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Ferrari rechtfertigt Strategie pro Vettel

Undercut! Deshalb durfte Sebastian Vettel in Singapur gewinnen:

Ferrari rechtfertigt Strategie pro Vettel Foto: © getty

Trotz des Doppelsiegs durch Sebastian Vettel und Charles Leclerc hagelt es für Ferrari nach dem Singapur-Grand-Prix Kritik.  

Grund dafür ist die Art und Weise, wie Vettel zu seinem Sieg gekommen ist, nämlich mit Hilfe der Strategie. Denn eigentlich führte Pole-Setter Leclerc das Rennen an und kontrollierte die Pace - bis Ferrari in Runde 19 zuerst den auf Platz drei liegenden Vettel zum Boxenstopp hereinholte. Eine Runde später kam auch Leclerc an die Box, aber Vettel überholte seinen Teamkollegen mit einem Undercut. 

Normalerweise ist es üblich, dass das besser platzierte Auto - in diesem Fall also Leclerc - Vorrang bei der Strategie hat. Wenn ein Undercut möglich ist, kommt der bessere Fahrer in der Regel als erster an die Box. Warum also holte Ferrari Vettel als erstes an die Box?

Binotto: "Das hatten wir nicht erwartet"

"Normalerweise hat bei uns auch das vordere Auto Vorrang", räumt Ferrari-Teamchef Mattio Binotto ein. "Das sind unsere normalen Regeln. Aber in diesem Fall wollten wir Charles nicht zuerst stoppen, denn er hat das Rennen angeführt und wäre im Verkehr rausgekommen."

Warum man stattdessen Vettel an Box beorderte, erklärt der Teamchef wie folgt: "Die beste Option, Sebastians Position gegen einen Undercut von Verstappen, der auch bereit war zu stoppen, zu verteidigen war es, Sebastian ebenfalls zum Stopp zu holen."

"Damit haben wir auch sichergestellt, dass die Pitcrew für einen Stopp von Charles in den nächsten Runden frei war. Es war das richtige Timing für Sebastian, darüber gibt es keine Diskussion. Und als Folge war es auch das richtige Timing, Charles eine Runde später zu holen", rechtfertigt Binotto. 

"Der Undercut war stärker, als wir ihn erwartet hatten. Es waren 3,9 Sekunden. So einen großen Unterschied hatten wir nicht erwartet. Wir dachten, dass Charles vorne bleibt, wenn er eine Runde später kommt. Sebastian ist aber gut gefahren und hat dadurch 3,9 Sekunden rausgeholt."

Ob diese Erklärung Leclerc, der während und unmittelbar nach dem Rennen hörbar sauer war, zufrieden stellt? "Wir werden einen Doppelsieg holen. Aber ich finde es unfair!", schimpfte der Monegasse am Boxenfunkt.

Mit etwas Abstand nach dem Rennen sagt Leclerc: "Ich glaube, ich hätte nichts besser oder anders machen können. Das einzige ist, dass ich in Zukunft etwas mehr nach der Strategie um mich herum fragen werde. Darüber, wer stoppt und wer nicht. Ich wusste es nicht, ich wusste nicht, ob ich ein wenig früher hätte pushen sollen im ersten Stint."

Die Option, dass Vettel vor Leclerc zum ersten Stopp hereingeholt wird, hat man bei der Scuderia im Vorfeld offenbar nicht besprochen. "Wir haben nicht über diesen Plan gesprochen", verrät Leclerc. "Darüber wird zu sprechen sein, warum wir über diese Situation nicht zuvor gesprochen haben."

Darum wurden die Plätze nicht getauscht

Ebenfalls diskutieren kann man darüber, ob Ferrari im Verlauf des Rennens die ursprüngliche Reihenfolge wieder herstellen hätte sollen - also einen Platztauch anordnen hätte sollen. 

"Ja, wir haben darüber nachgedacht. Aber wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es richtig ist, die Positionen nicht zu tauschen", erklärt Binotto, kündigt aber an, mit Vettel und Leclerc noch darüber sprechen zu wollen. 

Leclerc hatte offenbar darauf gehofft, Platz eins zurückzubekommen. "Ich habe einfach auf eine Entscheidung gewartet, ob sie glaubten, dass man das machen soll oder nicht. Es ist nicht passiert, aber ich habe nichts erwartet. Ich habe mich auf meinen Job fokussiert und gewartet, dass sie etwas sagen, wenn sie etwas zu sagen hatten", sagt der Monegasse. 

Binotto hatte zu diesem Thema zunächst nichts mehr zu sagen, außer: "Ob 1-2 oder 2-1 - es war ein Ferrari-Doppelsieg. Das Team ist größer als ich, größer als jeder Einzelne. Ich freue mich für die Jungs, denn wir haben einen Doppelsieg geholt."

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