Vor den von den niederländischen Fans erhofften Festspielen in Zandvoort ist die Formel 1 lebendig wie selten zuvor.
In 14 Rennen gab es sieben Sieger, die bei vier Teams beschäftigt sind. Vor dem Rennen an der Nordseeküste glaubt Red Bull wegen der Untätigkeit in der Sommerpause nicht daran, die alte Ordnung wiederherstellen zu können.
Max Verstappen ist vor seinem 200. Grand-Prix-Start vier Rennen in Folge sieglos und kommt erstmals nicht als Favorit zu seinem Heimevent.
"Hoffen, dass wir um den Sieg mitkämpfen können"
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Seit der Rückkehr des Niederlande-Rennens in den Formel-1-Kalender 2021 (2020 wurde wegen der Pandemie abgesagt) hat Verstappen alle drei Ausgaben gewonnen. Das mündete stets in aufgedrehten Oranje-Feierlichkeiten.
"In Zandvoort herrscht immer eine fantastische Atmosphäre, und die Fans sind unglaublich. Daher ist es für mich etwas Besonderes", sagte Verstappen vor dem 15. WM-Lauf. Die Sommerpause habe er genossen, nun fühle sich der dreifache Weltmeister erholt und bereit. "Wir freuen uns auf die kommende Woche und hoffen, dass wir um den Sieg mitkämpfen können."
Doch seit ein paar Monaten schon ist die Überlegenheit von Red Bull und Verstappen dahin. McLaren kristallisierte sich als ernsthafter Rivale heraus, und zuletzt feierte Mercedes eine unerwartete Renaissance mit drei Siegen.
"Wir müssen unsere Probleme lösen und herausfinden, wo der Fehler liegt, denn wir haben die Balance nicht mehr im Auto, wenn man die aktuelle Situation mit den ersten drei Rennen vergleicht", formulierte Red-Bull-Berater Helmut Marko in seiner Kolumne bei Speedweek.com.
Rudert Red Bull mit Upgrades zurück?
In puncto Weltmeisterschaft braucht sich Verstappen trotzdem noch keine Sorgen machen, kann er doch von seinem stattlichen Vorsprung von 78 Punkten auf Lando Norris zehren.
Bei Red Bull betreibt man laut Marko "intensives Brainstorming", um zu ergründen, wo man bei der Entwicklung des Autos falsch abgebogen ist. Schnelle Fortschritte werde es aber eher nicht geben. "In der Sommerpause ist zwei Wochen lang gar nichts los, das heißt, dass dann keine Arbeit am Auto möglich ist", betonte Marko.
Daher denke er nicht, "dass in Zandvoort die große Lösung kommt." Um dieser näher zu kommen, könnte Red Bull laut Gerüchten schon beim Rennen in Monza einige der jüngsten Upgrades wieder zurücknehmen.
Im Interview des Fachmagazins Auto, Motor und Sport wurde Red Bulls Technischer Direktor Pierre Wache gefragt, ob die Entscheidung, das Konzept des RB18 und RB19 für die neue Saison über den Haufen zu werfen, grundsätzlich eine falsche war. "Vielleicht werden wir am Ende des Jahres zu dem Schluss kommen, dass es besser gewesen wäre, das Konzept, das wir hatten, weiterzuentwickeln", antwortete dieser.
"Auto ist eine Zicke geworden"
Er betonte aber, dass das Risiko notwendig gewesen sei. "Wir haben den ältesten Windkanal im ganzen Feld und die Detailarbeit leidet. Es war absehbar, dass die anderen früher oder später ihre Konzepte optimieren würden, also mussten wir einen radikalen Schritt wagen."
Verstappen hat zwar seit Spanien Ende Juni nicht mehr gewonnen und stand seitdem nur noch einmal auf dem Podium. Auch aus einem Auto, das nicht das schnellste im Feld ist, holt er allerdings das Optimum heraus.
"Wir waren in Österreich die Schnellsten und auch in Spa. In Ungarn fehlten nur wenige Hundertstel - also wir jammern da schon auf hohem Niveau", sagte Marko. Was Verstappen gelinge, schaffe aber Teamkollege Sergio Perez nicht.
"Das Auto ist eine Zicke geworden, die nur noch Max bändigen kann." Perez arbeitet in Zandvoort mit einem neuen Renningenieur, da Hugh Bird in Vaterschaftsurlaub geht und Richard Wood einspringt.
Mit bereits sieben unterschiedlichen Siegern bietet die Saison den neutralen, nicht an einen Fahrer oder ein spezifisches Team gebundenen Fans zumindest beste Unterhaltung. Den Rekord diesbezüglich hält übrigens die Saison 1982 mit elf Siegern, die aus sieben unterschiedlichen Teams kamen (Weltmeister war Keke Rosberg mit nur einem Tagessieg). Um diese Zahl zu erreichen, müsste in den verbleibenden zehn Rennen 2024 schon mehrmals Außergewöhnliches passieren - auszuschließen ist das freilich nicht.