Am Sonntag wird mit dem Grand Prix von Australien (So., ab 07:10 Uhr im LIVE-Ticker) nicht nur die neue Formel-1-Saison, sondern auch das Duell zwischen Titelverteidiger Lewis Hamilton und Sebastian Vettel um den jeweils fünften Weltmeistertitel eröffnet.
Diesen Meilenstein erreichten bislang nur der Argentinier Juan Manuel Fangio (5) und Rekordchampion Michael Schumacher (7).
Ferrari wartet seit elf Jahren auf einen WM-Titel in der Königsklasse des Motorsports - der Druck vor dem ersten der 21 Rennen lastet also auf dem deutschen Dauer-Herausforderer Vettel.
Die Scuderia dürstet nach Erfolg
Vettels Boss Sergio Marchionne ist ungeduldig, Ferrari ist ungeduldig. Zu lange liegt der bisher letzte Fahrertitel zurück. 2007 war es, als Vettels aktueller Kollege Kimi Räikkönen von einer gnadenlosen Fahrerfehde zwischen Hamilton und dessen spanischem McLaren-Kollegen Fernando Alonso profitierte und im letzten Saisonrennen Weltmeister wurde.
Seitdem versucht Ferrari alles. Holte Alonso. Scheiterte an Vettel, als der für Red Bull viermal in Serie von 2010 bis einschließlich 2013 die WM gewann. Vettel musste her. Seit 2015 fährt er für die Scuderia, schaffte im ersten Jahr mit drei Siegen mehr als erwartet.
Dann der Einbruch: 2016 gab es keinen einzigen Sieg. Im vergangenen Jahr war er in der ersten Hälfte auf Titelkurs, fünf Erfolge insgesamt reichten aber nicht. Vettel wurde von Hamilton im Mercedes geschlagen.
Parallele zu Schumacher
Pannen, aber auch eigene Fehler - Vettel und Ferrari bremsten sich selbst aus. "Unterm Strich hat uns überall ein bisschen gefehlt", sagt Vettel. Hamilton glich nach Titeln aus. 199 Rennen, 47 Mal der Rennsieger, 99 Mal auf dem Podium, 50 Mal auf Pole Position - Vettels Bilanz ist die zweitbeste im Fahrerfeld. Besser ist nur Hamilton mit 62 Siegen, 117 Podiumsplätzen und 72 Poles.
Dass Ferrari im vergangenen Jahr den Kampf lange offen gestalten konnte, nährt die Hoffnungen. Ross Brawn, einst Wegbegleiter und Erfolgsbereiter für Michael Schumacher bei Ferrari, findet sogar, dass Vettel im dritten Jahr bei Ferrari eigentlich schon weiter war als Schumacher seinerzeit in der Saison 1998.
Die WM verlor Schumacher damals gegen Mika Häkkinen im McLaren. Erst 2000 begann die Ära der Roten, in der Schumacher fünfmal in Serie die WM gewann.
Die Ruhe vor dem Lärm
Vettel will nicht länger warten. Er will den Tifosi den Titel schenken. Gewohnt zurückgezogen bereitete er sich in seiner Schweizer Wahlheimat auf das kräftezehrende Duell mit Hamilton und womöglich weiteren Titelkonkurrenten wie Max Verstappen im Red Bull auf die bis Ende November dauernde Saison vor.
Um Hamilton, der nach seiner Niederlage 2016 im WM- und Teamduell gegen Vettel-Landsmann Nico Rosberg die Grenzen seiner fahrerischen Klasse noch einmal neu definiert hat, zu schlagen, muss vermutlich auch alles passen. "Wenn es am Ende klappen sollte, wäre es fantastisch", sagt Vettel. Dann hätte die Startnummer 5 auch Titel Nummer 5.