Alle Jahre wieder! Am 1. Mai jährt sich das wohl schwärzeste Wochenende der Formel-1-Geschichte.
Beim Großen Preis von San Marino starben vor 25 Jahren binnen 25 Stunden der Salzburger Roland Ratzenberger und die brasilianische Legende Ayrton Senna durch Unfälle. "Es war, als hätte man Jesus live gekreuzigt", sagte Formel-1-Chef Bernie Ecclestone. Das Desaster von Imola veränderte den Motorsport nachhaltig.
Ratzenberger starb am 30. April 1994 im Qualifying - nach nur 54 Tagen in der Formel 1.
Senna krachte einen Tag später als Führender des Rennens mit seinem Williams in eine Mauer, der 34-Jährige erlitt dabei lebensgefährliche Kopfverletzungen. Knapp vier Stunden nach dem Unfall erklärten ihn die Ärzte in der Maggiore-Klinik von Bologna für tot.
Senna galt als größter Formel-1-Pilot der Geschichte
Senna war Formel-1-Weltmeister 1988, 1990 und 1991, er galt schon zu Lebzeiten als einer der besten Fahrer der Geschichte.
Vor allem bei schwierigen Bedingungen wie im Regen schien "Magic Senna" nahezu unbezwingbar. "Als ob eine Gottheit gestorben wäre", formulierte es einmal sein langjähriger Physiotherapeut, der Salzburger Josef Leberer.
Der Senna-Mythos erklärt sich freilich auch damit, dass niemand sagen kann, was er sportlich noch erreicht hätte. Vor dem Horror-Wochenende war seit dem Tod von Riccardo Paletti 1982 in Montreal kein Formel-1-Pilot mehr bei einem Rennen ums Leben gekommen.
Zwei Tote gab es auch beim GP von Belgien 1960 in Spa
Vergleichbar sind die verhängnisvolle Tage von Imola wohl nur mit dem 19. Juni 1960, als beim Großen Preis von Belgien auf dem alten Spa-Kurs mit den Briten Alan Stacey und Chris Bristow zwei Fahrer tödlich verunglückten.
Wie bei einer klassischen Tragödie entfaltete sich das Unglück in mehreren Akten.
Am Freitag kam der deklarierte Senna-Nachfolger Rubens Barrichello bei einem furchbaren Crash mit Überschlag wie durch ein Wunder mit glimpflichen Verletzungen davon.
Am Samstag verunglückte dann im Qualifikationstraining der Salzburger Ratzenberger nach einem Bruch des Frontflügels an seinem Simtek-Ford bei über 300 km/h.
Ratzenberger starb bei Highspeed-Crash
Die Todesursache nach dem Hochgeschwindigkeits-Unfall lautete Schädelbasisbruch beim frontalen Einschlag in die Betonbegrenzung - der 33-Jährige verstarb noch am Unfallort.
Am Sonntag erreichte das Entsetzen seinen Höhepunkt.
Zunächst provozierte eine heftige Kollision von Pedro Lamy und J.J. Lehto den Einsatz des Safety Cars. Einige Zuschauer und Polizisten wurden durch herumfliegende Trümmerteile verletzt. Kurz nach dem Neustart kam Senna in der berüchtigten Tamburello-Kurve von der Strecke ab und prallte mit etwa 220 km/h in eine Betonmauer.
Der Brasilianer wurde mit schweren Kopfverletzungen, unter anderem weil er vom rechten Vorderrad getroffen worden war, nach Bologna geflogen. Im Spital kämpften die Ärzte vergeblich um sein Leben.
Gerhard Berger stellte seinen Ferrari bald nach dem Unfall mit einem Defekt ab. Der Tiroler, insgesamt drei Jahre Teamkollege von Senna bei McLaren, wollte kein Risiko mehr eingehen. "Ayrton war ein guter Freund von mir", sagte Berger, der 1989 in der Tamburello-Kurve selbst einen schlimmen Crash gehabt hatte. Sein Tod sei für ihn so gewesen, "als würde die Sonne vom Himmel fallen".
Senna verunglückte mit Österreich-Fahne im Cockpit
Im Williams-Wrack wurde übrigens eine österreichische Fahne gefunden, die Senna offenbar nach dem Rennen zu Ehren Ratzenbergers zeigen wollte.
Verständlicherweise rückte nach dem Grand Prix sofort das Thema Sicherheit in den Fokus.
Am 13. Mai 1994 wurde in Monaco die Fahrergewerkschaft GPDA wiederbelebt, was Senna bereits in Imola angeregt hatte. Auf Betreiben ihres damaligen Chefs Max Mosley verschärfte die FIA die Crash-Tests, die Rennstrecken wurden mit größeren Auslaufzonen versehen, die Betonmauern verschwanden. Die Cockpits bekamen höhere Seitenwände, später verbesserte sich dank des HANS-Systems auch der direkte Schutz von Kopf und Nacken entscheidend.
"Ohne die Ereignisse von Imola hätten wir 20 oder 30 Jahre länger gebraucht, um punkto Verkehrssicherheit dorthin zu gelangen, wo wir heute sind", sagte Mosley später.
Formel 1 blieb bis 2014 dann 20 Jahre ohne tödlichen Unfall
In der Formel 1 sollte die nächsten 20 Jahre kein Fahrer mehr in einen tödlichen Unfall verwickelt sein. Dann verunglückte Jules Bianchi am 5. Oktober 2014 beim Großen Preis von Japan in Suzuka auf regennasser Fahrbahn. Der Franzose erlag neun Monate später den Folgen seiner schweren Verletzungen.