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Wie gut ist Valtteri Bottas wirklich?

Mit Williams-Abstieg geriet Bottas aus dem Fokus. Wird er Hamilton fordern können?

Wie gut ist Valtteri Bottas wirklich?

Das Warten hat sich gelohnt. Nach vier Saisonen bei Williams erfüllt sich Valtteri Bottas' Traum vom Sprung zum Weltmeister-Team Mercedes.

Plötzlich sitzt der Finne im wohl besten Auto des gesamten Feldes. Ist er dafür bereit? "Ich habe keine Selbstzweifel. Ich weiß, dass ich Rennen gewinnen kann", meinte der 27-Jährige kürzlich gegenüber "Autosport".

Nach seinem Durchbruch 2014 ging es in den letzten beiden Jahren im Hinblick auf seine Ergebnisse wieder bergab. Wie gut ist Bottas wirklich?

Das ist Valtteri Bottas  
Geburtsdatum
  1. August 1989 - 27 Jahre
Geburtsort Nastola, Finnland
Grand-Prix-Starts 77
Erstes Rennen GP von Australien 2013 (14.)
Beste Startposition
  1. (drei Mal)
Bestes Rennergebnis
  1. (zwei Mal)
Bestes WM-Resultat
  1. (2014)

Angesichts der zur Verfügung stehenden Fahrer haben sich die Silberpfeile für die risikoärmere Lösung im Vergleich zu Youngster Pascal Wehrlein, der zu Sauber wechselt, entschieden.

Ein künftiger Weltmeister

Aufgrund seiner jüngsten Resultate mehrte sich aber zuletzt Kritik an der sich abzeichnenden Entscheidung zugunsten des Südfinnen. Laut Gerhard Berger habe sich Bottas nicht genügend von seinem Teamkollegen Felipe Massa abgesetzt, um sagen zu können: "Ich bin der Richtige."

Vor zwei Jahren war die öffentliche Meinung noch eine gänzlich andere. Nach sechs Podestplätzen und WM-Rang vier war Bottas, der 2008 im Formula Renault Eurocup Daniel Ricciardo bezwang, einer der gefragtesten Fahrer der Formel 1.

"Ich habe schon mit ein paar Weltmeistern in ihrer Anfangszeit zusammengearbeitet und ich habe keine Zweifel daran, dass Valtteri einmal Weltmeister wird", sagte Ex-Williams-Technikchef Pat Symonds am Ende der Saison 2014.

Konstant stark im schwächeren Auto

Doch der Erfolg von Williams hielt nicht an und so wurden auch die positiven sportlichen Schlagzeilen über Bottas seltener. Drei dritte Plätze in den letzten beiden Saisonen waren das höchste der Gefühle. Hartnäckige Gerüchte um einen Wechsel zu Ferrari zerschlugen sich durch die Vertrags-Verlängerung von Kimi Räikkönen.

Die Kräfteverhältnisse in der Formel 1 haben sich hinter Krösus Mercedes und den Verfolgern Red Bull Racing und Ferrari aber verschoben. Force India zog 2016 an Williams vorbei.

Angesichts dessen ist Bottas' durchschnittliche Startposition in der abgelaufenen Saison von 8,3 positiv hervorzuheben. Damit liegt er fast gleichauf mit Nico Hülkenberg und ist sogar besser als Sergio Perez (9,43).

"Er sagt nicht viel, aber..."

Was die Schnelligkeit auf einer Runde angeht, kann man ihm definitiv nichts vorwerfen. Kein anderer Pilot hat sein Stallduell so deutlich gewonnen wie er (17:4). Natürlich wird Hamilton ein ganz anderer Gradmesser als Massa, doch der Neue bei Mercedes wird alles andere als chancenlos in die Qualifyings dieser Saison gehen. Bewahrheiten sich die Befürchtungen mancher Experten, könnte das Überholen 2017 außerdem wesentlich schwieriger und die Startaufstellung somit noch wichtiger werden.

Stichwort neues Reglement: Hier könnten Bottas entscheidende Fähigkeiten zugute kommen. "Es gibt viele Fahrer, die schnell sind, aber nie Weltmeister werden. Es geht um Intelligenz, die Anpassungsfähigkeit, die harte Arbeit und der Blick für das Detail. Diese Dinge werden ihn zum Weltmeister machen", meinte Symonds vor drei Jahren.

In - man ist verleitet zu sagen - typisch finnischer Manier weiß er auch bei der Fahrzeugentwicklung zu überzeugen. "Er sagt nicht viel, aber wenn, dann ist es prägnant. Man sieht sich die Sache an und sagt: Ja, das stimmt", erzählt der frühere Williams-Chefingenieur Mark Gillan über die Zusammenarbeit.

Darüber hinaus spricht die Konstanz für Bottas. Schwere Fehler sind absolute Mangelware, das zeigt nicht zuletzt die Statistik. In den letzten 58 Starts holte er in 45 davon Punkte. In der Fahrer-WM 2016 konnte er auch hier Hülkenberg, der über das bessere Auto verfügte, hinter sich lassen.

Eines lässt sich aber nicht vorhersagen: Wie wird er mit der Situation umgehen, im Weltmeister-Auto zu sitzen und um Pole Positions und Rennsiege zu kämpfen?

Gemeinsamkeiten mit Prost

"Wir wissen, dass er schnell ist, aber es ist etwas anderes, wenn du in einem Team bist, von dem Siege und WM-Titel erwartet werden und nicht nur ein frommer Wunsch sind", meint Ex-Pilot Martin Brundle.

Einer, der Bottas schon lange kennt, hat keine Zweifel. "Wenn Valtteri in ein konkurrenzfähiges Auto kommt, dann wird er gewinnen", sagt sein Physiotherapeut Antti Vierula, der bereits mit Hamilton, Perez und Rallye-Rekordweltmeister Sebastien Loeb zusammengearbeitet hat.

Im Rückblick auf die Formel-1-Historie fühlt er sich an Alain Prost erinnert, der den Spitznamen "Professor" trug: "Sie haben viel gemeinsam. Ich habe zwar nicht mit Prost gearbeitet, aber ich weiß von den Leuten bei McLaren, dass er wie Valtteri sehr viel Hausverstand in den Rennen nutzte."

"Valtteri verlangt viel von sich selbst und von seinem Umfeld", so Vierula. "Er sagt und weiß genau, was er will."

In einer schon vor Weihnachten veröffentlichten Kampfansage auf YouTube meint Bottas selbst: "Es wird sehr anspruchsvoll, aber ich werde nicht aufgeben, und weiterhin mein Bestes geben, um mir den einen Traum, den ich habe, zu erfüllen: Die WM zu gewinnen. Das ist mein Lebensziel."


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