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Sainz: "Alle sollten sich den Blinddarm entfernen lassen"

Für das Traditionsteam aus Maranello war es ein perfekter Renn-Sonntag in Australien. Auch bei McLaren gibt es viel zu feiern.

Sainz: Foto: © getty

Perfekter Sonntag für Ferrari! Das italienische Team darf sich beim Grand Prix von Australien über den ersten Doppelsieg seit Bahrain 2022 freuen.

Beeindruckt hat vor allem Rennsieger Carlos Sainz. Der Spanier lag vor rund zwei Wochen noch bei seiner Blinddarm-Entfernung auf dem OP-Tisch - in Melbourne durfte er am Siegertreppchen ganz oben Platz nehmen.

Im Interview mit Ex-Haas-Teamchef Günther Steiner unmittelbar nach dem Rennen beschreibt er seine Gefühlslage: "Es war ein wirklich gutes Rennen, ich habe mich sehr gut gefühlt. Vor allem physisch war es nicht das leichteste Rennen, aber ich habe es geschafft meine Pace zu managen und das Rennen zu bestimmen, das war das Wichtigste für mich."

"Achterbahn der Gefühle"

Doch nicht nur Sainz' tolle Vorstellung brachte das überragende Ergebnis ein, sondern die Leistung vom ganzen Team. Ferrari legte vier Boxenstopps perfekt hin, auch die Strategien passten für beide Fahrer perfekt. Dass das vor allem in den vergangenen Jahren nicht selbstverständlich war, dürfte bekannt sein.

"Ich bin sehr glücklich und sehr stolz auf das Team. Das zeigt, dass sich harte Arbeit auszahlt", so Sainz. Für ihn war das Jahr 2024 ein Auf und Ab, wie er auch selbst betont: "Mit den Ereignissen Anfang des Jahres, dann dem Podium in Bahrain und der Blinddarm-Operation ist es eine Achterbahn der Gefühle, aber ich liebe es."

Nach seinem Comeback-Sieg ist der Spanier zum Scherzen aufgelegt: "Ich würde allen Fahrern empfehlen, sich den Blinddarm entfernen zu lassen, dann werden sie vielleicht auch schneller."

 

Seine Chance witterte der 29-Jährige, nachdem er den nur kurz darauf ausscheidenden Verstappen überholte: "Ab dem Moment, wo ich Max überholt habe und in Führung lag, habe ich gewusst, dass ich das schaffe. Ich bin vorne weggefahren, mit sauberer Luft in meinem Tempo. (..) Mir war klar, dass ich das nachhause fahren kann."

Leclerc mit Lob für seinen Teamkollegen - und Selbstkritik

Teamkollege Charles Leclerc freut sich vor allem für das Team: "Es fühlt sich super an, vor allem für das Team. Erster und Zweiter, das ist seit Bahrain 2022 nicht mehr passiert. Es ist toll, dass wir das wieder einmal geschafft haben. Carlos hatte ein unglaubliches Wochenende nach seiner Operation."

Er selbst hatte etwas zu kämpfen, wie der Monegasse weiter verrät: "Ich habe im ersten Stint mit den harten Reifen ein bisschen Probleme gehabt, aber Platz 1 und 2 ist das Beste, was wir erzielen konnten."

Mit sich selber ist der 26-Jährige nicht zufrieden: "Ich war nicht ganz so zufrieden. Im Qualifying habe ich nicht so abgeliefert, der erste Stint war nicht so gut, der zweite Stint war sehr gut. Das müssen wir in Zukunft verbessern."

Leclerc "sehr optimistisch" für die Zukunft

Vor allem die Fortschritte, die sein Team gemacht hat, stimmen ihn positiv: "Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung, die wir in den sechs, sieben Monaten hingelegt haben. Wir wissen ganz genau, wo wir uns noch verbessern müssen. Deswegen bin ich für die Zukunft sehr optimistisch."

Auf die Frage, ob er das Gefühl gehabt hätte, auf Sainz aufschließen zu können, stellt Leclerc klar: "Nein, ich musste im ersten Stint nach hinten verteidigen, deshalb mussten wir ein bisschen früher stoppen. Beim ersten Reifenwechsel war mir klar, dass Carlos heute den besseren Job gemacht hat, das ganze Wochenende schon. Ich bin für ihn und das Team sehr glücklich."

Das Ziel sei gewesen, die maximale Anzahl an Punkten mitzunehmen. Das ist eindrucksvoll gelungen - Partystimmung bei Ferrari.

"Perfekter Tag" für Teamchef Vasseur

Teamchef Frederic Vasseur fasst das Wochenende der "Roten" bei "ServusTV" nochmal zusammen: "Wir hatten ein sehr starkes Wochenende. Freitag war gut, nach der Qualifkation hatten wir etwas gemischte Gefühle, weil wir gewusst haben, dass wir mehr erreichen hätten können. Aber wir wussten schon vom Freitag, dass unsere Rennpace gut ist. Das Rennen ist von Anfang an gut gelaufen, wir hatten immer ein gutes Reifenmanagement. Es war ein perfekter Tag heute."

"Lasst uns das genießen, wir haben für dieses Ergebnis hart gearbeitet", setzt der Franzose mit einem Grinser nach. 

Doch wie wäre es gelaufen, wenn Verstappen nicht ausgeschieden wäre? "Wir wissen es nicht. Zwischen Perez und Max ist manchmal ein großer, manchmal ein kleiner Abstand. Es ist schwierig, sich das Rennen mit Max vorzustellen, vielleicht hätten wir mit ihm genauso gewinnen können", so Vasseur.

In zwei Wochen geht es zum vierten Saisonlauf nach Japan. Auf die Frage, was man sich in Suzuka von Ferrari erwarten könne, zeigt sich Vasseur wieder in bester Laune: "Lasst mich mal diesen Sieg heute Abend genießen, das ist der Plan, und dann schauen wir weiter und können über Japan nachdenken. In Suzuka ist Max letztes Jahr allen anderen davongeflogen, also schauen wir dann, ob wir dort mithalten können. Aber heute möchte ich den Abend genießen, Aus, Ende."

"Habe mir nicht erwartet, am Podium zu sein"

Nicht nur Ferrari hatte viel Grund zur Freude. Auch bei McLaren jubelt man über ein Spitzenergebnis: Platz drei für Lando Norris, Platz vier für Lokalmatador Oscar Piastri.

Norris bilanziert: "Es war ein super Wochenende, ein super Tag. Ich bin sehr stolz auf mein Team, wir haben in der Meisterschaft mächtig Punkte gesammelt. Leider waren wir nicht in der Lage, Charles anzugreifen. Ich denke, unsere Pace war ein klein wenig besser, aber dann hat er den Undercut gemacht. Carlos und Ferrari haben einen tollen Job gemacht."

"Ich habe mich gut gefühlt, Reifenmanagement war kein Problem. Ich habe mir nicht erwartet, am Podium zu stehen, deshalb bin ich sehr glücklich", freut sich der Brite.

Zu Ferrari und Red Bull fehlt aber doch noch einiges, wie er zugibt: "Um zu Ferrari und Red Bull aufzuschließen, ist es schon noch ein großer Schritt. Die sind ein, zwei Schritte vor uns, aber wir kommen näher, heute ist der Beweis dafür. Das ist unser Ziel."

Piastri: "Hätte gerne ein Podium gehabt"

Knapp am Podium vorbei schrammte Local-Hero Oscar Piastri. Der junge Australier belegte in seiner Heimatstadt den starken vierten Rang - ein bittersüßes Endergebnis.

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So fasst der 22-Jährige sein Rennen zusammen: "Es war okay. Im mittleren Stint habe ich ein bisschen Probleme gehabt, hatte Graining bei den Reifen. Das hat mir am Ende des Stints zu schaffen gemacht, einmal bin ich sogar von der Strecke abgekommen. Sonst war es okay, ich hatte nicht genug, um weiter vorne zu sein. Ein gutes Ergebnis für das Team, tolle Punkte. Es war ein schönes Wochenende zuhause."

Die Enttäuschung, das Podium so knapp verpasst zu haben, lässt sich aber nicht verbergen. Zur Renn-Halbzeit musste er sogar seinen Teamkollegen ziehen lassen: "Es war absolut gerechtfertigt, er war im Qualifying schneller als ich. Wir hatten zwei verschiedene Strategien, und er war im Rennen schneller als ich. Als Team war das die richtige Entscheidung. Natürlich hätte ich gerne einen Podiumsplatz gehabt, aber es war okay."


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