Die letzten Rennen vor der Formel-1-Sommerpause hatten es wahrlich in sich.
Weltmeister Max Verstappen gewann in Spanien, George Russell kam unverhofft zum Sieg in Österreich, Lewis Hamilton triumphierte beim Heimspektakel in Silverstone, Oscar Piastri in Ungarn und - nach Russell-Disqualifikation - nun wieder Hamilton in Belgien. Bei Red Bull sieht man den vierten WM-Titel von Verstappen angesichts von zumindest zwei siegfähigen Konkurrenten nicht in trockenen Tüchern.
"Es wird ein Vierkampf werden", prophezeite Motorsportberater Helmut Marko den weiteren Verlauf der Saison, die Ende August in Zandvoort wieder Fahrt aufnimmt. Neben Red Bull Racing ortet der Steirer auch bei McLaren, Mercedes und Ferrari das Potenzial, Rennen zu gewinnen.
Wiederholung von 2023 bleibt aus
All die erwähnten Teams haben jeweils bereits mindestens zwei Siege auf ihrem Konto. Die Motorsport-Königsklasse ist unberechenbar wie nur selten zuvor in ihrer knapp 75-jährigen Geschichte. "Vier Teams mit so einem kleinen Abstand, das ist gut für die Weltmeisterschaft", meinte Ferrari-Teamchef Fred Vasseur.
Titelverteidiger Verstappen verabschiedete sich mit einem 78-Punkte-Polster auf McLaren-Pilot Lando Norris in die vierwöchige Shutdown-Phase. Kein Vergleich zum vergangenen Jahr, als er zu diesem Zeitpunkt bereits 125 Zähler vor seinem Teamkollegen Sergio Perez lag. 2023 gewann Verstappen alle bis auf drei Rennen, in diesem Jahr hat der Niederländer allein zuletzt viermal in Folge den Sieg verpasst. Eine frühe WM-Entscheidung - wie 2023 Anfang Oktober in Katar - wird es heuer definitiv nicht geben.
In Spa entschieden sich Red Bull und Verstappen wie in den vergangenen beiden Jahren dazu, eine Motorenstrafe zu kassieren und das Feld von hinten aufzurollen. Was 2022 und 2023 klappte, ging dieses Mal jedoch schief: Der einstige Dominator kam von Startposition elf nur auf Platz vier nach vorne - und das auch nur, weil einige Konkurrenten patzten. So verpasste der in Belgien geborene Lokalmatador seinen vierten Spa-Sieg in Folge.
Mercedes auf der Überholspur
"Alles in allem war es ein recht positiver Tag für mich, wenn man bedenkt, dass wir von P11 gestartet sind und vor Lando, meinem Hauptrivalen in der Meisterschaft, ins Ziel gekommen sind", resümierte Verstappen. "Wir freuen uns auf die Sommerpause und darauf, ein wenig zu entspannen, aber gleichzeitig wollen wir besser und schneller werden und versuchen, für den Rest der Saison Lösungen zu finden."
Nicht erst in Belgien war das Überholen für an sich schnellere Autos ein Problem. Da die aerodynamischen Spielereien wieder nahezu ausgereizt sind, wird die "dreckige Luft" des Vordermanns wieder zum Problem.
Mercedes hingegen hat drei der vier Rennen vor der Pause für sich entschieden und in der Konstrukteurswertung die Lücke zu Ferrari auf Platz drei auf 56 Punkte begrenzt. "Trotz der Disqualifikation gibt es eine Menge positive Dinge, die wir von dem Wochenende mitnehmen können. Wir hatten ein Auto, das die Benchmark im Rennen war, mit zwei unterschiedlichen Strategien. Vor ein paar Monaten wäre das noch undenkbar gewesen", analysierte Teamchef Toto Wolff.