Die Hackordnung bei Red Bull Racing könnte nicht klarer sein.
Während Max Verstappen als WM-Vierter permanent um Podestplätze fährt, kämpft sich Pierre Gasly im Mittelfeld ab. Erst 37 Punkte hat der Franzose in dieser Formel-1-Saison gesammelt - im Gegensatz zu Verstappens 100. Der aktuelle Rückstand des Franzosen "ist nicht zu akzeptieren", stellte Red-Bull-Konsulent Helmut Marko klar.
Die Situation bei Red Bull, aktuell nur mit einem Auto konkurrenzfähig zu sein, sei etwas frustrierend, hat zuletzt schon Teamchef Christian Horner angemerkt. Marko wird vor dem Österreich-Heimspiel von Red Bull in Spielberg (So., ab 15:10 Uhr im LIVE-Ticker) deutlicher.
"Max ist ein Ausnahmetalent, ein Ausnahmekönner. Aber der Rückstand, den Gasly derzeit hat, der ist nicht zu akzeptieren", sagte der Steirer zur APA.
Überstunden statt Promo-Spaß
"Die zwei letzten Rennen, Montreal und Paul Ricard, waren unter dem Durchschnitt. Der Rückstand war zu groß", führt Marko weiter aus. Gasly blieb zuletzt als Zehnter (Frankreich) und Achter (Kanada) jeweils weit hinter Verstappen.
"Ich bin der Erste, der nicht zufrieden mit der Performance ist", sagt Gasly am Donnerstag. "Es war sicher nicht das Wochenende, auf das ich gehofft habe in Frankreich. Aber das ist jetzt Geschichte, wir schauen auf Österreich. Wir werden alles daransetzen, es an diesem Wochenende besser zu machen."
Dass die Red-Bull-Bosse offenbar Handlungsbedarf sehen, zeigte sich am Mittwoch. Da hätte der 23-jährige Gasly wie Verstappen und die Toro-Rosso-Piloten Daniil Kvyat und Alexander Albon an einem Promo-Event in Graz teilnehmen sollen, wurde aber buchstäblich zum Nachsitzen verdonnert. In England gingen die Ingenieure mit ihm am Simulator verschiedene Setup-Varianten durch, um das Optimum für seinen Fahrstil zu finden.
"Wir müssen Gasly das Gefühl und das Vertrauen für das Auto geben, aber ohne dass wir zu weit von unserer schnellsten technischen Abstimmung wegkommen", erklärt Marko. "Es wird auch parallel dazu sein Chassis komplett durchgecheckt, vielleicht gab es technisch was. Diese Antwort haben wir noch nicht. Wenn wir was finden würden, wäre es gut."
An Kvyat-Gerücht sei nichts dran
Warum der Franzose mit dem RB15 nicht so gut zurechtkommt, sei eine Kombination mehrerer Faktoren. "Er hat einen neuen Renningenieur, der ist neu in der Formel 1. Das muss sich halt alles zusammenspielen." Vieles spielt sich laut Marko im Kopf ab. "Gasly hat schon ein paar gute Rennen abgeliefert. Er muss halt einfach das Vertrauen haben, und das Team in ihn Vertrauen haben."
Die nötige Zeit werde man dem Franzosen geben. Meldungen über einen bevorstehenden Fahrerwechsel bezeichnet Marko als "aus der Luft gegriffen". Laut einem Gerücht sollte Gasly demnächst wieder ins Toro-Rosso-Cockpit versetzt werden, während Kvyat ins "A-Team" zurückkehren könnte. Wie Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost zuletzt klarstellte, ist der Russe von Red Bull nur ausgeliehen.
(Gute) Alternativen sind rar
Wer in der kommenden Saison der Teampartner von Verstappen wird, ist noch nicht klar. Man wolle sich darauf erst im Herbst festlegen, erklärt Marko.
Kandidaten aus dem eigenen Nachwuchsprogramm, die überhaupt infrage kommen würden, stehen nicht gerade Schlange. Der Tiroler Lucas Auer sowie der Brite Dan Ticktum fahren 2019 in der japanischen Super-Formula-Serie, um die nötigen Punkte für die Superlizenz zusammenzubekommen. Ticktum ist allerdings stark unter Druck geraten, hat erst einen Punkt gesammelt - auch hier gibt es bereits Gerüchte, dass der Brite sein Cockpit los sein könnte.
Mitunter wird der Deutsche Nico Hülkenberg von Renault als möglicher Anwärter auf das zweite Red-Bull-Cockpit gehandelt.
Ein spektakulärer Coup wäre das Formel-1-Comeback von Ex-Weltmeister Fernando Alonso. Der Spanier müsste es jedoch deutlich billiger geben als bei seinen vorherigen Stationen in der Königsklasse. Eine Rückholaktion von Sebastian Vettel schließt Marko für 2020 aus, zumal der Deutsche dann noch bei Ferrari unter Vertrag steht.