Max Verstappen hat mit einem chaotischen Sieg beim verkürzten Großen Preis von Japan seinen zweiten WM-Titel in der Formel 1 vorzeitig fixiert.
Der 25-jährige Niederländer raste am Sonntag im verregneten Suzuka zu seinem zwölften Saisonsieg, womit dem Red-Bull-Piloten bereits im fünftletzten Rennen die erfolgreiche Titelverteidigung gelang.
Obwohl weniger als 75 Prozent der Renndistanz absolviert wurden, vergab der Motorsport-Weltverband FIA laut Regelwerk die volle Punktezahl, da das Rennen letztlich auf der Strecke beendet wurde. Dadurch gewann Verstappen vor seinem Teamkollegen Sergio Perez und Ferrari-Rivale Charles Leclerc, der nach der Zieldurchfahrt noch eine Fünf-Sekunden-Strafe kassierte und auf den dritten Platz zurückfiel.
Verstappen liegt im WM-Ranking damit 113 Punkte vor Perez und kann damit um einen Zähler nicht mehr eingeholt werden. Leclerc hat einen Rückstand von 114 Punkten.
Regen-Chaos zum Start
Das Comeback in Japan - 2020 und 2021 wurden die Rennen aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt - wurde allerdings von einem Vorfall mit einem zu früh auf die Strecke gefahrenen Bergungsfahrzeug überschattet.
Bereits vor dem Start auf dem Kurs südwestlich der Millionen-Metropole Nagoya war klar, dass die Fahrer das Rennen auf regennasser Fahrbahn bestreiten werden. Bei schwierigen Verhältnissen erwischte Leclerc auf Platz zwei den besseren Start als Pole-Setter Verstappen, doch der WM-Spitzenreiter nahm mehr Geschwindigkeit in die langgezogene erste Kurve mit und verteidigte damit seine Führung.
Die Piloten entschieden sich fast geschlossen für Intermediate-Reifen, was unter anderem Ferrari-Fahrer Carlos Sainz zum Verhängnis wurde. Der Spanier drehte sich ohne Bodenhaftung in die Bande und schied aus. Das Rennen wurde kurz darauf aufgrund des stärken werdenden Niederschlags und der damit einhergehenden fehlenden Sicht unterbrochen.
Beinahe-Crash von Gasly sorgt für Diskussion
Für große Aufregung sorgte dabei ein Traktor, der bei schlechter Sicht zu früh und noch während der Safety-Car-Phase auf die Strecke fuhr (Hier nachlesen >>).
"Das ist inakzeptabel, das kann ich nicht fassen", regte sich AlphaTauri-Pilot Pierre Gasly am Boxenfunk auf. "Ich hätte mich umbringen können." Dessen guter Freund Jules Bianchi war 2014 bei ähnlichen Bedingungen in Suzuka mit einem Bergungsfahrzeug kollidiert und verstarb einige Monate später. "Kein Respekt für das Leben des Fahrers, kein Respekt vor Jules' Gedächtnis, unglaublich", schrieb Philippe Bianchi, Vater von Jules, auf Instagram.
Die FIA lud Gasly unterdessen noch während der Regenpause vor, da der Franzose während der bereits geschwenkten Roten Flagge deutlich zu schnell gefahren sein soll.
McLaren-Pilot Lando Norris war ebenfalls empört und äußerte sich in der Unterbrechung via Twitter: "Wie ist das passiert!? Wir haben vor Jahren ein Leben verloren. Wir riskieren unser Leben, besonders unter solchen Bedingungen. Wir wollen Rennen fahren. Aber das... inakzeptabel."
Leclerc-Strafe macht Verstappen zum Weltmeister
Das Rennen wurde nach einer mehr als zweistündigen Regenpause doch noch fortgesetzt.
Hinter dem Safety Car und mit Regenreifen gab es bei verbesserten Witterungsverhältnissen mit etwa 40 Minuten Restzeit einen rollenden Start. Nach wenigen Runden kam es zum großen Wechsel auf Intermediates, Verstappen verteidigte seine Führung souverän vor Leclerc. In der Folge drehten die Fahrer ohne große Zwischenfälle ihre Runden, Verstappen baute seinen Vorsprung vorne mühelos aus.
Perez setzte Leclerc am Ende noch unter Druck und sorgte dafür, dass der Monegasse die letzte Schikane vor der Zieldurchfahrt abkürzen musste. Dadurch erhielt der Ferrari-Fahrer nach dem Rennen noch eine Fünf-Sekunden-Strafe. Nach dem Punkte-Chaos durfte sich Verstappen mit etwas Verspätung über den WM-Titel freuen.
Für Verstappen und Red Bull wird es am Montag aber noch einmal spannend, dann stellt die FIA das Gutachten zu seiner Kostendeckelprüfung der vergangenen Saison vor. Sollten Rennställe die Budgetgrenze von 148,6 Millionen Dollar überschritten haben, könnte es drastische Strafen geben. Im F1-Zirkus wird über Verfehlungen von Red Bull und Aston Martin spekuliert.