Eigentlich ist Ferrari mit dem Ziel eines "klaren Doppelsieges" in den Grand Prix von Ungarn gegangen. Am Ende steht die Scuderia - wieder einmal - als klarer Verlierer da.
Aus dem erhofften 1-2-Erfolg wurde nichts, stattdessen gab es nach erneut fragwürdigen Strategie-Entscheidungen nur die Plätze vier und sechs für Carlos Sainz und Charles Leclerc, der das Rennen zwischenzeitlich sogar anführte.
Noch am Freitag dominierten die Roten das Geschehen, Sainz war im ersten und Leclerc im zweiten Training der Schnellste. Am Samstag verpasste man die Pole Position hauchdünn um 0,044 Sekunden. Am Sonntag ging einmal mehr vieles schief.
Leclerc: Ich wollte die harten Reifen nicht"
Im Rennen gingen, wohl zum Unverständnis vieler, beide den strategischen Gleichschritt. Denn mit dem drohenden Regen setzte man bei der Scuderia nicht wie Pole-Setter George Russell oder der spätere Sieger Max Verstappen auf die Soft-Reifen, sondern startete einheitlich mit den Medium-Reifen.
Zur Krönung bekam Leclerc auf seinen F1-75 bei seinem zweiten Boxenstopp noch die harten Reifen aufgezogen, der Schlussstrich unter einen ernüchternden Sonntag war kurz darauf gezogen. Bei einem dritten Stopp wechselte Leclerc auf die schnelleren Soft-Reifen, verabschiedete sich damit aber im Kampf um das Podium.
"Ich wollte die harten Reifen nicht. Warum sind wir nicht auf den Medium-Reifen geblieben?", fragte Leclerc noch am Boxenfunk.
Nach dem Rennen erklärte der sichtlich bediente Monegasse, dass er die Strategie selbst nicht verstanden habe. Deswegen möchte er "mit dem Team sprechen" und verstehen, welche "Ideen" hinter den Entscheidungen lagen.
"Ich denke, am Medium zu starten, war das Richtige. Aber ich habe einfach nicht verstanden, warum wir auf die harten Reifen gegangen sind. Ich habe am Radio ganz klar gesagt, dass ich mit den Medium so lange wie möglich fahren möchte, es hat sich gut angefühlt. Das müssen wir uns anschauen", sagte Leclerc und bedauerte "viele, viele Punkte", die man hinter Red Bull zurückliegt. WM-Stand >>>
Gerade der Wechsel auf den harten Reifen machte ihn unstimmig. "Ich weiß nicht, warum der zweite Stopp so früh kam. Wir hätten nicht (auf Verstappen, Anm.) reagieren sollen. Meine Pace auf den Medium-Reifen war sehr gut."
Binotto widerspricht: "Wir hatten nicht die Performance"
Für Teamchef Mattia Binotto war kurz nach dem Grand Prix klar, dass nicht die Reifenwahl das Entscheidende war. "Der Hauptgrund für das Ergebnis war nicht die Strategie, sondern unsere Performance. Das Auto hat nicht funktioniert wie erwartet. Ich glaube es wäre egal gewesen, welche Reifen wir gefahren wären."
"Unser Auto war nicht schnell genug. Und weil das Auto nicht schnell war, hat es auch den harten Reifen nicht richtig nutzen können. Hätten wir gewusst, wie schlecht er ist, hätten wir es nicht gemacht", führte Binotto bei "Sky" weiter aus.
Dies sei "das erste Mal in den bisher 13 Saisonrenen", dass der F1-75 "nicht gut lief." Allerdings werden man dem in der großen Sommerpause nachgehen, um "Schlüsse ziehen" zu können.
Sainz: "Dann kann etwas mit der Strategie nicht stimmen"
Sainz sah es ähnlich wie sein Teamchef: "Wir hatten heute einfach keine Pace. Man vergleiche nur meine Pace auf den Soft-Reifen mit Hamilton - und dann hast du es schon." Der siebenfache Weltmeister arbeitete sich mit ähnlicher Strategie bis auf Platz zwei nach vorne.
Gleich nach dem Rennen stellte aber auch der Spanier fest: "Wenn du auf jedem Reifen langsam bist, kann etwas mit der Strategie nicht stimmen."
So oder so: Laut Sainz habe man im Vergleich zum Freitag, "zwei Schritte zurückgemacht".