben
Nach einem starken Start in die Saison 2024 - Perez fuhr in den ersten sechs Rennen viermal aufs Podium - brach die Leistungskurve des 34-Jährigen ein. Seit dem China-GP wartet der aktuelle WM-Achte auf ein Podium und sammelte in der Zeit vier Nuller auf.
Ricciardo zeigte zwar im selbigen Zeitraum mit drei Punkteplatzierungen auf, für Horner war das aber nicht genug, um den Australier zurück ins A-Team zu holen. "Ich denke, es fehlte einfach die Konstanz", sagt der langjährige Teamchef und bringt den Grand Prix in Miami als Beispiel: "Miami war ein zweigeteiltes Wochenende. Freitag und Samstag sahen fantastisch aus, aber der Sonntag war eine Katastrophe."
Das Auf und Ab machte sich auch bei Motorsportberater Dr. Helmut Marko bemerkbar. Der Grazer wollte, so Horner, den zweifachen Gesamt-Dritten der Weltmeisterschaft nach dem Grand Prix von Spanien in Montmelo entlassen wissen. Verhindert habe dies aber der Teamchef, der weiter am Australier festhielt und erst nach dem Singapur-GP die Reißleine zog.