"Ihr ruiniert mein Rennen", brüllte Max Verstappen seinen Renningenieur Gianpiero Lambiase völlig frustriert während dem Großen Preis von Ungarn in den Funk.
Es ist ein Sinnbild für den in der jüngeren Vergangenheit erfolgsverwöhnten Niederländer. Spätestens nach dem Rennwochenende am Hungaroring und dem enttäuschenden fünften Platz von Max Verstappen kann man getrost von einer Mini-Krise bei den "Roten Bullen" sprechen.
Um den Sieg mischt Verstappen vom Start weg nicht mit. Den machen die McLaren am Ende unter sich aus, auch wenn die Art und Weise für Diskussionen sorgt. Schlussendlich darf Oscar Piastri über seinen ersten Rennsieg jubeln, Norris folgt nur wenige Zehntelsekunden später (Rennbericht>>>). Dass Verstappen nicht auf Rang drei steht, verschuldet zumindest teilweise eine schlechte Strategie des Red-Bull-Kommandostandes.
Die Gemütslage beim dreifachen Weltmeister war nach dem Rennen nicht wirklich abgekühlt: "Die Strategie war heute sehr schlecht", zeigte sich Verstappen nach dem Rennen im Interview mit "Sky" frustriert.
Verstappen hadert: "Das haben wir heute schlecht gemacht"
Seinen ersten Stopp macht Verstappen spät in der 21. Runde und rutscht hinter Hamilton zurück. Selbiges passiert beim zweiten Stopp. Der Brite geht erneut einige Runden früher an die Box und landet schlussendlich vor seinem Rivalen. Beim zweiten Mal kommt Verstappen dann nicht mehr an Hamilton vorbei, der am Ende seinen 200. Podestplatz stark verteidigt.
"Zwei Mal haben wir einen Overcut gemacht, aber auf dieser Strecke kann man nur schwer überholen. Mit unserem Auto ist es zurzeit noch schwerer. Das haben wir heute schlecht gemacht", bekrittelte der WM-Führende nicht nur die Strategie.
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Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko stimmt seinem Schützling zu: "Wir haben völlig unterschätzt, wie schwierig das Überholen ist. Wir konnten mit dem Geschwindigkeitsüberschuss einfach nicht überholen. Die Strategie, die wir gewählt haben, hat sich als völlig falsch herausgestellt."
"Wir sind davon ausgegangen, dass die Reifenqualität am Schluss den Ausschlag geben wird und sind daher auch länger draußen geblieben. Damit war dann aber unsere Strategie und unser Rennen zerstört", so Marko weiter.
Crash mit Hamilton führt zum endgültigen K.o.
Für den 81-Jährigen ist "das Rennen auch unglücklich verlaufen." Trotz der schlechten Strategie war Verstappen kurz davor, Hamilton ein zweites Mal auf der Strecke zu überholen. Doch trotz schnellerer Rundenzeiten gab es kein Vorbeikommen am siebenmaligen Weltmeister.
In der 62. Runde versuchte es der Niederländer zu aggressiv bei der Einfahrt in Kurve eins, wurde vom einbiegenden Hamilton angehoben und schließlich auf Platz fünf hinter Charles Leclerc zurückgereicht. Verstappen musste nach dem Rennen noch zu den Stewards und seine Sicht des Vorfalles schildern.
Noch wollte der Red-Bull-Pilot nicht allzu viel über den Crash sagen: "Schauen wir mal", lauteten seine abschließende Worte.
Am Ende blieb nur der fünfte Rang, zum zweiten Mal in den letzten drei Rennen. Den letzten Sieg feierte der dreimalige Weltmeister beim Großen Preis von Spanien. Der Kampf um die Weltmeisterschaft könnte nach zwei Jahren RB-Dominanz wieder spannend werden.
Krise bei RB: "Da müssen wir jetzt durch"
Dies liegt auch am so erfolgreichen McLaren. Mit dem Doppelsieg rückt das britische Team in der Konstrukteurs-WM auf 51 Punkte heran.
"Es ist ein mehr als ernsthafter Gegner. Wir dachten mit unserer Strategie, dass wir das Duo zumindest splitten können. Es sind noch elf Rennen, der Vorsprung ist nicht beruhigend, aber er ist noch da", werden die Sorgenfalten beim Grazer sicher nicht weniger.
"Wir müssen weiter hart arbeiten. Wir dürfen uns aber nicht den kleinsten Fehler erlauben, sonst sind wir gleich Zweiter", war sich Marko über die Gefahr der McLaren bewusst. In der Einzelwertung hat Verstappen noch 71 Punkte Vorsprung auf Lando Norris.
Dabei wollte man am Hungaroring eigentlich zurück auf die Siegerstraße. Die Updates am RB20 hatten aber nicht den gewünschten Effekt: "Das Update hat einen Zeitgewinn gebracht, aber nicht den erwarteten und vor allem nicht den, den sich der Max erwartet hat. Es ist irgendwo enttäuschend und Max ist frustriert, aber da müssen wir jetzt durch."
Ein positives Erlebnis gab es für Red Bull in der ungarischen Hauptstadt aber doch. Sergio Perez fuhr nach einem katastrophalen Qualifying und Startplatz 16 auf Rang sieben vor. "Er ist wettbewerbsmäßig sehr gut unterwegs gewesen. Ich hoffe, dieser Trend hält an und das ist das Positivste an diesem Renntag", lobte Marko den zuletzt stark kritisierten Mexikaner.
Dass Perez endlich zurück in seine Form findet, ist auch dringend notwendig, will man in der Konstrukteurs-WM nicht hinter McLaren stehen.