190 Rennen musste Sergio Perez auf seinen ersten Sieg warten. So lange, wie es vor ihm kein anderer Grand-Prix-Sieger in der Formel 1 musste.
Der Mexikaner dreht schon seit 2011 in der Königsklasse seine Runden, darunter 2013 ein Jahr im McLaren. Nun gelang die Premiere in Pink. Ausgerechnet für Racing Point, wo "Checo" schon vor einiger Zeit für 2021 zugunsten von Sebastian Vettel und Teambesitzer-Sohn Lance Stroll ausgebootet wurde.
Und wie der Sieg beim Grand Prix von Sakhir zustande kam, hätte eigentlich das Potenzial, die Schlagzeilen aller Motorsport-Berichte zu dominieren. Wäre nicht das Drama um Mercedes, das den Premierensieg von Hamilton-Ersatzmann George Russell gleich im ersten Einsatz selbst vergeigte (das sagt Wolff>>> und das sagt Russell>>>).
Nach einer unverschuldeten Kollision mit Charles Leclerc gleich in der vierten Kurve wurde Perez ans Ende des Feldes zurückgespült und arbeitete sich mit der Wut im Bauch Platz um Platz nach vorne.
Das Mercedes-Unglück war aus seiner Sicht nur ausgleichende Gerechtigkeit, denn vor einer Woche verhinderte ein Defekt im Finish den Podestplatz im ersten Bahrain-Rennen.
Ist es schon ein Schlusspunkt?
Wenn es für Perez dumm läuft, könnte der Sieg auch eine späte Genugtuung und Abrundung seiner Formel-1-Karriere sein. Noch hat er keinen Platz für die Saison 2021 sicher.
Im Moment nach dem Zieleinlauf war das aber sicher kein dominanter Gedanke im Kopf des Mexikaners. "Checos" Tränen waren am Boxenfunk klar zu vernehmen.
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"Ich hoffe, dass ich nicht träume. Denn ich habe so lange Jahre nur von diesem Moment träumen können. Zehn Jahre habe ich gebraucht. Unglaublich. Ich weiß nicht, was ich sagen soll", sagte der Premierensieger.
"Hätte Mercedes auch so hinter mir gehalten!"
Nicht nur den Verlust seines Sitzes musste Perez 2020 schon hinnehmen. Auch eine Covid-19-Erkrankung, mit der er zwei Rennen aussetzen musste, konnte ihn nicht langfristig bremsen.
So wurde der Grand Prix von Sakhir mit dem Rückschlag in der ersten Runde nur zu einer kleinen Metapher für die Saison von Perez.
"Es ging nur darum, nicht aufzugeben, danach zu greifen, das Allerbeste rauszuholen. Diese Saison war uns das Glück nicht immer hold, aber endlich war es auf unserer Seite", freute sich der 30-Jährige.
Dabei wollte er nicht alles auf das Mercedes-Pech geschoben wissen. "Ja, die Mercedes hatten ihre Schwierigkeiten. Aber ich hatte am Ende genug Pace, um George hinter mir zu halten. Das Auto hat sich wie eine Limousine angefühlt."
2021 nicht in eigenen Händen
Eines ist klar: In der Außendarstellung hat Sergio Perez mächtig Werbung für die eigene Sache gemacht. Speziell in der Diskussion um den ungeklärten Platz bei Red Bull Racing scheint es momentan eher schwer ein Vorbeikommen an einem routinierten Grand-Prix-Sieger zu geben, während Alex Albon auch mit der Rute im Fenster zu keinen ausreichenden Resultaten kommt.
Auch, wenn Perez 2021 nicht im Red-Bull-Overall zu sehen sein sollte: "Dieser Sieg gibt mir etwas mehr Frieden mit mir selbst, um ehrlich zu sein. Was jetzt weiter passiert, liegt nicht so sehr in meinen Händen, aber ich weiß, dass ich weitermachen will. Wenn ich nächstes Jahr nicht am Grid stehe, komme ich 2022 zurück."
Geduld ist ja offensichtlich große Stärke eines Mannes, der 190 Rennen auf seinen ersten Sieg warten muss.