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Formel-1-Experte Nimmervoll: "Alpine war zu blind"

Alpine steht bei Verpflichtungen als Verlierer da. Warum das so ist:

Formel-1-Experte Nimmervoll: Foto: © getty

Bei Aston Martin gibt am vergangenen Donnerstag Sebastian Vettel sein Karriereende bekannt. Anstoß dafür, dass bei Alpine am Montag, gleich dem ersten Tag der Sommerpause, die Hölle losbrach.

Der viermalige Formel-1-Weltmeister ließ noch vor dem Ungarn-GP eine Bombe platzen und wird zum Ende der Saison 2022 seine F1-Fahrerkarriere beenden. Prompt wurde am Montag Alpine-Pilot Fernando Alonso als Nachfolger bestellt (HIER nachlesen>>>) und Oscar Piastri dementierte tags darauf die angebliche Vertragsunterschrift mit dem französischen Rennstall. 

Inmitten des sich wild drehenden Fahrerkarussells hat LAOLA1 im Interview mit Christian Nimmervoll, Chefredakteur von "Motorsport-Total.com", über die Causa gesprochen und auch darüber, warum Alpine sich selbst in die missliche Lage gebracht hat.

LAOLA1: Sebastian Vettel verkündet am Donnerstag sein Karriereende. Aston-Teammanager Mick Krack erklärt, keinen neuen Fahrer bekannt geben zu wollen. Plötzlich steht Fernando Alonso am Montagmorgen als Nachfolger fest und es entwickelt sich der "Fall Oscar Piastri". Warum hat sich das alles so entwickelt, speziell bei Alonso?

Christian Nimmervoll: Ich glaube: Vettel hat schon sehr lange mit dem Gedanken gespielt aufzuhören. Ich denke auch, dass ihm Aston Martin ein Angebot gemacht hat, das bei einer Zustimmung zur Vertragsverlängerung geführt hätte. Am Mittwochabend hat er aber Aston Martin seine Entscheidung mitgeteilt und am Donnerstag seinen Rücktritt bekannt gegeben. Allerdings denke ich, dass man bei Aston Martin bereits von einer möglichen Ablehnung des Vertrags wusste. Denn wie mir gesagt wird, ist es mit Alonso und Aston Martin über das Wochenende sehr schnell gegangen. Das glaube ich auch, da Alonso in der Vergangenheit bereits mit Aston Martin gesprochen hat. Lawrence Stroll und Flavio Briatore haben sich schon einmal getroffen, wo man womöglich die Konditionen bereits abgesteckt hatte, sodass es dann nur mehr hieß: "Fernando, der Vettel hört auf. Machen wir es so, wie wir es besprochen haben?" Und Fernando nur mehr antwortete: "Schick mir einen Vertrag".

Gleichzeitig ist meine Vermutung, dass man bei Alpine zu blind von einem Weitermachen von Alonso ausgegangen ist. Denn zwar ist in meinen Augen für ihn das sportliche Zuhause immer Renault bzw. Alpine gewesen, aber man hat es verpasst, ihm einen längerfristigen Vertrag zu geben. Wobei Alonso gesagt bekommen hat, dass er nach seiner Formel-1-Karriere eine Option auf Le Mans und die Langstrecken-WM hätte. Was man gleichzeitig übersehen hat, war, dass man für Oscar Piastri eine Perspektive schaffen muss. Alonso ist über 40 und du weiß nicht, wann unweigerlich der Punkt kommt, an dem er abbaut. Deswegen hat man ihm, wie Teamchef Otmar Szafnauer bestätigt hat, einen Vertrag über ein Jahr mit Option auf ein weiteres angeboten, den er aber abgelehnt hat. Schlussendlich bot ihm Stroll die Sicherheit, die er haben wollte und unterschrieb. Allerdings bin ich selbst überrascht, dass er Alpine vor vollendete Tatsachen stellte und das Ende der Zusammenarbeit erklärte.

LAOLA1: Du schreibst in deiner Kolumne am Montagabend: "Vertraue niemals Fernando Alonso!". Ist er einer, der es aufgrund der Liebe zur Formel 1 einfach nicht lassen kann? Oder hat er eventuell realisiert, dass er mit Alpine nicht nochmal Weltmeister kann und es deswegen mit Aston Martin versucht?

Nimmervoll: Erstens glaube ich, dass es überhaupt keinen Grund gibt, weswegen er aufhören sollte. Die "4" im Alter ist keine Ausrede für mich, denn in meinen Augen ist er immer noch einer der besten Fahrer. Ich vergleiche ihn da ein wenig mit Roger Federer oder Valentino Rossi. Alonso liebt den Sport und geht, trotz seiner Beziehung zur ServusTV-Moderatorin Andrea Schlager, bei Möglichkeit Kartfahren. Er führt ein Leben für den Motorsport und hat Lust, weiterzumachen. Und bei Aston Martin darf man nicht vergessen, dass eine neue Fabrik in Silverstone entsteht. Auch das Finanzielle ist gesichert. Um zu sagen, ob Aston Martin oder Alpine in den nächsten zwei Jahren erfolgreicher ist, braucht es aber eine Glaskugel. Ich glaube aber, dass es sich in der Perspektive nicht viel schenkt. Allerdings würde sich wohl fast jeder, aufgrund der vergleichbaren sportlichen Perspektive und der wohl bessere Bezahlung, genauso entscheiden.

LAOLA1: Blicken wir kurz auf Oscar Piastri. Wäre McLaren der richtige Schritt für ihn - und das möglicherweise schon ab Spa-Francorchamps? Zumindest glaubt Sky-Experte Ralf Schumacher daran.

Nimmervoll: Wie schnell das gehen kann, weiß ich nicht. Aber ich kann mir vorstellen, dass Piastri bei McLaren fahren könnte, jetzt wo er Alpine abgelehnt hat.

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