Red Bull Racing steht vor mehreren Richtungsentscheidungen.
Der Rennstall sucht einen neuen Motorenpartner für die Zeit nach 2021, hätte aber am liebsten einen Entwicklungsstopp, um seine Honda-Aggregate behalten zu können.
Auch ein Formel-1-Ausstieg ist wieder Thema, wobei FIA-Boss Jean Todt ankündigte, er werde sich nicht erpressen lassen (HIER nachlesen>>>). Bei der Suche nach einem Fahrer ist das Team ebenfalls gewillt, bekannte Pfade zu verlassen. Der erste Domino-Stein ist Alexander Albon.
Neueinsteiger beim Motor? Unwahrscheinlich
Was die Leistungsfähigkeit des Antriebs betrifft, hinkt Red Bull der Mercedes-Werkspower hinterher. Das hat auch diese Saison deutlich gezeigt. Dennoch will der Rennstall auch nach dem angekündigten Rückzug von Honda ab 2022 mit den Japanern weiter zusammenarbeiten. Dabei soll die bestehende Technologie in Eigenregie in England zusammengesetzt und gewartet werden. Motor und Chassis Hand in Hand bauen zu können, würde weitere Vorteile bringen, so die Hoffnung bei den Red-Bull-Verantwortlichen.
Ein eigenes Power-Unit-Programm auf der technologischen Basis von Honda kommt allerdings nur infrage, wenn spätestens ab der Saison 2022 das Motoren-Reglement eingefroren wird. "Denn eine Weiterentwicklung können wir uns technisch als auch finanziell nicht leisten", stellt Helmut Marko, der Chefberater des Teams, klar.
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
Mit einem neuen Motorenhersteller bis 2022 ist nicht zu rechnen, wären doch die Kosten extrem hoch und angesichts des Drangs zu Klimaneutralität nur schwer argumentierbar.
Damit es zum "Engine Freeze" kommt, ist Red Bull auf das Entgegenkommen des Automobil-Weltverbandes FIA und der Konkurrenz angewiesen. Während sich Mercedes von der Idee nicht abgeneigt zeigt, legen sich Ferrari und die FIA noch quer. Red Bull soll bereits ein weiteres Mal mit dem Rückzug aus der Formel 1 gedroht haben, um seinem Anliegen Nachdruck zu verleihen.
"Ich respektiere jede Meinung und jeden Antrag, werde mich aber nicht erpressen lassen", betonte FIA-Boss Todt, der lieber früher als später mit CO2-freien Kraftstoffen in der Formel 1 fahren will. Für dieses Großprojekt bräuchte es andere Motoren.
Ausstiegs-Option ist ein Szenario
Red Bull ist mithin in der Zwickmühle. Mercedes-Teamchef Toto Wolff hat aus Kapazitätsgründen eine Partnerschaft mit einem weiteren Team bereits kategorisch ausgeschlossen. Neben dem eigenen Werksteam rüstet Mercedes ab dem nächsten Jahr mit Aston Martin, dem Nachfolger von Racing Point, Williams und neu auch McLaren gleich drei Konkurrenten aus.
Und eine Liaison mit Ferrari erscheint für beide Seiten ebenso wie eine Rückkehr zu Renault kaum erstrebenswert, bestätigte Marko. "Der Ausstieg ist eine Option für uns. Das ist die Realität."
Dieses Szenario erscheint allerdings wenig realistisch. Red-Bull-Firmengründer Dietrich Mateschitz ist allein durch seine Rennstrecke in Spielberg noch länger eng an die Formel 1 gebunden. Laut Reglement wäre Renault im Streitfall sogar gezwungen, die beiden Red-Bull-Teams mit Motoren zu beliefern, da die Franzosen ab 2021 ganz ohne Kundenteam dastehen. Ganz ausgeschlossen ist es freilich nicht.
Wer greift überhaupt ins Lenkrad?
2021 ist Red Bull jedenfalls definitiv weiter Bestandteil der Formel 1. Noch nicht klar sind die Fahrerpaarungen beim Stammteam und bei AlphaTauri. Alexander Albon hat eine Schonfrist von zwei, drei weiteren Rennen bekommen, um zu beweisen, dass er mit seinem Teamkollegen Max Verstappen besser mithalten kann. Die meisten Beobachter gehen jedoch davon aus, dass der Thailänder nach der Saison fallen gelassen wird.
Er könnte sich bestenfalls ins zweite AlphaTauri-Cockpit neben Pierre Gasly retten, da der Russe Daniil Kvyat vor dem Abschied steht. Alternativkandidat bei AlphaTauri ist der japanische Rookie Yuki Tsunoda.
Dass für den dann zu besetzenden zweiten Platz bei Red Bull Racing Nico Hülkenberg und Sergio Perez heiße Kandidaten sind, ist ein offenes Geheimnis. Die besseren Karten soll übrigens der Deutsche Hülkenberg haben, und das nicht, weil er neben Deutsch auch fließend Niederländisch - und somit die Muttersprache von Verstappen - spricht.
"Red Bull sollte ihn nehmen, weil er auch vom Typ her zu ihnen passt", sagte Ex-Formel-1-Macher Bernie Ecclestone, der laut eigenen Aussagen schon den Wechsel von Sebastian Vettel zu Aston Martin angebahnt hat. Die Entscheidung steht noch aus.