Sebastian Vettel gewinnt den Grand Prix von Singapur und feiert im 15. Formel-1-Rennen der Saison seinen ersten Sieg!
Der Deutsche beendet ein sehr taktisch geprägtes Nacht-Rennen vor seinem Ferrari-Teamkollegen Charles Leclerc an der Spitze und sorgt für den ersten Doppelsieg eines Teams auf dieser Strecke.
Ausschlaggebend sind die einzigen Boxenstopps: Vettel kommt eine Runde früher herein und setzt sich mit einer schnellen Out-Lap vor den Monegassen, der den Taktik-Nachteil sauer zur Kenntnis nehmen muss.
Dritter wird Max Verstappen im Red Bull.
Mercedes verpokert sich komplett, verschläft den richtigen Moment für die Boxenstopps und wartet zu lange. Lewis Hamilton und Valtteri Bottas müssen sich mit den Rängen vier und fünf begnügen.
Es ist der erste Ferrari-Doppelsieg seit Ungarn 2017. Vettel gewinnt zum fünften Mal in Singapur - auf keiner anderen Strecke konnte er so viele Erfolge feiern. Es ist allerdings sein erster Erfolg seit Belgien 2018, also seit über einem Jahr.
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Leclerc ungewolltes Strategie-Opfer
Leclerc, der die jüngsten zwei Rennen in Spa und Monza gewonnen und Vettel zuletzt klar den Rang abgelaufen hatte, verteidigt auf dem vom Flutlicht erhellten Marina Bay Street Circuit seine fünfte Karriere-Pole zunächst trotz einer bemerkenswerten Bummelfahrt. Dabei fährt Leclerc bis zu 13 Sekunden langsamer als in der Quali. Weltmeister Lewis Hamilton beschwert sich in dieser Phase, "nicht noch langsamer" fahren zu können.
Auf dem Weg zum vermeintlich dritten Triumph in Folge wird der junge Monegasse aber dann davon überrumpelt, dass man nicht ihn, sondern den auf Platz drei fahrenden Vettel in der 20. Runde zuerst zum Reifenwechsel an die Box holt. Leclerc folgt kurz später, kommt aber hinter dem Deutschen auf die Strecke zurück und ist darüber verblüfft und erbost. Vettel bekommt freilich eine sehr starke Out-Lap hin.
Obwohl am Ende des längsten Rennens des Jahres der bereits dritte Ferrari-Sieg in Serie und der erste Doppelsieg seit Ungarn 2017 herausschaut, reagiert Leclerc am Funk mehrmals zornig auf dieses teaminterne Manöver. Er ist dieser an sich gegen Mercedes gedachten Taktik-Entscheidung etwas ungewollt ebenfalls zum Oper gefallen.
Die Box muss den wütenden Monegassen am Ende bei einem Re-Start nach einer Safety-Car-Phase sogar auffordern, nichts Dummes gegen Vettel mehr zu riskieren. "Ich behalte den Kopf unten, okay. Aber fair war das nicht", beschwert sich Leclerc kurz vor Rennende.
"G'sunde Watsche" für Mercedes
Der Haussegen bei Ferrari hängt also trotz der aktuellen Erfolge schief. Obwohl der zuletzt vielfach schon abgeschriebene Vettel nun erstmals auf einer Rennstrecke gleich fünf Rennen gewonnen hat und bei 53 GP-Siegen hält, reagiert auch er nach der Zieldurchfahrt mit Schweigen. Außerhalb des Autos meint Vettel dann: "Ich bin sehr glücklich. Denn der Start in die Saison war echt schwierig. Ich bin stolz und danke jedem, der mitgeholfen hat", spricht der 32-Jährige die vergangenen Wochen und Monate an. "Viele haben mich trotzdem ermuntert."
Neben den team-internen Undercut profitiert Vettel bei seinem Comeback-Sieg bei der Taktik-Schlacht der Teams in Singapur auch von einem Fehlgriff bei Mercedes. Dort holt man nämlich den neben Leclerc aus der ersten Reihe gestarteten Hamilton mangels Alternativen so spät zum einzigen Stopp an die Box, dass der britische Weltmeister und WM-Leader am Ende als Vierter sogar die Siegerehrung verpasst. Man hoffte bei Mercedes, dass die führenden Autos von einer zu überholenden Gruppe gebremst werden würde oder eine der in Singapur häufigen Safety-Car-Phase dazwischen kommt.
Hamilton führt nach 15 Saisonrennen mit 296 Punkten in der Fahrer-WM natürlich weiter klar vor seinem Teamkollegen Valtteri Bottas (231), insgesamt ist man derzeit aber nur noch die Nummer zwei hinter Ferrari. "Zu viele Fehler gemacht. Das war eine g'sunde Watsche", fasst Teamchef Toto Wolff ein missratenes Wochenende zusammen.
Vettel hingegen bringen selbst drei Safety-Car-Phasen in der zweiten Rennhälfte nicht mehr aus dem Konzept.
Dass das Nacht-Rennen in Singapur immer speziell ist, beweist auch etwas anderes. Zwischendurch führt - noch vor seinem Boxenstopp - Alfa-Pilot Antonio Giovinazzi als erster Pilot seit über vier Jahren ein Formel 1 Rennen an, der nicht in einem Mercedes, Ferrari oder Red Bull sitzt.